Dieter Kersten - März / April 1998    

Kabarett: Buchholz "Akte Icke - ein Alien packt aus"
Theater: Greiffenhagen "Die Comedian Harmonists"

 
     
 

Veronika, der Lenz ist da,
die Mädchen singen tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext:
Veronika der Spargel wächst!

Veronika, die Welt ist grün,
drum laü uns in die Wälder ziehn!
Sogar der alte Groüpapa
sagt zu der alten Groümama:
Veronika, der Lenz ist da!

Mädchen lacht, Jüngling spricht:
Woll'n Sie oder woll'n Sie nicht?
Drauüen ist Frühling!
Der Poet ist Otto Licht
hält es jetzt für seine Pflicht
und schreibt dieses Gedicht:

Veronika, der Lenz ist da,
die Mädchen singen tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext:
Veronika, der Spargel wächst!

Veronika, die Welt ist grün,
drum laü uns in die Wälder ziehn!
Sogar der alte Groüpapa
sagt zu der alten Groümama:
Veronika, der Lenz ist da!

Zu dem reichen Berliner Kulturleben gehört des Kabarett. In der Januarausgabe habe ich über die DISTEL berichtet. West - Berliner Gegenstück dazu sind DIE WÜHLMÄUSE in der Nürnberger Straüe 33 in Berlin-Wilmersdorf. Ich würde Ihnen gerne mehr über DIE WÜHLMÄUSE berichten, insbesondere über die Geschichte, aber weder im Internet noch in meinem Bücherschrank finde ich etwas. Eine FAX - Nummer scheint es auch nicht zu geben und unter der Telefonnummer meldet sich ein Anrufbeantworter ohne Sprechmöglichkeit. Natürlich könnte ich mich in die U-Bahn setzen und hinfahren. Aber da ich ein Ein - Mann - Betrieb bin, verzichte ich darauf. Vielleicht kann ich im Blick auf DIE WÜHLMÄUSE sagen: Hochmut kommt vor dem Fall. Wer so wenig Öffentlichkeitskontakte anbietet, scheint es nicht nötig zu haben.
Der Saal war voll. Am Sonnabend, den 24. Januar 1998 trat Martin Buchholz als Alleinunterhalter mit seinem Programm auf: Akte Icke - ein Alien packt aus . Mir hat es vorzüglich gefallen, Pointe nach Pointe, politisches Kabarett in Reinkultur. Vieles, wo man sich so richtig ablachen konnte. Es war so viel, daü ich leider keinen Textfetzen behalten habe. Soweit ich mitbekommen habe, läuft das Programm nicht mehr.

+ + +

Es war der 5. Februar 1998, 20.00 Uhr und die Komödie am Kurfürstendamm in Berlin W war bis auf den letzten Platz gefüllt. Da ich drauüen eine Weile warten muüte, sah ich die Menschenmassen strömen und fragte mich, ob denn alle ihren Platz finden würden. Fanden sie! Was gab's zu sehen und zu hören? Die Comedian Harmonists - Ihr leben. Ihr Traum. Ihre Lieder - oder auch Veronika, der Lenz ist da. Es ist nicht der Film, der auch sehr gut sein soll, sondern in der Komödie wurde die Geschichte der Ende der zwanziger Jahre bis kurz nach 1933 weltbekannten Berliner Gesangsgruppe auf die Bühne gebracht. Ich habe schon lange nicht eine so atemberaubende, so schöne, so fröhliche, so komödiantische, so bedrückende Theatervorstellung gesehen! Die Geschichte, erzählt von Gottfried Greiffenhagen und gespielt von Günter Barton als Harry, Olaf Drauschke als Erich, Horst Maria Merz als Erwin, Holger Off als Ari, Tilmann F. Rönnebeck als Robert, Marko Woytowicz als Roman und Conrad F. Geier als "Hans" (in mehreren Rollen), ist die Geschichte eines Quintetts, welches sich in der Jahren der Arbeitslosigkeit (1928 ff.) emporarbeitete. Fernsehen gab es noch nicht und der Film kam erst so richtig in die Gänge, da konnte einer der Künstler sinngemäü sagen: Wir haben fast 6 Millionen Arbeitslose und noch nie gab es so viel Kabaretts und Theater in Berlin als jetzt. Heute, 1998, sieht man sich das Publikum in der Komödie an, so kann man sagen, wir haben noch nie sie viel gut pensionierten Mittelstand gehabt als jetzt - und auch schon wieder fast 6 Millionen Arbeitslose. Und von Krieg wird auch wieder geredet - wie sich die Bilder gleichen! Aber zurück zu diesem Theaterstück, welches, so fürchte ich, nicht mehr auf dem Spielplan sein wird, wenn Sie meine Kritik lesen. Auf der Bühne wird die Geschichte dieser Gesangsgruppe gezeigt und es wird dabei überzeugend die Geschichte dieser Zeit geschildert bis zu dem bitteren Ende, wo die Nazis und groüe Teile unseres Volkes begannen, die Deutschen, die jüdischen Glaubens waren, zu verfolgen und begannen, das deutsche Kulturbewuütsein zu zerbrechen, so daü wir nach 1945 willfährige Opfer der Umerziehung wurden. Die schauspielernde Gesangsgruppe von 1998 hat in ihrer gesanglichen und darstellerischen Form die Qualität ihrer historischen Vorbilder vermutlich (fast) erreicht. Wenn ich Ihnen die Titel einiger Lieder nenne, so werden Sie sicher eine Beziehung herstellen können ... Wochenend und Sonnenschein ... Veronika, der Lenz ist da ... Das ist die Liebe der Matrosen ... Ein Lied geht um die Welt (welches auch von dem unvergessenen Josef Schmidt gesungen wurde, der emigrieren muüte) ... Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines biüchen Glück .... Morgen muü ich fort von hier und muü Abschied nehmen ... Ich hab für Dich 'nen Blumentopp, 'nen Blumentopp bestellt .... Schöne Isabella von Kastillien, pack Deine ganzen Utensilien ... Ein guter Freund ... und vieles, vieles mehr.
Ich weiü nicht mehr, ob ich die Komödie bereits beschrieben habe. Aber es schadet ja auch nichts, wenn ich mit anderen Worten eine Beschreibung der Geschichte eines Theaters wiederhole. Wieder ziehe ich das kleine Theaterbuch aus dem FAB-Verlag zu Rate. Die Komödie ist ein am 1. November 1924 eröffnetes Boulevardtheater am Kurfürstendamm (jetzt überbaut vom Kudammkarree). Es wurde in den zwanziger Jahren von Max Reinhardt geleitet und war in der Vorkriegs - und Nachkriegszeit Aufführungstätte vieler fröhlicher Theaterstücke. Seit 1934 ist das Theater im Besitz der Familie Wölffer und somit ein Privattheater.

 
     
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