Dieter Kersten - Juli / August 2007    
 
Theater: Strindberg "Totentanz"  
     
 

(Reinhard Welker, 3. 6. 07) Friedrich, der große König. Sanssouci, Symbol der Größe, Hort der Kultur, Schlüssel zur Philosophie.

Ich wanderte durch den Park Sanssouci, ohne das Schloß je zuvor gesehen zu haben Plötzlich erhob es sich in der Ferne, davor die hängenden Gärten der Semiramis! Terrassenförmig aufeinander aufbauende Gebilde, Wände, an den Feigenbäume wuchsen, davor an den unteren Terrassen, schwere Glastüren, die vermutlich bei Kälte von Hand geschlossen werden.

Ich schritt die Stufen der gewaltigen Freitreppe hinan. Ein überwältigender Eindruck! Ich spürte förmlich den Geist Friedrichs in mir. Erklang nicht ganz leise aus der Ferne eine Flöte? Ich folgte den Flötentönen zögernd, etwas ungläubig. Da stand der Flötenspieler am Fuß einer Seitentreppe und spielte im  historischen Gewand Friedrichs klassische Weisen, nicht sehr virtuos, aber doch so, daß die Melodien zu Herzen gingen.


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(D.K.) Am 9. Juni 2007 sah ich im BERLINER ENSEMBLE Theater am Schiffbauer Damm das Theaterstück Totentanz von August Strindberg. Ich habe selten in den letzten  Jahren eine so gute Inszenierung gesehen wie die von Thomas Langhoff. Die Premiere in diesem Jahrtausend war am 16. Dezember 2006. Es ist kaum zu glauben: eine so junge Inszenierung und so stimmig in der Bewältigung von Themen und Darbietungen. Das sollte in den Annalen der Theaterkritiken Anfang dieses Jahrtausends festgehalten werden.

Dabei sind die Themen Dauerehekrisen = Beziehungskrisen in allen ihren Variationen heutzutage eher langweilig, wenn nicht wenigsten ein Partner zum juristischen Schwert der Scheidung greift und es mindestens einen Toten gibt.. Nein, in diesem Stück kabbeln sich ein Ehepaar unter Assistenz eines alten Freundes bis zum vermeintlich guten Ende. Das Ehepaar geht auf besondere Weise sehr autoritär miteinander und mit dem Freund um. Einerseits kleben sie regelrecht aneinander, andererseits versuchen die Ehepartner, mit „Lug und Betrug“   in den wortreichen Auseinandersetzungen „zu punkten“. Die Psychologie der „Tragödie“ wird  in spannender Form sichtbar gemacht. „Tragödie“ meine ich hier völlig „ungriechisch“, obwohl mir die Vorstellung, daß „Tragödie“ ursprünglich „ein  Lied beim Opfer eines Bockes am Dionysosfest“ oder auch „ein Gesang um den Preis eines Bockes“ gewesen sein  soll, sehr gefällt.

» Er war eine große, gotterfüllte und gottgeplagte Seele, fremd nicht nur in der bürgerlichen Gesellschaft, sondern in diesem Leben überhaupt, die am Bösen, Häßlichen, Falschen entsetzlich gelitten und der die Sehnsucht nach dem Himmlischen, nach Reinheit und Schönheit, unsterbliche Dichtungen eingegeben hat.«

Thomas Mann über August Strindberg

Fundstelle: Rückseite des Einbandes des Reclam-Heftes

August Strindberg war ein schwedischer Schriftsteller und lebte von 1849 bis 1912. Mit seinen Theaterstücken und Romanen polarisierte er zu seiner Zeit die Theater- und Lesergemeinde. In seinen Stücken, auch im Totentanz, setzte er sich mit seinen eigenen Erfahrungen in Gesellschaft, Ehe und Familie auseinander.

Totentanz wurde 1905 am Alten Stadttheater in Köln mit mäßigen Erfolg aufgeführt. Erst 1912 kam der Durchbruch in einer Inszenierung am Deutschen Theater Berlin unter der Regie von Max Reinhardt.

Wenn Sie sich das Reclam-Heft Totentanz für    3,40 kaufen, werden Sie feststellen, daß das Stück noch einen Zweiten Teil hat, der aber schon lange Zeit nicht mehr gespielt wird.

Das Theater war fast bis auf den letzten Platz besucht.

 
     
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