Dieter Kersten - Mai 2003    
Oper: Wagner "Der fliegende Holländer"  
     
  Wagners Romantische Oper Der fliegende Holländer habe ich zumindestens schon einmal gehört und gesehen, und zwar in der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg, in einer sehr düsteren Inszenierung . Leider habe ich damals keinen Bericht geschrieben.
Harry Kupfer, dessen Inszenierung ich am 5. Februar d.J. in der Staatsoper Unter den Linden gesehen habe, sagt in einem Gespräch, welches in dem vorzüglich edierten Programmbuch abgedruckt ist: > Das Stück ist ein psychologisches bürgerliches Drama und keine groüe romantische Oper! <. Fast neige ich nach dieser Inszenierung dazu, zu behaupten, daü es in diesem Stück um die (sexuellen) Wahnvorstellungen einer jungen Frau, sie heiüt Senta, geht, die in Traumbildern ihrem nur materiell ausgerichteten und engstirnigen Vater entfliehen will. Das Märchen vom Fliegenden Holländer, ist das eines Verdammten, der zeitlos mit seiner Schiffsmannschaft die Meere durchkreuzen muü, bis er, alle sieben Jahre darf er für kurze Zeit an Land gehen, eine Frau gefunden hat, die ihm treu bleibt. Dieses Märchen wird in seinen Variationen immer wieder im Lebenskreis von Senta erzählt; zudem gibt es im Vaterhaus ein Bild dieses geheimnisvollen Kapitäns des Fliegenden Holländer, so daü sie keine Schwierigkeiten hat, sich ein Bild zu machen. Die Geschichte, mit der sie aus der spieübürgerlichen Gesellschaft ausbrechen will, hat also ein Gesicht. Es geht bei dieser Oper mehr um das Mädchen Senta als um den Kapitän. Senta muü erkennen, daü sie sich nicht ihrer bürgerlichen Fesseln entledigen kann und nimmt sich das Leben. Es wird in dieser Inszenierung nicht mehr erlebbar, ob der Fliegende Holländer und seine Mannschaft dann erlöst sind, da Senta doch bis in ihren Tod treu geblieben war. Ist es nicht so, daü der Kapitän (auch) seinen Tod will?
Das Märchen vom Fliegenden Holländer ist ein Volksmärchen, welches von keinem Geringeren als von Heinrich Heine in den Memoiren des Herren von Schnabelewopski erzählt wird. Wagner, der sein Libretto selbst schrieb, hat sich weitgehend an die Heine-Vorlage gehalten und auch mit Heine darüber gesprochen und korrespondiert. Die ursprünglich französische Textfassung muüte Wagner aus materieller Not 1841 verkaufen. Er komponierte aber weiter. 1843 wurde die deutsche Fassung in Dresden uraufgeführt. Am 7. Januar 1844 wurde das Stück in Berlin in Anwesenheit des preuüischen Königs im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt gespielt, da die Königliche Oper Unter den Linden gerade abgebrannt war.
Am 5. Februar d.J. hörte kein König zu, aber mein vierzehnjähriger Patensohn Nils und ich. Auüerdem waren ca. 75 % der Theaterplätze belegt. Es war die 12. Vorstellung nach der Premiere vom 8. April 2001. Das Bühnenbild war modern, was man u.a. daran erkennt, daü es wieder eine ominöse Wendeltreppe gab, die, ich weiü es nur für Berlin, das "moderne" Markenzeichen ist. Die Hauptfigur Senta ist fast immer präsent, auch schon während der Ouvertüre, was vermutlich nicht nur Nils irritierte. Nils kannte den Stoff und es fiel ihm sofort auf, daü der Schluüchor etwas vorverlegt wurde. Dramturgisch fand ich diesen kleinen Eingriff in das Stück richtig Alles in allem sahen und hörten wir eine vorzügliche Ensembleleistung und Staatskapelle Berlin.
 
     
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