Dieter Kersten - September / Oktober 2009

   
 

Berliner Possen

 
     
 

(D.K.) In  der überflüssigen aber kostenlosen Werbemittel-Ausgabe der BERLINER MORGENPOST- Wochenend Extra- vom 14./15. März 2009 war eine Nachricht zu lesen: >In den Berliner Jobcentern liegen mehr als 150 000 unbearbeitete Poststücke von Hartz-IV-Empfängern. Spitzenreiter ist das Jobcenter Spandau, wo geschätzt 40 000 Vorgänge, die in den Poststücken verborgen sind, nicht abschließend bearbeitet wurden. Es folgen Mitte mit einem Stau von 16 700 und Neukölln mit 14 900 Vorgängen. Das teilte Sozialstaatssekretärin Kerstin Liebich auf Anfrage des CDU-Abgeordneten Gregor Hoffrnann mit. Nach Angaben Liebichs versucht man, zuerst die Zahlfälle abzuarbeiten, damit die Kunden wenigstens ihr Geld erhalten. Hilfe steht in Aussicht: In diesem Jahr sollen noch 582 Mitarbeiter des Bundes die Jobcenter unterstützen.< Das „öffentliche Versagen“ hat damit die Öffentlichkeit erreicht. Was wird die Bürgerin, der Bürger, daraus machen?

Im Juli d.J. bekam eine Bekannte, HartzIV-Empfängerin, geborene Deutsche, Alter Mitte Dreißig, alleinerziehende Mutter eines 13jährigen Sohnes eine Einladung vom Jobcenter zu einem Pflichtbesuch einer „Informationsveranstaltung“ über „Eingliederungsmaßnahmen“, auf der folgende Prospekte an ca. 25 anwesende Personen verteilt wurden: Netterweise wird von „Kunden“ gesprochen.

  1. Artur Speer Akademie Beratung, Training, Managemententwicklung GmbH -  Integrationswerkstatt: Sicherheitsfachkraft;

  2. Goldnetz gGmbH gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit, Soziales und Bildung mbH - Fachkraft für Lager und Logistik inkl. Gabelstaplerschein und Fachkraft für Call-Center und Telefonmarketing;

  3. GFS Wirtschaftsfachschule in Berlin GmbH - Grundkurs EDV und Aufbaukurs Deutsch mit fachbezogenem Sprachtraining und Berufliche Grundqualifikation mit Hauptschulabschluß im Berufsfeld „Empfangsdienst und Sicherheit“.

Die „Kundin“ trägt seit ihrer Heirat einen hugenottischen Nachnamen, der  französisch ausgesprochen wird. Sie ist Deutsche von Geburt und hat einen Realschulabschluß aus dem deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Zur Information der „öffentlich Beschäftigten“ in Deutschland (Achtung, meine Herrschaften!!! Allgemeinbildung!!!): Hugenotten flohen aus Frankreich aus Glaubensgründen Ende des 17. Jahrhunderts u.a. nach Deutschland. Sie sind also schon dreihundert Jahre Mitbürger in diesem Land.

Das Fahrgeld zu dieser „Informationsveranstaltung“ mußte die „Kundin“ selbst bezahlen. Geht sie nicht zu einer solchen Veranstaltung, drohen ihr Sanktionen, d.h. Kürzungen der HartzIV-Unterstützung. „Kundin“ und Kundin ist eben nicht ein und dasselbe.

Die „Eingliederungsmaßnahmen“, die angeboten werden, sind  so dumm, wie der „öffentliche Dienst“ insgesamt zu sein scheint. Einer vermeintlichen Ausländerin werden „Call-Center“ und „Sicherheitsdienste“ angeboten, alles wenig entwicklungsfähige 5-€-Jobs. Das einizige, vielleicht etwas solide, Angebot ist „Lager und Logistik“ inkl. Gabelstaplerschein. Wenn der Staat (die Parteien) bei allem sozialen Getöse nichts anderes anzubieten hat, dann ist die Zukunft der Menschen in großer Gefahr. Da nützen auch Beteuerungen nicht, wie z.B., daß die Renten in ihrer Höhe nicht gefährdet sind. Diese Versicherungen sollen dem Machterhalt der politischen Klasse dienen. Immerhin wird im September gewählt. Wen oder was, bitte sehr? Die „staatstragenden“ Parteien und deren Mandatsträger, die den kranken Staat und die kranke Gesellschaft verursacht haben?

Die Kurse des Jobcenters und ihrer Institutionen kosten übrigens der Arbeitsvermittlung (der Staat = die Steuerzahler) ein Heidengeld. Jede „Firma“ der HartzIV-Maßnahmen hat ihren „Gold“-Claim abgesteckt.

Der 13jährige Sohn der „Kundin“ wechselte in Berlin im Herbst vorigen Jahres von der Grundschule auf das Gymnasium. Als Wahlfach wählte er Französisch. Kaum gesagt und getan, wurde die Französisch-Lehrerin krank, eine Krankheit, die dem Vernehmen nach bis in das Jahr 2010 dauern soll. Nach Rückfragen stellte sich heraus, daß als Ersatz nur Lehrer (Männer) zur Verfügung stünden, die aber ihren Dienst nicht antreten dürfen, weil die Frauenbeauftragte des Senats dazu kein Einverständnis erteilt. Die negativen Energien des Öffentlichen Dienstes verhindern, daß  ein Junge, der (noch) fleißig und zukunftsorientiert ist, kontinuierlich lernen kann. Durch seine Wahl ist Französisch zu seinem Abiturfach geworden und deshalb für sein Fortkommen wichtig. Nachdem die Klasseneltern-Versammlung gedroht hatte, eine Verpflichtung eines Französisch-Lehrers selbst vorzunehmen und diesen auch zu bezahlen,  schrie das amtliche Platzschaf mäh, und mit einem Mal gibt es wieder Französisch-Unterricht eines Lehrers (eines Mannes). Kiek mal einer an! Wenn sich das Volk bewegt, kann es was erreichen.

Trotzdem: Es ist wichtig, daß die Schwulen-Fahne vor dem Roten Rathaus, dem Regierungssitz des Berliner Regierenden Bürgermeisters und des Senats gehißt ist. Das hat vermutlich die ganze (politische) Kraft des „Regierenden“ Wowereit in Anspruch genommen. Mir wird gesagt, daß das der Idee einer weltoffenen Stadt und damit dem Fremdenverkehr dient. 

So kommt es zustande, daß lieber  „Feste .. gefeiert“ wird oder werden, als daß sich irgendein Berliner  Landespolitiker mit Berliner Verkehrspolitik nachhaltig befaßt.  Inzwischen krächzen es die zahlreichen Berliner Krähen von Berliner Häusern und Bäumen, daß die Achsschäden bei der Berliner S-Bahn technisch und politisch schon lange bekannt waren, nicht nur bei den Partei-Politikern jeder Couleur, sondern auch bei Gewerkschaften und Verwaltung. Alle nahmen Unfälle in Kauf, bei denen es auch Tote hätte geben können.  Die öffentlichen Empörungen über die Achsschäden sind nicht echt.

Hier stimmt was nicht. Was hier möglicherweise an Korruption, Ämterpatronage, Verschleuderung von Steuergeldern, Menschenverachtung und an Rufschädigungen deutscher Industrie und Arbeit „geleistet“ worden ist, kann nur von politisch und wirtschaftlich unabhängigen Aufklärern aufgearbeitet werden.

Es fällt auf, daß es keine Achsschäden bei den S-Bahnen (Nahverkehr) in diesem Ausmaß in Hamburg, München oder Ruhrgebiet gibt. Merkwürdig ...!

Öffnet ein Parteipolitiker oder ein beteiligter „öffentlich Beschäftigter“ seinen Mund, muß man davon ausgehen, daß sich nur Lüge mit Mundgeruch verbindet.

Die „weltoffene“ Stadt Berlin und der Fremdenverkehr werden konterkariert, wenn der „öffentliche Nahverkehr“ nicht funktioniert.

Natürlich spielt die Deutsche Bahn wieder einmal eine unrühmliche Rolle, egal, ob der neue Vorstand erst kurz im Amt ist oder nicht. Das gilt auch für den neuen Vorstand der S-Bahn in Berlin. Für  den Vorstand der Deutschen Bahn ist der Aufsichtsrat verantwortlich, für den Vorstand der S-Bahn der Bahnvorstand. Mir ist nicht bekannt, daß irgendein „Verantwortlicher“ seiner Verantwortung nachgekommen ist und z.B. Anzeige wegen Verkehrsgefährdung erstattet hat, oder wegen Betruges (wegen der Verschleuderung von Steuergeldern) und wegen versuchten Todschlages oder  Mordes.

Vater der menschenverachtenden Geschäftspolitik bei der Deutschen Bahn ist der zurückgetretene Bahnchef Hartmut Mehdorn. Ich habe über diesen Manager-Typen im Laufe der Monate einiges geschrieben. Ich brauche mich nicht zu wiederholen. Herrn Mehdorn wäre es auf ein paar Tote nicht angekommen. Gottseidank ist bisher eine Katastrophe (Unfall) abgewendet worden. Mehdorn sollten alle deutschen Orden und Ehrenzeichen, sprich Ehrungen, aberkannt werden.

Unser Leben steht und fällt mit unserem selbstbewußten Handeln gegenüber der Staatsbürokratie, den Parteien und deren Repräsentanten. Wir können sie nachhaltig mit direkter Demokratie kontrollieren. Es ist nachlässig, daß wir es  nicht tun.

Stünde die Berliner Mauer noch und wäre die DDR für die S-Bahn zuständig, würden sich manche Medien in ihrer Hetze überschlagen und es gäbe u.U. eine Demonstration gegen „das Unrechtssystem DDR“. Jetzt werden die „Achsenprobleme“ vielfach heruntergespielt, um, wie es heißt, keine Panik zu erzeugen.

Inzwischen fährt die Berliner S-Bahn wieder - fast - regelmäßig. Ist jetzt alles wieder „Friede, Freude, Eierkuchen“, wie wir als Berliner Straßenkinder schrien? Natürlich nicht! Die nächsten „Krisen“ kommen bestimmt, vermutlich heftiger, nachhaltiger. Wir, die Bürger, haben unser Schicksal nicht selber in die Hand genommen. Wir leisten uns gegenüber der Stadt und Staatsbürokratie, den Abgeordneten, den Ministern und den Lobbyisten, keine Selbstbestimmung. Deshalb werden wir immer tiefer im politischen Sumpf versinken.

Nachsatz: Die „Dienstleisungsgesellschaft Deutschland“ ist schon des öfteren Thema im Kommentar- und Informationsbrief gewesen, z.B. die Dienstleisungen der Deutschen Post.  Die Deutsche Post  wurde 1995 von einem steuerzahler-eigenen Betrieb in eine private Aktiengesellschaft umgewandelt. Seitdem spielen die Dienstleistungen keine Rolle mehr. Die Profite der Investoren (Dividenden und Börsenkurse) stehen im Mittelpunkt. Alle Postämter sollen bis 2011 geschlossen werden und die Funktionen von privaten Ladenbesitzern erfüllt werden, die Postzustellbereiche werden so groß, daß so mancher Brief erst am späten Nachmittag beim Empfänger ankommt, die Zahl der Tage nimmt zu, an denen (willkürlich, ohne Vorankündigung) keine Post zugestellt wird, die Laufzeit der Briefpost wird länger, weil in den Postverteilzentren Personal gespart wird. Ab 2015 soll es gar keine Postzustellung mehr geben. Der Empfänger muß sich die  Post selbst abholen - gegen eine Gebühr, versteht sich.

 
     
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