Dieter Kersten - März / April 2007

   
 

Psychiatrie

 
     
 

(D.K.)  Es paßt scheinbar zu der Nachricht, die ich in dem vorherigen Kommentar- und Informationsbrief gebracht habe: Beckstein hat einen Psychiatrie-Erlaß zu verantworten. In kreuz.net = katholische nachrichten =www.kreuz.net/article.4663.html stand am 6. Februar folgendes: > Am 1. Februar führten 15 Polizisten die gesunde, 15jährige Melissa aus einem intaktem Elternhaus in die Psychiatrie. <

Aus der Presseerklärung vom 02.02.2007
Netzwerk Bildungsfreiheit e.V,
Am Hahnengraben 8,
90592 Schwarzenbruck,
Voice-Mail+Fax: (069)13304395024;
www.netzwerk-bildungsfreiheit.de/html/pe_erlangen.html

> Im Sommer 2005 hatte die heute 15jährige Melissa die Versetzung in die achte Klasse des Erlanger Christian-Ernst-Gymnasiums wegen ungenügender Leistungen in Latein und Mathematik nicht geschafft - in der Klasse war es sehr laut, auch durch Stundenausfälle konnte die Schülerin nicht optimal gefördert werden, mit dem Sitzenbleiben wäre sie nach Angaben der Mutter in eine noch problematischere Klasse gekommen. Ein Wiederholungsjahr hätte für die ansonsten gute Schülerin viel verlorene Zeit bedeutet, daher wurde Melissa fortan zu Hause individuell unterrichtet und spezifisch gefördert. Nur am Musikunterricht und im Chor ihrer Schule nahm Melissa auf eigenen Wunsch weiterhin teil. Das Gymnasium und das Schulamt aber spielten nicht mit, Melissa wurde zwangs-abgemeldet und der zuständigen Hauptschule zugeteilt. Infolgedessen unterrichteten die Eltern Busekros ihre Tochter weiterhin zu Hause. Alle anderen schulpflichtigen Kinder der Busekros gehen übrigens zur Schule. Mit Ablauf des Schuljahres 2005/2006 endete die Vollzeitschulpflicht für Melissa. Dennoch wendete sich das Jugendamt der Stadt Erlangen noch im August 2006 an das zuständige Familiengericht, das eine Anhörung der Eltern und ihrer ältesten Tochter veranlaßte. Zu dieser Anhörung war nur der Vater erschienen. Die Tochter befand sich zeitweise im Ausland. Doch die Behörden ließen nicht locker und wollten minutiös wissen, wann sich Melissa wo aufhielt, wobei es auch zu einem unangemeldeten Besuch der Familienrichterin bei den Busekros kam. ... Am Dienstag, den 30. Januar 2007, frühmorgens, wurden Mutter und Kinder - der Vater war schon zur Arbeit - von Vertretern des Jugendamtes Erlangen und Polizeibeamten überrascht, die eine sofortige Herausgabe von Melissa forderten. Im Beschluß des Amtsgerichtes Erlangen (AZ: 006 F 01004/06) vom 29. Januar 2007 heißt es wörtlich: "Das zuständige Jugendamt wird beauftragt und ermächtigt, das Kind notfalls durch Gewaltanwendung zur Anhörung zuzuführen und sich hierzu der Unterstützung der polizeilichen Vollzugsorgane zu bedienen."

Melissa wurde in die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Nürnberg verbracht und dort in Anwesenheit des Sachverständigen Herrn Dr. Schanda einer Anhörung unterzogen. Im Anschluß an diese Anhörung, etwa dreieinhalb Stunden nach ihrer gewaltsamen Verbringung ins Klinikum Nürnberg, wurde Melissa wieder zurück in ihr Elternhaus gefahren. Den erleichterten Eltern und den fünf jüngeren Geschwistern, die zuvor nicht gewußt hatten, ob und wann sie ihre Tochter bzw. Schwester wiedersehen würden, sowie Melissa selbst sollte der nächstgrößere Schock aber noch bevorstehen. Am Nachmittag des 1. Februar rückten die Familienrichterin, Vertreter des Jugendamtes Erlangen sowie fünfzehn Polizisten bei den Busekros an, um Melissa erneut in die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Nürnberg zu verbringen. Der richterliche Beschluß, mit dem diese Maßnahme gestützt wurde, enthält nach Auskunft des Vaters, Hubert Busekros, auch den sofortigen Entzug der elterlichen Sorge. Mit einer etwa einjährigen Entwicklungsverzögerung und dem Bestehen einer Schulphobie wird dieses Vorgehen gegen eine Fünfzehnjährige, das diese noch dazu völlig unerwartet traf, begründet. Wann die Eltern und Geschwister wieder ein Lebenszeichen von Melissa erhalten werden, ist ungewiß, da das offizielle Vorgehen bei Diagnose "Schulphobie" darin besteht, den Kontakt zu den nächsten Bezugspersonen, die als vereinnahmend betrachtet werden, fürs erste völlig zu unterbinden. ..... Was wird dieser Jugendlichen, einem sensiblen und musikalisch veranlagten Mädchen, angetan, nur weil die zuständigen Behördenvertreter ein Exempel statuieren mußten? Die Traumatisierung des bislang unauffälligen und beliebten jungen Mädchens wird bewußt in Kauf genommen, um die deutsche Schulbesuchspflicht, in diesem Fall sogar nur noch die Teilzeitschulpflicht, mit allen Mitteln und ohne Hinterfragung durchzusetzen. <

Ich verdanke den Hinweis auf diesen Fall Luci Andrea Baumann, Autorin des Beitrages  > Ein halbes Jahr Rohkost – lecker und viel gelernt < in der Ausgabe Juli/August 2006 des Kommentar- und Informationsbriefes.

Luci Andrea Baumann hat auch  einen Offenen Brief an Melissa Busekros geschrieben, den ich wiedergebe.

Liebe Melissa,

ich wünsche Dir viel Kraft in Deiner freiheitsberaubten Lage, bedenke, daß es kein Zufall ist, daß es Dich getroffen hat, Du hast eine Aufgabe für diese Welt und wenn Du nicht die Kraft hättest sie zu lösen, wärst Du da nicht hineingeraten. Es geht hier bei weitem nicht nur um Dich allein. Vielleicht hilft es Dir,  Dir bei Bäumen Energie, Rat und Liebe zu holen, ich hoffe Ihr habt da wenigstens einen Klinikpark, wenn Du Dich viel dort aufhältst kannst Du auftanken, obenbleiben und Dir darüber klar werden, was Du zu tun hast.

Möglicherweise ist es z.B. jetzt konkret Deine Aufgabe den Psychiatrieleuten zu erklären/zeigen, was abläuft und worum es geht. Tritt ihnen mit  Respekt und Ruhe gegenueber, sieh Dich selbst als Botschafterin in einer wichtigen ernsten Angelegenheit (das darfst Du natürlich nicht so raushängen lassen, sonst lassen die Dich da nie raus). Wenn Dich jemand verurteilt, geschieht das nicht aus Bosheit sondern Unbewußtheit. Das System ist so angelegt, daß Funktionäre in solchen Apparaten gar nicht die Möglichkeit haben sollen, mal in Ruhe nachzudenken, was sie eigentlich tun. Weck sie auf, indem Du die Kraft Deines Wesens erstrahlen läßt. Dann wirst Du im richtigen Moment das Richtige sagen oder tun. Dazu kannst Du es Dir nicht leisten, Dich hängen zu lassen.  Sprenge ihre Denk-Schablonen, indem Du einfach nicht hineinpaßt (oftmal kapieren diese Leute allerdings sowieso viel mehr als man denkt und man rennt offene Türen ein, wende Dich an solche).
Ich schick Dir meine Liebe, Deine Schwester Luci

PS. Das Leben ist ein Spiel der Seele, Deinem innersten Wesen kann niemand seine Freiheit wegnehmen.

Wenn Sie den Namen Melissa oder Busekros im Internet eingeben, finden Sie eine Vielzahl von Nachrichten. Eine Zusammenstellung von Dokumenten, die Luci Baumann besorgt hat, kann ich Ihnen als PDF-Datei per Email  auf Anforderung zuschicken.

Auch unter homeschooling finden Sie Einiges im Internet. Offensichtlich fällt es den Erfindern des Begriffes schwer, ein deutsches Wort dafür zu finden. Zum Thema fand ich einen Beitrag im Christlichen Medienmagazin pro, den ich ebenfalls dokumentiere. Aus diesem Beitrag ersehen Sie, daß homeschooling in anderen Ländern statthaft ist und auch erfolgreich durchgeführt wird.

Die Geschichte um Melissa Busekros ist janusköpfig. Was für Qualitäten haben in diesem Fall Schule und Lehrer? Welche pädagogischen Maßnahmen sind ergriffen worden, das Lernklima in der Schulklasse von Melissa zu verbessern? Was haben die Behörden gegen den Unterrichtsausfall getan? Sind die öffentlich Beschäftigten bzw. Beamten und die politisch Verantwortlichen wegen der Vernachlässigungen ihrer Pflichten zur Rechenschaft gezogen worden? Dieser Fragen wird leider nicht nachgegangen. Offensichtlich setzen Familiengericht, Jugendamt und die Vertreter der Kinder- und Jugendpsychiatrie voraus, daß da alles in Ordnung ist. Die Lebenserfahrungen, die Schülerinnen und Schüler in Deutschland machen, sind aber vielfach ganz anders. Der Öffentliche Dienst in Sachen Kinder/Jugend sitzt auf dem gleichen „hohen Roß“, wie er mit den Rechten des erwachsenen Bürgers umgeht. Es wird wirklich Zeit, daß politische Nachbarschaften (direkte Demokratie) in den Gemeinden die Kontrolle über bürokratische Entscheidungen übernehmen. Aber das ist eine Entscheidung vor Ort. Wenn der Bürger bequem ist, wird er sich solche Affären wie die um Melissa gefallen lassen müssen.

In einem Interview, welches Stefan Sedlaczek von http://de.liberty.li/ mit dem Vater führte, sagt Hubert Busekros auf die Frage  > Das deutsche Grundgesetz gewährt umfassende Elternrechte und das Bürgerliche Gesetzbuch sogar das Aufenthaltsbestimmungsrecht der Eltern für ihre Kinder. Trotzdem herrscht in Deutschland Schulpflicht und Schulzwang. Was ist Ihre Vermutung, warum dies so ist und wie begründet Ihre Familie das Recht, diese Dinge selbst zu entscheiden? <  „Es geht um Macht, bei Kindern geht es zudem um die Zukunft, die man mitgestalten will. Daher besteht man auf staatlicher Vorherrschaft, in einem freien Land wie es durch das GG garantiert ist, darf so etwas nicht sein. So wie das auch Prof. Dr. Fritz Ossenbühl ausgearbeitet hat (www.homeschooling.de/elternrecht.htm). Den Behörden ging auch bei uns immer nur um die Verfügungsgewalt über die Kinder und so sieht das bisherige Ergebnis jetzt auch aus.“

Ich werde den Eindruck nicht los, daß der Vater  und die Leute, die möglicherweise hinter ihm stehen, die Auseinandersetzungen um homeschooling auf den Rücken (auf Kosten)  von Melissaführen. Das wäre nicht nur schlecht für Melissa, sondern auch schlecht für die Sache der Freiheit.

Melissaist „zwischenden Stühlengeraten“. Die Jugendämter, in den letzten Monaten durch tote Kleinkinder, für die sie verantwortlich waren, mit Recht in Verruf gerieten, wollen nun durch forsches Auftreten Boden (Macht) zurückgewinnen. Gerichte und Psychiatrie eignen sich sehr als Mittäter (Verbündete). Das ist eine Machtdemonstration auf Kosten von Melissa.

Es ist gefährlich, wenn Erwachsene mit Hilfe ihrer Kinder  Interessen durchsetzen wollen, die zwar „bei Lichte“ betrachtet Interessen der Kinder sind, aber, immer noch im gesellschaftlichen Konsens, zum Machtumfeld der Erwachsenen gehören. Das Recht auf  freie Schulwahl, zu dem auch homeschooling gehört,.muß unter den Erwachsenen ausgetragen werden.

Sozusagen in letzter Minute lieh mir ein Freund ein Video mit dem Titel: Der Schüler Tilmann - Rekonstruktion einer Verweigerung. Auch hier geht es um eine Schulverweigerung eines etwa zwölfjährigen Knaben, der aber, nachdem er seine Leistung im homeschooling erbracht hatte, fröhlich das Gymnasium besuchte. Das Video zeigt sehr selbstbewußte Eltern in ihrem Umfeld, die mit ihrem Kind die einzelnen Schritte der Verweigerung besprachen.

Ich fand im Verzeichnis das Deutschen Buchhandels das Buch Tilmann geht nicht zur Schule - Eine erfolgreiche Schulverweigerung - Vollständige Dokumentation von                   Johannes  Heimrath, welches 1991 erschienen ist. Ich habe aus Zeitgründen nicht erkunden können, ob das Buch noch erhältlich ist. Ich biete es trotzalledem in der beiliegenden Buchliste an.

Die Schulverweigerung von Tilmann ist schon 16 Jahre oder noch länger alt. Nach meinen Beobachtungen hat die Repression gegenüber dem Bürger zugenommen. Melissa ist ein Beispiel dafür.

Nachstehend dokumentiere ich  den Test, der erklärend im Verzeichnis des Deutschen Buchhandels zu lesen ist: > Der erste - und bislang einzige - Freispruch wegen Schulverweigerung in der Bundesrepublik Deutschland! Nach zwei Jahren Kampf mit den Behörden fällte ein bayerischer Amtsrichter das sensationelle Urteil.

Die Grundschule machte Tilmann krank. Die Eltern respektierten seinen Wunsch, fortan zuhause lernen zu wollen. Im Rahmen eines umfangreichen sozialen Projekts, das sie gemeinsam mit anderen Engagierten gegründet hatten, entstand für Tilmann und andere Kinder die Temenos Lerngruppe. Der Staat betrieb jedoch den Entzug des Sorgerechts wegen "Verletzung des Kindeswohls" und wollte Tilmann in ein Heim sperren. Das Buch, das bereits viele Eltern in ähnlicher Situation angeregt hat, enthält den vollständigen Briefwechsel mit den Behörden und sämtliche Gerichtsakten. Der innere Prozeß der Familie während der Eskalation der Ereignisse ist nachvollziehbar und spannend dokumentiert. <

„Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Feuer, die entfacht werden wollen“ (Rabelais)

Dieses Zitat fand ich auf dem Video-Umpack.

 
     
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