Reinhard Welker / Juli-August 2004    
Aufforderungen zu Gewalttaten in Filmen, Videos und Songtexten  
     
 

Seit über 10 Jahren bemühen sich Soziologen, Kriminalisten, Pädagogen und Juristen darum, zur Gewalt auffordernde Filme, Videos, Songtexte, Heftchen und Bücher vom Markt nehmen zu lassen und vielleicht deren Produzenten strafrechtlich zu belangen. Der Erfolg blieb bisher aus. Das Massaker von Erfurt am 26. April 2002 zeigt, daß ein für die meisten Menschen aus seinem Umfeld - wie es heißt - "völlig unauffälliger" Täter scheinbar aus heiterem Himmel zu einem solchen Verbrechen fähig ist. Es ist nur vordergründig argumentiert, es läge in erster Linie an dem kaum kontrollierten Zugang zu (Sport)waffen. Dieses Argument greift zu kurz, denn ein entsprechend "motivierter" Täter kann Massenmorde auch mit einem Auto, einem Kleinflugzeug, mit Chemikalien oder Krankheitserregem begehen, die entweder frei zugänglich oder auf dem Schwarzmarkt beschaffbar sind. Notfalls genügt auch schon eine Sense, eine Axt oder ein größeres Küchenmesser. Es dürfte auch genügend Möglichkeiten geben, besonders aus dem ehemaligen Ostblock, automatische Waffen zu beschaffen oder sich sogar waffenfähiges Plutonium zum Bau von Miniatombomben mitsamt den Experten zu deren Bau zu besorgen, gegen Zahlung entsprechender Summen, versteht sich. Aber zurück zu dem Massaker von Erfurt. Es hieß in der ARD-Sonder-Sendung vom 27.04.2002 um 20.15 h, der Attentäter habe 'Heavy Metal' Songs geschätzt. Hier seien Texte mehrerer dieser Gruppen zitiert aus dem Buch "Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen durch Medien" von Werner Glogauer, Nomos-Verlag., 3. Auflage, 1993, Seite: 42f:

Aus dem Song: "Too young to Fall in Love" der Gruppe Motley Crue:

"Keine Frau, sondern eine Hure,
Ich kann den Haß schmecken.
Nun, jetzt bringe ich Dich um. . .
Schau, wie Dein Gesicht blau wird. . .

Aus dem Song "Bastard" der Gruppe Motley Crue:

"Die Lichter gehen aus,
mein Messer dringt ein,
löscht sein Leben aus.
Danke, daß der Bastard tot ist,
mach schnell,
schieß ihm die Birne runter"

Viele Texte enthalten Aufforderungen zum Selbstmord, teils mit direkten Anweisungen für Jugendliche, wie sie dabei vorgehen sollen.

Hier das Lied "Suicide's an Alternative" der Punkband Suicidal Tendencies:

"Selbstmord ist eine Alternative
krank vom Leben . . . es saugt aus
krank und müde,
keiner kümmert sich darum,
krank von mir selbst, ich will nicht leben, genug vom Leben, ich werde sterben Selbstmord ist eine Alternative."

Weitere Selbstmordtexte stammen von Elton John ("Suicide") und von Ozzy Osbourne, dessen nachstehend in Auszügen abgedruckter Text "Suicide Solution" nachweislich Jugendliche in den Tod getrieben hat.

"Wein ist fein, aber Whisky ist schneller. Der Selbstmord mit Alkohol.
Nimm eine Flasche, ertränke Deine Sorgen.
Dann spült sie die Zukunft weg.
Böse Gedanken und böse Taten.
Kälte, allein liegst Du in Ruinen.
Du dachtest, Du könntest dem Schnitter entkommen.
Du kannst dem grollen Pförtner nicht entkommen . .

Gesetze brechen, an Türen klopfen.
Aber es ist keiner zu Hause.
Mache Dein Bett, bette Deinen Kopf.
Aber Du liegst da und stöhnst.
Wo sich verstecken, Selbstmord ist der einzige Ausweg.
Weißt Du nicht, worum es geht?

Im Lied findet sich folgende Stelle, die im abgedruckten Text nicht auftaucht:

"Ah, nein Leute, ihr wißt wirklich, wo es ist . .
Ihr habt es! Warum, probiere es, warum, probiere es!
Schieß. . . Schieß. . . Schieß . .Schieß"

Wenn - insbesondere männliche - Jugendliche in der Pubertät häufig diese Texte hören, werden einige, die sich in labiler seelischer Lage befinden zusammen mit den emotionalen Widrigkeiten der Pubertät und mit der - völlig normalen - Distanzierung vom Vater, unter den Einfluß der in den Texten ausgesprochenen Suggestionen kommen. Dazu braucht nur noch eine depressive Verstimmung oder eine massive Depression zu kommen mit dem Zugang zu Waffen, und der Massenmörder nimmt Gestalt an. Wenn die Erzieher, die Pädagogen, Sozialarbeiter, Ärzte und Psychologen nicht endlich massiv den Gesetzgeber zum absoluten Verbot dieser angeblich künstlerischen Erzeugnisse drängen, das auch innerhalb weniger Monate in ein Bundesgesetz eingebracht wird, werden noch mehr Jugendliche nicht nur mit Drogen Selbstmord begehen, sondern zum Mörder werden.

Jeder trägt an der Verantwortung mit, schon die Eltern, die nicht oder nicht genau wissen, was ihre Kinder und Jugendlichen im Fernsehen oder per Video konsumieren. Sie lernen doch in erster Linie an Vorbildern, der Eltern, der Verwandten, der Freunde, der Lehrer und älterer Schüler. Wenn wir den Weg unseres Volkes in den zuerst seelischen und dann realen Abgrund verhindern wollen, muß diesen "Mord- und Selbstmordkünstlern", den Produzenten von deren abartigen Erzeugnissen, dem einschlägigen Handel und auch den Nutzern per Strafgesetz das Vortragen, die Produktion, der Vertrieb und die private Nutzung verboten werden. Dies muß auch für das INTERNET gelten und für den Import aus dem Ausland. Letztlich werden wir das Problem nur einer Lösung näherbringen können, wenn bald schon die Jugendlichen sich voller Abscheu abwenden und endlich ein Aufschrei durch das Volk geht. Oder sollen Mord und Kannibalismus künftig "normal" werden?

Stand vom 28. April 2002

 
     
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