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Viel Nebel, viel
Lärm, viele Effekte, mehr war am 30. November 1994 kaum zu sehen bei
CLASSICS REVUE PUR im Friedrichstadtpalast zu Berlin. Natürlich warf
das Ballett unter der Regie von Jürgen Nass flott die Beinchen und
die Mädchen wackelten mit ihrem Popo, aber es fehlte der Pepp in der
Aufführung. Die Beleuchtung im Prolog hatte sich die Regie vom Zuschauerraum
aus offensichtlich nie angesehen. Sie war mehr als hinderlich für den
Zuschauer, weil sie unangenehm blendete. Wenn ich der Gliederung der Aufführung
folge, dann waren weder Leidenschaft noch Komödie
noch Phantasie zu merken. Lediglich die Jonglerie Los Allegrias
und die Trapez-Darbietung Ayak Brothers waren beachtlich. Der Intendant
Alexander Iljinskij stellt in dem DM 8,50 teuren Glanzprospekt-Programm
sein Theater u.a. mit den Worten vor: "Die Revue ist zurückgekehrt
in dieses Haus an der Spree, das mit Recht Europas größtes Revuetheater
genannt wird. Mit einer Ballettcompany von 80 Tänzerinnen und Tänzern,
mit einem Live-Revueorchester und seinen fast 200 jungen und jüngsten
Künstlern in einem Kinderensemble, das einmalig in der Welt ist."
Der Stil des letzten Satzes erinnert mich an die Lautstärke der Veranstaltung:
es wird mir immer unerfindlich bleiben, weshalb die Tonanlage so übermäüig
laut dröhnen muß. Bei mir kommt da immer der Verdacht hoch, daü
die Sängerinnen und Sänger eigentlich nicht richtig singen können.
Apropos: ich atmete faßt auf, als einmal in deutscher Sprache gesungen
wurde. Ich fürchte, daß Herr Iljinskij noch allerhand tun muü,
damit die zweifellos vorhandene Qualität des Ensembles beim Publikum
spürbar wird.
Der neue Friedrichstadtpalast, eröffnete 1984 seine Pforten, liegt
in der Friedrichstraüe rechts hinter der kürzlich erneuerten Weidendammer
Brücke - von S-Bahnhof Friedrichstraße aus gesehen. Er ist ein
Betonplattenbau, mit einigem Zierat und Buntglasscheiben versehen. Fast
gegenüber lag der alte Friedrichstadtpalast. Er wurde 1980 abgerissen.
Dieser alte Friedrichstadtpalast hatte eine alte Geschichte: die alte Markthalle
wurde 1874 Zirkus (Renz und Schumann) und mutierte dann 1919 (Architekt
Poelzig) zum Großen Schauspielhaus mit 5000 Plätzen.
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