Dieter Kersten - März / April 2012    
Editorial    
     
 

Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

nun wird in der Causa Wulff tatsächlich von Ehrensold gesprochen! Dem Internet entnehme ich: Der Begriff „Ehre“ ist etymologisch sehr alt und geht auf die sehr frühe griechische Geschichte, nämlich auf das 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurück. Homer zufolge ist die Ehre ein Wort aus der Kampfsphäre. Dem, der gewonnen hat, gebührte die Ehre. Verletzte bzw. beleidigte Ehre konnte schon damals nur im Kampf wiederhergestellt werden. Ehre stand auch im Zusammenhang mit dem Besitz. Nur die besitzende Schicht konnte Ehre haben.

Diese Auslegung des Begriffes Ehre hat im 19. Jahrhundert zu sehr vielen Duellen, unter Verwendung von unterschiedlichen Waffen, geführt.  Man konnte dem blutigen Geschäft nur entgehen, indem man seinen Gegner als nicht satisfaktionfähig erklärte - oder - wenn sich der Beleidiger bei dem Beleidigten entschuldigt.

Ich halte Christian Wulff für nicht satisfaktionfähig, also für ehrlos. Deshalb kann er auch keinen Ehrensold bekommen. Da Gesetze und Zusagen nicht nachträglich geändert werden können, werden wir als Volk wohl nicht drumherum kommen, einschließlich Büro-Kosten 300 000,-  bis 400 000,- Euro pro Jahr, bis zu seinem Tod zu zahlen. Möglicherweise ergibt sich aus dem Betrag noch ein Anspruch auf eine Witwenrente.

Richtig: die Altersversorgung zukünftiger Bundespräsidenten muß unbedingt neu geregelt werden.

Die Personaldecke für ein durchaus nur formelles Staatsoberhaupt  ist äußerst dünn. Ich las irgendwo den Vorschlag, diesen Posten abzuschaffen. Der Posten sei ein Relikt des Obrigkeitsstaates, so wurde geschrieben. Ich wäre sehr dafür, diesen Vorschlag in aller Ausführlichkeit öffentlich zu diskutieren.

Sollten wir zu der Entscheidung kommen, diesen Posten so zu belassen, wie er ist, dann sollte in Zukunft der Bundespräsident direkt vom Volk gewählt werden. Dann ist der Posten schwergewichtiger, als er zur Zeit ist.

Sie finden in dieser Ausgabe auf Seite 7 ein Interview über Joachim Gauck. Ich gebe zu, daß ich allerhand Probleme mit der Persönlichkeit Gaucks habe. Sein konservativer Charakter, der ihm „gestattet“, öffentlich für den Afghanistan-Krieg einzutreten, der ihn zum Gegner der Occupy-Bewegung und zu einem - so scheint es - kritiklosen Anhänger von Sarrazin macht, ist mir durchaus suspekt. Er vertritt - ohne Not - parteiische Positionen. Aber er ist ja noch nicht Präsident!!! Als Präsident der alten Art in der real existierenden Bundesrepublik Deutschland sollte er sich hüten, parteiisch aufzutreten.

Die Kandidatin der Partei DIE LINKE ist - erstaunlicherweise - Beate Klarsfeld. Klarsfeld ließ verlauten, sie habe keine „Bauchschmerzen, daß ich ausgerechnet für die Linken kandidiere, wenngleich ihr eine Nominierung vonseiten der CDU oder der SPD lieber gewesen wäre“. Sie ist eine Deutsche, die in Frankreich lebt. Sie ist eine bekennende Anhängerin des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Bevor ich schreibe, sie wäre mir als deutsche Bundespräsidentin  - jeder Irrtum mit eingeschlossen - durchaus angenehm, weil sie in die deutschen parteipolitischen Händel nicht verwickelt zu sein scheint, hätte ich ganz gerne gewußt, wie sie zu der Menschenverachtung  des französischen Präsidenten gegenüber Armen und den Einwandern in Frankreich steht.

Beate Klarsfeld ist übrigens  vier Monate vor mir, in Berlin-Wilmersdorf, geboren. Ihre Mutter hat, ohne das ich sie kannte, bis zu ihrem Tode bei mir „um die Ecke“ gewohnt. Beate und ich haben uns vielleicht von  Kinderwagen zu Kinderwagen angebläkt.

Bleiben wir bei der Innenpolitik! In meinen Notizen steht schon eine ganze Weile der verärgerte und ärgerliche Satz „Menschenverachtung ist der Kern deutscher Innenpolitik, übrigens egal, welche Partei gerade an der Macht ist“ Ergänzen will ich diesen Satz durch die Nachrichten, „60 Milliarden Euro sind im vorigen Jahr an die Krankenhäuser gezahlt worden; das ist der bisher höchste Betrag“ und „Gesetzliche Krankenkassen melden Rekordüberschuß von 4 Milliarden“.  Ich zitiere aus FOCUS-Online vom 12.10.2011: Infektionen mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern werden nach Expertenschätzung in Europa jährlich 17. 000 Todesopfer fordern. Nur Hygiene schützt – doch damit hapert es in vielen Krankenhäusern. Bereits im Jahr 2007 seien mehr als 8000 Menschen in Europa durch zwei gefährliche Krankenhauskeime gestorben, berichtet ein britisch-niederländisches Forscherteam im Fachmagazin „PloS Medicine“. Bis zum Jahr 2015 könnten sich die Opfer mit 17 000 Todesfällen mehr als verdoppeln. Diese Zahl ist nicht nur in menschlicher Hinsicht dramatisch, sondern auch in wirtschaftlicher: Die Behandlung von Patienten, die mit den multiresistenten Bakterien infiziert waren, haben in europäischen Ländern für Kosten von insgesamt 62 Millionen Euro gesorgt, erläutern Marlieke de Kraker und ihre Kollegen vom Centre for Infectious Disease Control der Niederlande in Bilthoven. Überschrieben ist der FOKUS-Beitrag mit: Krankenhauskeime: Die unkontrollierbare Bedrohung. Gründliches Händewaschen kostet Mediziner 30 Sekunden pro Waschgang – mehr Zeit, als sie im hektischen Alltag oft haben.

Warum, frage ich mich, steht nicht der Mensch im Mittelpunkt, sondern das Geld - die Milliarden, die überwiesen und gespart werden. Ich bin sicher, daß es einige Leser gibt, die zu diesem Thema für eine der nächsten Ausgaben des Kommentar- und Informationsbriefes einen Beitrag schreiben können.
Der Mensch steht nicht mehr im Mittelpunkt, sondern das Geld. Wir müssen uns mit der Funktion des Geldes intensiv befassen. Ich habe in den letzten Ausgaben und in der vorliegenden Ausgabe immer wieder Bücher zu diesem Thema angeboten. Die Reaktion ist nicht  erfreulich.

„Nur die besitzende Schicht konnte Ehre haben“ habe ich eingangs auf dieser Seite zitiert. Ist es tatsächlich so, daß das haben das soll bestimmt? Das Thema Geld ist brennend heiß, denn wir werden in diesem Jahrhundert eine Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen erreichen. Wer soll da was haben?

Bitte helfen Sie mir mit nicht allzu philosophischen Texten, praxisnah und kritisch!!

Mein Themenwechsel zum Schluß ist eigentlich kein Themenwechsel. . Afghanistan habe ich auf dieser Seite schon erwähnt, aber nicht die us-amerikanische Koranverbrennung in diesem islamischen Land. Wie blöd müssen amerikanische Soldaten sein, die die Heilige Schrift der Muslime in einem islamischen Land verbrennen und sich dabei auch noch erwischen lassen. Es ist bekannt, daß die Schulbildung vieler US-Amerikaner noch schlechter als die der Afghanen ist. Das macht die angebliche Mission der US-Amerikaner und ihrer deutschen Vasallen, den Afghanen Demokratie und Wohlstand zu bringen, nahezu lächerlich.

Bleiben Sie mir gewogen. Ende Mai erscheint die nächste Ausgabe.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Kersten

 
     
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