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Liebe Mitstreiterinnen, liebe Mitstreiter, sehr geehrte Damen und Herren,
die Berliner Tageszeitung DER TAGESSPIEGELtitelte am 28. Oktober auf
der ersten Seite mit der Balkenüberschrift Dienst an der Waffe nun
auch für Frauen. Auf der zweiten Seite beschäftigt sich die Zeitung
mit der Zukunft der Abtreibungspille unter den Überschriften
Zu früh abgesetzt und Die Einführung der Abtreibungspille war ein
langer Kampf. Nur ein Jahr später wird wieder gekämpft -gegen das Aus
und "Die Länder müssen mehr Geld für den Abbruch erstatten"
Natürlich, ich weiß, vielen wird es unsachlich erscheinen, beides, den
Dienst an der Waffe und die Abtreibungspille Mifegyne zusammen
zu behandeln? Oder? Was für ein (Un-) Geist steckt bei beiden Ereignissen
dahinter?
Ich werde das nicht klären können; das schreibe ich gleich zu Anfang,
damit da keine falschen Vorstellungen entstehen. Ich kann mir nur Mühe
geben, das Denken etwas in Richtung Frieden und Menschenrechte anzuregen.
Beide Themen haben etwas damit zu tun. Davon bin ich überzeugt.
Die PDS hat als einzige Partei gegen den Dienst von Frauen an der
Waffe gestimmt. Beispiele hinken immer, aber dieses Nein ist genauso
ruhmvoll wie das Nein der SPD im Reichstag 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz
Hitlers. Vielleicht sogar noch ruhmvoller. Fast habe ich den Eindruck,
daß die SPD diesmal auf der "richtigen Seite" dabei sein will. Denn-
wir befinden uns in einer Vorkriegszeit; wie die Kriege geführt werden,
ob es ein großer Krieg ist oder viele, sehr viele kleine Kriege, oder
vielleicht sogar beides, das ist für diese Einschätzung unerheblich. Die
PDS spricht von einer Zunahme der Militarisierung der Gesellschaft
durch diesen Beschluß, Frauen bei der kämpfenden Truppe zuzulassen.
Was sind das für Unwörter: Dienst an der Waffe? Alle Zustimmer
und die Medien haben kein Problem, daß Wort Dienst für das Töten
von Menschen zu verwenden. Das Wort Dienst an der Waffe erinnert
mich an eine Zeit, wo eine Obrigkeit den Menschen suggerierte, daß es
eine Ehre sei, das Vaterland zu verteidigen und für das Vaterland
zu sterben, und wo ebenfalls gelogen wurde, daß dieser Dienst
nur zur Verteidigung der Heimat, der Frauen und Kinder notwendig sei.
Was dabei herausgekommen ist, zeigen in Europa die schrecklichen Kriegsbilder
spätestens aus dem 2. Weltkrieg. Gedient wurde nur den Waffenherstellern
und den mit ihnen verbundenen Oligarchien. Der mit Waffen Dienende
hat immer fremden Interessen gedient, so wie es die mit Waffen
Dienende in Zukunft auch tun wird. Frauen feiern ihre Lust, nun
offiziell Männer, Frauen und Kinder töten zu dürfen, als einen Erfolg
der Gleichstellungspolitik. Ich weiß nicht, wer die Geschichte aufgebracht
hat, in der die Frau als Bewahrerin, als Schützerin des Lebens, galt.
Auf jeden Fall ist das nun völlig verloren gegangen.
Das wiederholt sich bei dem Geschrei um die Abtreibungspille. Regina
Schmid-Zadel, stellvertretende Sprecherin der AG Gesundheit der SPD-Fraktion
im Bundestag, bringt die Politik der rot-grünen Bundesregierung auf den
Punkt: Wenn die Pille (die Rede ist von der Abtreibungspille Mifegyne
) jetzt vom deutschen Markt genommen wird, wäre das eine klare Niederlage
für uns und ein Sieg der Lebensschützer und unserer politischen Gegner,
die immer gegen Mifegyne gewesen sind. Der moralischgeistige Krieg
gegen die Lebensschützer findet bereits statt. SPDrot
/Grün + Schwarz bedeutet die Minimierung des Menschen auf einen weltweiten
militärischen Einsatz für Wirtschaftsinteressen und Rohstoffe, die SPDrot/
Grün + Schwarze Globalisierung bedeutet eine ökonomische Reduzierung des
menschlichen Handelns auf Shareholder value. Dazu eignet sich die Abtreibungspille
Mifegyne gut. Die Menschenrechte, die Lebensschützer,
bleiben auf der Strecke. Kein Wunder, daß in der europäischen Ethikkommission
überlegt wird, wie man im vorauseilenden Gehorsam us-amerikanische Überlegungen
umsetzen kann, alte Menschen, die nichts mehr leisten können, kostengünstig
zu entsorgen. Es scheint so, daß es heute schon gesellschaftlich akzeptabel
ist, alte Menschen möglichst abzuschieben- damit sie auch schnell sterben.
Der Streit um die Abtreibungspille Mifegyne hat übrigens keinen moralischen
Hintergrund, sondern einen materiellen. Selbst das spiegelt unsere Gesellschaft;
die Pille wird vom deutschen Markt genommen, weil die deutschen Ärzte
für die Verschreibung und Anwendung der Pille zu wenig Geld bekommen.
Da wird lieber, unter Umständen zum Schaden der Frau und der "Solidargemeinschaft"
teuer und konventionell abgetrieben.
In der bereits erwähnten Ausgabe der Tageszeitung DER TAGESSPIEGELwird
auch über den Streik der Berliner Ärzte in der 44. Woche berichtet. Auf
der Anzeigenseite Immobilienmarkt Wohnen fand ich (dazu?) folgende Annonce:
Arztfamilie sucht Villa in ruhiger Wohnlage von Dahlem, Grunewald,
Lichterfelde-West oder Zehlendorf bis 1 500 000 DM ...... Ich habe
mich in den Nullen nicht geirrt. Es läßt sich immer noch gut von den Krankheiten
der Menschen leben.
Sie merken, mir gefällt die ganze Richtung nicht. Sie werden zu den Themen
sicher noch öfter etwas im Kommentar - und Informationsbrief lesen.
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe ist China. Einer der zukünftigen Kriege,
die zur Zeit von der einzigst verbliebenen Globalmacht USA vorbereitet
wird, wird gegen China geführt werden. Es gibt nur zwei "Chancen",
diesen Krieg zu verhindern: Klugheit auf seiten der Chinesen oder totale
Unterwerfung unter die us-amerikanische Herrschaft. Ich hoffe auf das
erste, weil die Globalisierung von Kultur und Wirtschaft auch ohne heißen
Krieg zu viel von den ursprünglichen Werten zerstört. Ich teile nicht
die Euphorie, die zur Zeit mit der propagandistischen "Aufnahme"
Vietnams und Nordkoreas in die "Völkergemeinschaft" erzeugt wird.
Natürlich ist es gut, wenn Nordkorea keine Raketen mehr baut und verkauft.
Natürlich teile ich die Begeisterung der Menschen, die nach Jahrzehnten
ihre Verwandten wiedersehen dürfen. Natürlich freue ich mich, daß eine
Atempause im Töten eingetreten ist. Wir dürfen aber trotz alledem nicht
aus den Augen verlieren, daß die Ideologien des Wachstums und der Globalisierung
und die Ideologie des Auserwähltseins der USA und ihrer Vasallen Kriege
zur Folge hat, denen wir uns im Vorfeld erwehren müssen.
Manchmal habe ich den Eindruck, daß uns die Flut von Nachrichten über
die Diskriminierung und Verfolgung andersgläubiger, fremd aussehender
und sprechender Menschen in Deutschland von noch viel schlimmeren Entwicklungen
auf unserer sonst so schönen Erde ablenken soll. Es fällt auch auf, daß
z.B. die Anschläge auf Synagogen zunahmen, als Israel begann, die Palästinenser
zu provozieren. Davon und von vielen anderen guten und bösen Dingen später.
Diese Ausgabe ist die letzte Ausgabe im Jahr 2000. Deshalb wünsche ich
Ihnen schon jetzt ein Frohes Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes
Jahr 2001.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
abgeschlossen am 10. November 2000 |
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