Dieter Kersten - Mai 2008

   
 

China und Tibet

 
     
 

(D.K.) 15./16. März d.J - die Nachrichten melden Unruhen in dem chinesischen Autonomen Gebiet Tibet anläßlich des 49. Jahrestages der Flucht des Dalai Lamas, des weltlichen und religiösen Oberhauptes der Tibeter, aus Tibet nach Indien.

China, so heißt es aus der Hauptstadt Peking offiziell, will Stabilität und Ruhe. China ist ein Vielvölkerstaat und die Gefahr ist groß, daß sich die Völker gegen das Mehrheitsvolk (Herrenvolk), den Han-Chinesen, erheben. Ich denke neben den buddhistischen Tibetern an die islamischen Uiguren, von denen 99,73%  = 8.823.500 Personen im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang leben. Bei den Tibetern sind die Angaben etwas ungenauer: ca. 2,5 Millionen leben im Autonomen Gebiet Tibet, ca. 1,1 Millionen in der Provinz Qinghai, ca. 1,2 Millionen in der Provinz Sichuan, ca. 117.000 in der Provinz Yunnan und ca. 329.000 in der Provinz Gansu.

Beide Gebiete, das der Uiguren und das der Tibeter,  sind geo- und militärstrategisch bedeutsam. Das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang grenzt an Kasachstan. Dort wohnen 185.000 Uiguren. Uiguren gibt es auch in Usbekistan und Kirgistan. Tibet grenzt an Afghanistan, Pakistan und Indien, um nur die größten Länder zu nennen. Es ist klar, daß strategisch so wichtige geografische Zonen wie das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang und das Autonome Gebiet Tibet einerseits politische, militärische und wirtschaftliche Begehrlichkeiten hervorrufen, anderseits dem politischen Besitzer für seine eigene staatliche Existenz bzw. Macht sehr wichtig sind. Das fragile Gleichgewicht in Südostasien kann z. B. nachhaltig von der angloamerikanischen wirtschaftlichen und politischen Oligarchie durch eine ganze Palette von Provokationen gestört werden. Erfahrungen bestehen genug: Trotzki, Lenin, Hitler, Osama bin Laden, die Taliban, Tschiang kai-check und noch viele andere mehr sind gestern bis heute von diesen Kreisen als Unruhestifter und Machthaber finanziert worden. Die angloamerikanischen Oligarchien stoßen immer wieder auf politisch und kulturell unfähige Führer in Staaten und Parteien, die es den Feinden der Völker leicht machen, ihre Weltherrschaftsgelüste zu verwirklichen. Ich würde mich nicht wundern, wenn in zehn Jahren auf dem „Dach der Welt“, in Tibet, ein us-amerikanischer Militärstützpunkt (wie im Kosovo) eingerichtet sein wird, mit Atomraketen, auf Peking gerichtet. Hinzu kommt die Gier nach Rohstoffen und nach wirtschaftlichem Profit.

Der Wikipedia-Seite über Tibet im Internet entnehme ich diesen Text: “Der Bergbau soll zum dritten Standbein in der Tibetischen Wirtschaft werden. Bisher steckt er zwar noch in den Kinderschuhen, er wird aber inzwischen zielstrebig entwickelt. Tibet hat Lagerstätten von Bodenschätzen wie: Chrom, Kupfer, Magnesit, Bor, Blei, Gold, Erdöl, Eisen, Lithium, Kaliumchlorid, Aluminium, Zink und anderes. Noch wird wenig gefördert, aber die Entwicklung des Abbaus ist ein Schwerpunkt des gegenwärtigen Fünfjahrplans der Regierung in Peking. Im Januar 2007 meldete die Chinesische Regierung die Entdeckung von großen mineralischen Lagerstätten unter dem Tibetischen Hochland. Die Lagerstätten sind nicht sehr weit von der Lhasa-Bahn entfernt und könnten die Vorkommen in China von Zink, Kupfer und Blei verdoppeln. Kritiker befürchten, daß der Abbau dieser Vorkommen das Ökosystem in Tibet schädigen könnte.“

An dem Bau der zitierten Lhasa-Bahn haben übrigens auch deutsche Firmen ohne Rücksicht auf Menschenrechte und Ökologie teilgenommen.

Die völkerrechtliche und geschichtliche Gemengelage um Tibet ist kompliziert. Um des Friedens Willen, aber auch, weil ich gerade deshalb die Souveränität der Staaten über die Selbstbestimmung der Völker stelle, bin ich sehr erschrocken über das Verhalten der chinesischen Zentralregierung.  Sie hat es in den letzten 49 Jahren nicht fertiggebracht,  bei allem notwendigen Respekt vor der Kultur eines be- herrschten Volkes, die sozialen Verhältnisse so zu gestalten, daß sich das tibetische Volk im Verbund der Volksrepublik China wohlfühlt.  Stattdessen hat die chinesische Zentralregierung Tibet mit Militär und angesiedelten Han-Chinesen besetzt. Im Jahr 2003 wurden einhundert tibetische Reiseführer entlassen und durch chinesische ersetzt. Laut einer Schätzung waren im Jahr 1995 75% der Geschäfte in der Hauptstadt Lhasa in chinesischem Besitz, sowie über 90% der Händler auf dem Gemüsemarkt chinesisch. Der Dalai Lama spricht  mit Recht von einem kulturellen Völkermord.

Hinzu kommt noch, daß die Zentralregierung im fernen Peking Gebiete, die eigentlich zu Tibet gehören, vier chinesischen Provinzen - Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan - zugeschlagen hat. Das Autonome Gebiet Tibet umfaßt etwa die Hälfte des tibetischen Kulturraums und liegt im Süden Tibets.

Die Bezeichnung Autonomes Gebiet Tibet ist insofern eine Farce, als die „Regierung“ dieses Gebietes fast nur aus Han-Chinesen besteht.

Es gibt aber nicht nur einen kulturellen Völkermord. In den vergangenen 49 Jahren starben bei Unruhen, Säuberungen und während der berüchtigten chinesischen „Kulturrevolution“  bis zu 1,2 Millionen Angehörige des tibetischen Volkes. Folter ist in China gang und gäbe. Die Menschenrechte sind aber überall ein universelles Gut, was Chinas Regierung und andere nie vergessen dürfen. Verluste an Menschenleben können sich  tief in das kulturelle Gedächtnis eines Volkes eingraben, zumal wenn ein sozialer Bestandteil von Politik nicht vorhanden ist.

Verstöße gegen die Menschenrechte, Verletzung der kulturellen Integrität und soziale Spannungen erzeugen explosive Situationen, die, davon bin ich überzeugt, in Tibet von außen noch angeheizt werden. Der Zeitpunkt für die Unruhen ist gut gewählt - es finden im Sommer Olympische Spiele in Peking statt. Damit haben der Dalai Lama und seine Anhänger eine „Weltöffentlichkeit“, die sich sonst so nicht herstellen läßt. Daß der Dalai Lama, Freund des hessischen noch-Ministerpräsidenten Koch, überhaupt nichts, gar nichts, mit den Unruhen in Tibet zu tun hat, glaube ich nicht. Als „besondere“ Nachrichtenquelle über die aktuellen Unruhen meldete sich zu Anfang ein us-amerikansicher Nachrichtensender. Ich frage mich, weshalb der Dalai Lama, wenn er so friedlich und wenn er kein Separatist ist, wie er vorgibt, eine „Tibetische Exilregierung“ braucht.  Auch scheint es mir, daß das angeblich so gewaltfreie Ziel, eine Autonomie Tibets innerhalb der Volksrepublik China, in der exil-tibetischen Gemeinschaft nicht ausdiskutiert worden ist.

Ich habe in der Schule noch gelernt, daß in der griechischen Antike während der Olympischen Spiele „die Waffen zu schweigen hatten“. Wenn dieser Maßstab in der Jetztzeit angewandt werden würde, dann dürften sehr viele Länder, u.a. Deutschland, USA und China,  nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. Die Olympischen Spiele sind heute vor allen Dingen ein großes Geschäft; es geht auch hier vor allen Dingen um den Profit. Die oft gedopten Athleten bedienen den „römischen Anspruch“ auf „Brot und Spiele“ und sind ein grandioses Ablenkungsmanöver von den großen, weltweiten  politisch-wirtschaftlichen Strukturkrisen der Gegenwart.

Es ist ein großer Irrtum, ein von interessierten Gruppen und Funktionären gemachter Irrtum, daß Olympische Spiele keine politischen Veranstaltungen waren und sind.

Trotzdem, ein Boykott der Olympischen Spiele würde von der  chinesischen Regierung als Affront aufgefaßt werden. Er steht einem notwendigen öffentlichen Dialog der chinesischen Regierung mit dem Dalai Lama entgegen. Die Olympia-Verantwortlichen aller Länder sollten sich als Vermittler begreifen und betätigen. Ich hörte am 23. März, daß chinesische Intellektuelle im Internet zu diesem Dialog aufgerufen haben. Jeder, der zu den Olympischen Spielen nach Peking reist, hat die Aufgabe, über Menschenrechte und kulturelle Autonomie deutlich zu sprechen. Wir brauchen Frieden.

Staaten wie China, die über Jahrtausende eine imperialistische Politik nach innen und außen betrieben haben, kämpfen mit dem Problem, in ihrem Land viele Völkerschaften zu haben, die ähnlich wie das tibetische Volk, nach kultureller Autonomie streben könnten.

Kulturelle Autonomie heißt übrigens nicht nur das Tragen von Volkstrachten bei der Eröffnung des Nationalen Volkskongresses. Kulturelle Autonomie heißt  kulturelle Selbstbestimmung, und wenn nötig, auch politische Selbstverwaltung (nach innen). Kulturelle Autonomie heißt meistens auch Erhalt der Sprache, und, wenn gewünscht, auch des Glaubens. Kulturelle Autonomie heißt auch Erhalt eines möglicherweise noch vorhandenen eigenen Rechtsystems, soweit es nicht gegen die Menschenrechte verstößt.
Ich fand im Internet unter Wikipedia die Völker Chinas – offizielle Einteilung in der Volksrepublik China: Achang | Bai | Blang | Bonan | Buyei | Chosen (Koreaner) | Dai | Daur | Deang | Derung | Dong | Dongxiang | Evenki (Ewenken) | Gaoshan | Gelao | Gin | Han | Hani | Hezhen | Hui | Jingpo | Jino | Kazak (Kasachen) | Kirgiz (Kirgisen) | Lahu | Lhoba | Li | Lisu | Man (Mandschuren) | Maonan | Miao | Monba | Mongol (Mongolen) | Mulao | Naxi | Nu | Oroqen | Pumi | Qiang | Russ (Russen) | Salar | She | Sui | Tajik (Tadschiken) | Tatar (Tataren) | Tu | Tujia | Uygur (Uiguren) | Uzbek (Usbeken) | Va | Xibe | Yao | Yi | Yugur | Zang (Tibeter) | Zhuang.

China hat 1,3 Milliarden Einwohner. Ich bin für die Einheit Chinas, aber es ist ein großer Fehler, zu meinen, daß dieses Land nur zentralistisch zu regieren ist. Eine Regierung, die innenpolitisch das Militär einsetzt, signalisiert, daß sie keine Ideen hat, wie die sozialen, kulturellen und demokratischen Probleme ihres Landes zu lösen sind.  Die Zeiten sind vorbei, in denen sich China als „Land der Mitte“ verstehen konnte und der Kaiser den Kotau seiner Untertanen und Vasallen verlangte. Die Unfähigkeit der derzeit amtierenden Regierung, und man muß ja wohl immer noch schreiben, der Führung der Kommunistischen Partei Chinas, neue (demokratische) Strukturen in ihrem Land einzuführen, ist beängstigend.

Ich betone: um des Friedens willen muß die Einheit der Volksrepublik China bestehen bleiben. Einheit heißt aber nicht Zentralismus.

Wir brauchen keinen neuen Kriegsschauplatz, weder in Asien noch anderswo!!

Abgeschlossen am 24. März 2008

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Das Verhalten der chinesischen Regierung in Sachen Tibet-Proteste ist nicht gerade selbstsicher (souverän). Ich halte es für sehr dumm von Demonstranten, olympische Fackelläufer, wo auch immer, körperlich anzugreifen und zu versuchen, das olympische Feuer zu löschen. Aber noch für viel dümmer halte ich das offizielle und propagandistische Beleidigtsein der Regierung in Peking. Wer verliert denn da sein Gesicht? Bestenfalls doch nur die gewalttätigen Demonstranten! Außerdem, die Olympischen Spiele in Peking sind keine Veranstaltungen Chinas,. sondern Veranstaltungen aller beteiligten Staaten. China ist nur das Gastland der Olympischen Spiele 2008 und nicht der Eigentümer. Das ist noch nicht einmal das Internationale Olympische Komitee (IOC), obwohl die sich ja manchmal ähnlich aufspielen, wie jetzt die chinesische Regierung.

Chinas Reaktion ist ein Spiegelbild der Unfähigkeit der Pekinger Regierung, die sozialen, zentrifugalen Kräfte in ihrem Land in den Griff zu bekommen. Die Mao-tse-tung-Ideen reichen nicht (mehr) aus, ein so großes Land von 1,3 Milliarden Menschen zentralistisch  und politisch zu gestalten und zu regieren, der Neoliberalismus der Globalisierung schon gar nicht. Angst vor einem „Auseinanderfliegen“ dieses riesigen Landes ist ein schlechter Ratgeber. Auch die Chinesen müssen sich, wie die Deutschen und  Europäer - des inneren und äußeren Friedens willen - mit politischen und wirtschaftlichen Neuordungsideen befassen, jenseits von vermeintlichem Reichtum und demonstrativer Macht. Vielleicht gibt es kluge Leute, die Artur Mahraun, Silvio Gesell und Rudolf Steiner in das Chinesische übersetzen, vielleicht gibt es kluge Leute, die diese Ideen „chinesisch“ weiter entwickeln, aber, vielleicht gibt es auch intelligente Köpfe in China, die, ich bin da sehr sicher, die schon jetzt über die Bürokraten-Holzköpfe in Peking hinweg denken und eine neue, aber bitte friedliche, Revolution vorbereiten und einleiten können.

Die Reaktion auf die „tibetische Krise“ ist aber auch ein Spiegelbild der außen- und militärpolitischen Unsicherheit der Pekinger Regierung. Uri Avnery, israelischer Nonkonformist, Journalist und Politiker, schreibt in FREITAG vom 11. April unter der Überschrift > Eine Übung in Heuchelei <: „Ich unterstütze die Tibeter, obwohl mir bewußt ist, daß die Amerikaner diesen Kampf für ihre eigenen Zwecke ausnutzen. Die amerikanischen Medien führen die weltweite Kampagne, die ein Teil des verborgenen Kampfes zwischen den USA - der herrschenden - und China - der aufstrebenden Supermacht - ist. Eine neue Version des "Großen Spiels", das im 19. Jahrhundert in Zentralasien zwischen Großbritannien und Rußland gespielt wurde. Tibet ist nur eine Karte, die ausgespielt wird.“  Die USA, besser gesagt, die sie bestimmende Oligarchie, ist der festen Überzeugung, daß sie berechtigt sind, die ganze Erde zu beherrschen. Es geht um Wohlstandssicherungen für die USA und ihre „treuen“ Verbündeten. Für das Erreichen dieses Zieles ist jeder Krieggerechtfertigt.Kriege beginnen meistens durch Provokation.Die Pekinger Regierung traut sich nicht, diese nüchternen BetrachtungenzumInhalt ihrer Politik und Diplomatie zu machen, weil sie sich durch ihre wirtschaftlich-neoliberale Option in eine Abhängigkeit zu den USA gebracht hat. Die riesigen Dollarbestände der Chinesischen Zentralbank sind fast mehr eine Last als eine „fette Schicht Speck, von der sich lange leben läßt“.

Ich kann ohne das mindeste Zögern sagen, daß, wer behauptet, Religion habe nichts mit Politik zu tun, nicht weiß was Religion bedeutet.

Mahatma Gandhi (*2. Oktober 1869 Porbandar (Indien), ermordet 30. Januar 1948 in Neu Delhi), Pazifist, Menschenrechtler und geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung

Zitat, gefunden von Dr. med. Friedrich Röck

Es liegt an der chinesischen Regierung, den US-Provokationen auszuweichen. Die Pekinger Regierung muß mit dem Dalai Lama sprechen, und zwar öffentlich, sein friedenspolitisches und gewaltfreies Credo ernst nehmen, die soziale Frage mit ihm zusammen lösen und ihm und den Tibetern eine kulturelle Autonomie innerhalb der Volksrepublik China gewähren. Das wäre innen- und außenpolitische Friedenssicherung. Es würde die chinesische Regierung ehren. Es wäre ein Novum in der Weltgeschichte.

Aber vielleicht bin ich zu naiv oder zu optimistisch. Ich fand am 14. April auf der Webseite www.tagesschau.de folgenden Text, den ich anschließend dokumentiere:

Manipulationskampagne chinesischer Webseiten. tagesschau.de im Visier chinesischer Nutzer

Im Kampf um die Meinungshoheit im Tibet-Konflikt hat China auch deutsche Medien entdeckt. Eine Umfrage von tagesschau.de zum olympischen Fackellauf löste auf chinesischen Webseiten eine großangelegte Manipulationskampagne aus. Die bereits vor Tagen beendete Abstimmung, ob der Fackellauf nach den anti-chinesischen Protesten abgebrochen werden sollte oder nicht, sorgt dank chinesischer Internet-Nutzer für immense Klickzahlen.

Wie die ARD-Korrespondentin Petra Aldenrath berichtet, ist auf mehr als 7600 chinesischen Webseiten die Meldung zu lesen, daß das "größte offizielle deutsche Fernsehprogramm, die Tagesschau der ARD", eine Umfrage mache: "Soll der Fackellauf abgebrochen werden oder nicht?". Im Internet werden die Chinesen dazu aufgefordert, die Umfrage der Tagesschau zu beeinflussen. "Nehmen Sie sich drei Minuten Zeit und stimmen Sie mit ab, teilen sie der Welt unsere Stimme mit", ist auf den Webseiten zu lesen.

Da nur ein geringer Teil der Chinesen Deutsch spricht, wird auch genau erklärt, wie man abstimmen kann, ohne die deutsche Sprache zu beherrschen. Anleitungen gibt zum Beispiel das chinesische Internetportal www.douban.com. Dort wird erklärt, wie man sich durch die Homepage der Tagesschau klicken muß, um zur Umfrage "Fackellauf abbrechen“ zu finden. "Klicken sie dann auf gar keinen Fall 'Ja', sondern 'Nein' an", wird im chinesischen Internet erklärt. Dann folgt die Warnung: "Denken Sie dran, klicken Sie nichts Falsches an!" Daß die Umfrage bereits beendet ist und man nicht mehr abstimmen kann, wurde nicht übersetzt. Nach wie vor versuchen anscheinend viele Chinesen, das Ergebnis der Umfrage zu beeinflussen. Die Redaktion von tagesschau.de wundert sich bereits seit Tagen über die außergewöhnlich hohen Klickzahlen der Umfrage, obwohl diese bereits längst geschlossen wurde. Zeitweise wurde die archivierte Seite viermal häufiger aufgerufen als die Startseite von tagesschau.de.

Doch einige Teilnehmer der Kampagne begnügen sich nicht mit dem Versuch, ihre Stimme bei der Umfrage abzugeben. Die Redaktion erreichen viele Mails von Nutzern, die nach eigenen Angaben Chinesen sind. Der Inhalt der überwiegend in englischer Sprache verfassten Nachrichten entspricht nicht der geläufigen Vorstellung chinesischer Höflichkeit. "Ich werde Ihre Webseite zerstören", heißt es dort ebenso wie "Nieder mit Deutschland" oder "Wir werden Dein Land fertig machen". Eine Reihe der an die Redaktion gerichteten Mails enthält neben Drohungen auch Beleidigungen und Beschimpfungen, die sich vielfach allgemein gegen die Bundesrepublik richten. Jörg Sadrozinski, Redaktionsleiter von tagesschau.de, verurteilte die Drohungen. "Dieser Umgang mit journalistischer Berichterstattung und freier Meinungsäußerung zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist, daß wir uns kritisch mit China und der Situation dort auseinandersetzen", sagte er.

Krankhafer Nationalismus wird immer von den (Staats-)Führungen initiiert und ist nie friedensstiftend!!

Abgeschlossen am 14. April 2008

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Die  SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 15. April brachte im Feuilleton einen Essay von Antje Vollmer mit der Überschrift Droht der nächste kalte Krieg?  und der Unterüberschrift In der Tibetkrise schwelt ein globaler Konflikt mit China, den keiner verhindern will.  Zur Erinnerung in unserer schnellebigen Zeit: Antje Vollmer war von 1994 bis 2005 Bundestagsabgeordnete für das Bündnis 90/Die Grünen und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.  Inhaltlich unterscheidet sich ihr Essay nicht wesentlich von meinen Betrachtungen über China und Tibet. Der Essay enthält aber eine Nachricht, die ich in dieser Dokumentation weitergeben will: >  Die Tragödie in der Tibetfrage ist, daß es wirklich eine berechtigte, wenn auch kleine Hoffnung gab, den Stolz aller Chinesen auf ihre Olympiade und die damit verbundene ehrenvolle Rückkehr in die Weltgemeinschaft zu verbinden mit einem diplomatischen Druck, dann doch in diesem Zusammenhang auch die Tibetfrage rechtzeitig zu lösen. Der Schaden ist schon eingetreten. Die entscheidende Chance wurde nicht rechtzeitig genutzt. Das ließ sich schon ahnen, als im Sommer statt einer enormen Intensivierung der geheimen Gespräche zwischen den Chinesen und Tibetern der Dalai Lama seine Blitzlichtreise vom Capitol in Washington zum Kanzleramt von Angela Merkel, zum kanadischen Präsidenten etc. antrat. Zu dieser Zeit, als absolute Stille hätte herrschen müssen, damit man in der Sache noch etwas weiter kommt, wurde die Tibetfrage zu einem Pop-Phänomen. Die politische Lösung löste sich auf im Mediengestöber und in Erregungsschüben, die schwer wieder in politische Vernunft zu verwandeln sind. <

Es ist meine feste Überzeugung: das heutige Europa verkörpert nicht den Geist Gottes, sondern den Geist Satans. Europa ist heute nur dem Namen nach christlich, in Wirklichkeit dient es dem Mammon.

Mahatma Gandhi (*2. Oktober 1869 Porbandar (Indien), ermordet 30. Januar 1948 in Neu Delhi), Pazifist, Menschenrechtler und geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung

Zitat, gefunden von Dr. med. Friedrich Röck

Wenn die Nachricht stimmt, daß im Sommer 2007, während der Dalai Lama im Capitol und von Merkel in Washington und Berlin empfangen wurde, Gespräche zwischen den Chinesen und Tibetern stattgefunden haben, und warum sollte ich Antje Vollmer mißtrauen, dann ist das nicht nur ein diplomatischer Fauxpas, sondern eine Provokation der chinesischen Regierung. Dieses Verhalten der Repräsentanten der US-Oligarchie und der deutschen Regierung hat nicht nur das nationale Selbstbewußtsein der Regierung der Volksrepublik China verletzt, sondern dieser signalisiert, daß es eine enge Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa in Sachen Weltherrschaft gibt. Jetzt werden auch die Gründe der   Kritik des deutschen Außenministers Steinmeier im Zusammenhang mit dem Empfang des Dalai Lamas im Sommer vorigen Jahres an der Bundeskanzlerin Merkel mehr als deutlich. Die us-hörige Bundeskanzlerin Merkel hat sich einmal mehr in die Phalanx der Krieger eingeordnet. Ich kann nur hoffen, daß die Rundfunk-Meldung vom 25. April, daß zwischen einem „persönlichen Beauftragten“ des Dalai Lama und der Regierung in Peking erneut Gespräche beginnen sollen, eine fundierte und nachhaltige Grundlage haben und der Beginn von Friedensverhandlungen sind. Es ist nur so, daß in den letzten Jahren schon öfters und offensichtlich erfolglos solche Gespräche stattgefunden haben. Über den Inhalt dieser Gespräche ist nie etwas bekannt geworden.

Sie haben sich sicher gewundert, daß ich die Wortedas nationale Selbstbewußtsein der Regierung der Volksrepublik China benutzt habe. Es geht dabei auch um das „olympische Feuer“ und die „Fackel“. In der Wochenzeitschrift FREITAG vom 18. April wird ein Gespräch zwischen Thomas Alkemeyer, Professor für Sport und Gesellschaft an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg und Tina Veibelmann unter der Überschrift Von der Schwierigkeit, eine Fackel zu löschen abgedruckt. Ich dokumentiere einige Ausschnitte: > Einen olympischen Fackellauf in der Antike hat es in der Tat nie gegeben. Man streitet sich, ob der Fackellauf, uraufgeführt bei den Olympischen Spielen 1936, auf Carl Diem, den Chef des Organisationskomitees der Spiele zurückgeht, oder ob die Idee direkt aus dem Reichspropagandaministerium von Joseph Goebbels stammte. Carl Diem war kein NSDAP-Mitglied und galt lange als honorable Persönlichkeit, als führender Sportfunktionär schon seit der Weimarer Republik und Träger des modernen Wettkampfgedankens. Erst in den letzten 20 Jahren wurde Diems Vergangenheit kritisch rezipiert, unter anderem, weil bekannt wurde, daß er in den letzten Kriegstagen auf dem Berliner Olympiagelände in einer flammenden Rede an den Volkssturm appellierte, sich mit Sportsgeist, Opferbereitschaft und olympischem Heldenmut in den Kampf gegen die Rote Armee zu werfen. ... Der Fackellauf funktioniert wie alle olympischen Rituale. Er ist breit interpretierbar und knüpft an alle möglichen Vorstellungen, Mythen und Riten an: an die Mythologie des Prometheus, der das von Zeus geraubte Feuer den Menschen wiederbringt, wenn man will, in einem anderen historischen Kontext, auch an germanische Feuerkulte. Indem er vielfältige Assoziationen und Deutungen zuläßt, die in der kollektiven Erinnerung gespeichert sind, ist er besonders massenwirksam. Diese Vieldeutigkeit ist für die olympische Symbolik konstitutiv. Die Nationalsozialisten bemächtigten sich der Olympischen Spiele und trieben den Kult der Muskelreligion mitsamt ihren pseudoantiken Riten auf die Spitze. Den besonderen Bezug des nationalsozialistischen Deutschland zu den griechischen Spielen versuchten sie unter anderem zu untermauern, indem sie behaupteten, Olympia sei einst durch nordische Einwanderer begründet worden - und nun kehre das olympische Feuer an seinen wahren Bestimmungsort zurück. ... Sobald die Inszenierung eines Rituals zur Bühne für die Selbstdarstellungen politischer Machthaber wird, versuchen auch deren Gegner, sich dieser Bühne zu bemächtigen. Die Bühne wird zum Kampfplatz. Im selben Maße, in dem eine politische Macht ein Ritual für ihre Sache vereinnahmt, suchen auch ihre Gegner, es zu erobern. Es beginnt ein Kampf um die Definitions- und Deutungsmacht über das Symbol. Der Effekt ist, daß beide Seiten so seine Macht stabilisieren. Es wird - auch von den Gegnern - als etwas Bedeutendes anerkannt. <

Die Volkrepublik China im Vergleich zum nationalsozialistischen 3. Reich? Jeder muß sich da seine eigenen Gedanken machen!

Zum  „Kalten Krieg“ paßt die Meldung vom 25./26. April über das geplante Treffen des CDU-Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschußes des Bundestages Ruprecht Polenz am 19. Mai mit dem Dalai Lama. Das geschieht natürlich in „christlicher Verantwortung“, um die weltpolitischen Spannungen möglichst zu erhöhen. Angela Merkel befindet sich gottseidank in dieser Zeit in Südamerika und kann „leider“ nicht chinesisch-tibetisches-deutsches Porzellan zerteppern.

Übrigens: In der  AP-Meldung über das Treffen Polenz/Dalai Lama wird Polenz als „Chef“ des Auswärtigen Ausschußes bezeichnet. Wir haben keine Demokraten mehr, noch nicht einmal „Partei-Demokraten“, sondern „Chefs“, die sagen, wo es lang geht“.

Abgeschlossen am 26. April 2008

Tibet = Kosovo

(D.K.) Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, wenn ich Tibet höre,  an den Kosovo. Die US-Amerikaner haben nach dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ sofort die Zerstörung des jugoslawischen Bundesstaates vorgenommen. Unterstützt wurde diese Zerstörung auch durch die kosovo-albanischen politisch-kriminellen Banden, wie z.B. die des jetzigen „Ministerpräsidenten“ Hashim Thaci (UCK), übrigens ebenfalls mit tatkräftiger Billigung der deutschen Regierungen und ihrer Außenminister Genscher, Kinkel und Fischer. Die Belohnung war für Thaci die „Unabhängigkeit“ des Kosovo und für die US-Amerikaner der Militär-Stützpunkt Camp Bondsteel im Kosovo - siehe das Editorial des Kommentar- und Informationsbriefes vom Januar 2008. Geld, Waffen, „Agence Provocateure", die ganze Palette bösartiger Einflußnahmen, wurden eingesetzt,  um eine Etappe für das us-amerikanische Ziel einer totalen Weltherrschaft zu erreichen.

Am 20. März hörte ich in den Frühnachrichten, daß US-Präsident Bush eine Anweisung unterschrieben hat, wonach die USA die kosovarische Armee ausbilden und mit Waffen beliefern wird. Die faschistoide us-amerikanische politische Klasse setzt ihr Schurkenstück fort, bestimmte geografisch-politische Bereiche unserer Erde zu destabilisieren, um, ich wiederhole mich bewußt, eine totale Weltherrschaft auszuüben. Es geht vor allen Dingen um die Welt-Rohstoffe, ohne die die us-amerikanische Oligarchie meint, ihren Lebensstandard nicht halten zu können.

Es gibt allerhand Übereinstimmungen zwischen dem Kosovo und der aktuellen tibetanischen Krise. In beiden Fällen zeigt sich die Unfähigkeit nationalistischer Regierungen, die Denkweisen aufzugeben, den Völkern, die dem jeweiligen Herren-Volk nicht angehören, Menschenrechte und kulturelle Autonomie vorzuenthalten.  Natürlich wird dann auch die soziale Lage der Menschen nicht verbessert. Solche unfähigen Regierungen wie damals die serbische Regierung unter Slobodan Miloševic' und der aktuellen chinesischen Zentralregierung in Peking, fällt nichts anderes ein, Militär und Polizei zu schicken, Verhaftungen vorzunehmen, zu foltern und Todesurteile auszusprechen.

Abschließend noch einige Sätze aus dem Wikipedia -“Steckbrief“ über den derzeitigen „Ministerpräsidenten“ des Kosovo, Thaci: Thaçi war Mitbegründer und Führer der paramilitärischen Organisation UÇK. Während der bewaffneten Auseinandersetzungen 1998 war er unter dem Decknamen Gjarpni (dtsch.:„Schlange“) UÇK-Kommandeur in der Region Mališevo/Malishevë. Aus einer Verletzung in Kampfhandlungen soll seine Narbe auf der rechten Wange stammen. Am 13. August 1998 wurde Thaçi zu einem der politischen Vertreter des Generalstabs der UÇK ernannt, in der Folgezeit faktisch politischer Führer der UÇK. Im Februar 1999 schrieben ihn die Jugoslawen wegen mehrerer terroristischer Anschläge auf die jugoslawischen Polizisten in Glogovac/Gllogovc zur Fahndung aus.


 
     
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