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Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
es muß März 2000 gewesen sein, als ich der Webseite
den Text eines Vortrages von Fritz Aerni entnahm. Es
ging damals um Jörg Haider. Eine Passage aus diesem Vortrag will
ich Ihnen nicht vorenthalten: > Nach verlorenem Krieg züchtete
der lydische Feldherr Paphon hundert Papageien, die abgerichtet wurden,
daß sie immerfort riefen > Paphon ist ein Gott! <. Das hat ihn getröstet.
Der freie Mitarbeiter an der von Carl Huter (1861-1912) in Leipzig herausgegebenen
Zeitschrift "Die Hochwart", Theodor Lessing, knüpfte an
diese von Herodot überlieferte Anekdote, adressiert an den Reichspräsidenten
Hindenburg, die Bemerkung: "Euer Exzellenz halten sich zu diesem
Zweck hundert deutsche Professoren zur Verfügung". Dabei hatte
er wegen des am 25. April 1925 im Prager Tagblatt erschienenen Artikels
allerhand Unannehmlichkeiten erlitten. Er hatte, durchaus physiognomisch,
Hindenburg beschrieben: Wenn man in das gute väterliche Antlitz des
alten Hindenburg blickt, so fällt zunächst auf ... , so beginnt
er und beschreibt ihn als väterlichen Diener Gottes und des Vaterlandes,
der dabei aber als Feldherr mehr Menschen in den Tod geführt hat
als Alexander, Cäsar und Attila zusammen und der seine ganze Bildung
aus der Kreuzzeitung und der Sonntagspredigt des Herrn Pastor holte. Kurz,
er empfahl, in den bevorstehenden Reichspräsidentenwahlen Hindenburg
nicht zu wählen, denn: "nach Plato sollen die Philosophen Führer
der Völker sein. Ein Philosoph würde mit Hindenburg nun eben
nicht den Thronstuhl besteigen. Nur ein repräsentatives Symbol, ein
Fragezeichen, ein Zero. ( Anmerk D.K.: ZŽro = französisch =
null) Man kann sagen: besser ein Zero als ein Nero. Leider zeigt die
Geschichte, daß hinter einem Zero immer ein künftiger Nero verborgen
steht." Hindenburg hat im Januar 1933, nach allerlei verwirrenden
Wahlerfolgen der NSDAP und Intrigen seiner Vertrauensleute, Hitler zum
Reichskanzler gemacht. Niemand wußte, wer Hitler eigentlich ist. Was er
geschrieben hatte, das hat man nicht gelesen oder man nahm es nicht ernst.
Einer hat sogar verlauten lassen, daß Hitler so dumm sei, daß er wohl
keine drei Wochen werde regieren können. Er hat offenbar nicht gewußt,
wie intelligent man zum Regieren sein muß oder wie dumm man sein darf
.. .< 100 Papageien ... Namen und Ereignisse sind international
austauschbar.
Es ist immer so, daß über Geschichte, wenn sie überwunden zu sein scheint,
gelacht werden darf. Bei den Namen Hindenburg und Hitler bleibt einem
das Lachen schon im Halse stecken. Zwölf Jahre Hitlerei, mit Beteiligung
des deutschen Volkes, haben Deutschland und Europa in einer so schlimmen
Art und Weise deformiert, wie es der Anschlag auf der World Trade Center
in New York am 11. September gar nicht leisten kann. Ob spätere Generationen
über unsere neueste Gegenwart, die irgendwann mal Geschichte sein wird,
lachen oder weinen werden, das können wir nicht wissen. Bundeskanzler
Schröder hat sich in einem Interview, welches aus China gesendet wurde,
vehement gegen irgendeine Art von Neutralität gewandt. Ich habe zwar keinerlei
Anhaltspunkte, daß innerhalb der Bundesregierung und der sie tragenden
Parteien eine Diskussion über Neutralität stattfindet. Ich will jedoch
diesen Ball, den mir der Bundeskanzler zugespielt hat, auffangen und schreiben,
daß wir einen radikalen Kurswechsel unserer Außenpolitik brauchen. Wir
müssen, zusammen mit unseren europäischen Partnern, einschließlich Rußland,
eine auf Neutralität ausgerichtete Politik gegenüber allen Völkern und
Staaten außerhalb Europas initiieren. Diese Neutralität bezieht sich nur
auf das Militärische: es werden keine Waffen mehr aus Deutschland und
Europa geliefert und es werden keine Militärs mehr ausgebildet. Statt
dessen wird den Völkern und Staaten außerhalb Deutschlands und Europas
eine umfassende Technische Nothilfe bei Naturkatastrophen angeboten, ohne
jede politische Bedingung, einfach um der Menschen willen.
Sie werden einwenden, verehrte Leserin, verehrter Leser, daß dann die
Rohstoffversorgung Deutschlands und Europas nicht mehr gewährleistet ist.
Das bestreite ich energisch. Es ist doch abartig, daß fast die gesamte
Nordhalbkugel unserer Erde den größten Verbrauch an Rohstoffen in Anspruch
nimmt, die auch fast nur noch auf der Südhalbkugel von der Nordhalbkugel
ausgebeutet werden. Weil sich so manches Volk oder so mancher Staat inzwischen
wehrt und weil gegensätzliche Interessen der Nordhalbkugel innerhalb der
armen Länder in Konfrontation ausgetragen werden, werden Kriege geführt,
so auch der Gegenwärtige. Es gibt zahlreiche Äußerungen aus dem Weißen
Haus in Washington, daß der Krieg auf dem Balkan (Kosovo) und der Krieg
um Afghanistan geführt werden, um die …lversorgung der Vereinigten Staaten
sicherzustellen. Europa ist von dieser durch die Kriege erzwungenen Rohstoffversorgung
kategorisch ausgeschlossen, so wird verkündet. Ich behaupte, daß eine
militärische Neutralität Deutschlands und Europas dazu führen wird, daß
Rohstoffverträge auf gegenseitigen Vorteil ausgehandelt werden können.
Auch müssen wir uns auf unsere eigene Kraft und Ressourcen besinnen, die
durchaus in unserer - europäischen - Kultur verborgen sind.
Zur militärischen Neutralität gehören der Abbau der us-amerikanischen
Militärbasen in Deutschland und Europa. Deutschland ist so etwas wie ein
Flugzeugträger der us-amerikanischen Streitkräfte geworden. Solange das
so ist, sind wir kein Partner auf Gegenseitigkeit. Die Bundeswehr wird
bei einer Außenpolitik, die auf militärische Neutralität eingeschworen
ist, unnötig. Die Bundeswehr ist abzuschaffen. Das Gleiche gilt für die
Armeen unserer europäischen Partner. Deutsche Außenpolitik und europäische
Innenpolitik hat darauf hinzuwirken. Das gilt auch für die Produktion
von Waffen; zumindestens wir Deutschen sollten als Erste in Europa darauf
verzichten.
Wir müssen auch feststellen, daß die Geheimdienste vor dem 11. September
völlig versagt haben. Wir kennen das aus unserer Deutschen Geschichte:Je
größer und bürokratischer der Staatssicherheitsdienst der Deutschen Demokratischen
Republik wurde, desto uneffizienter wurde er. Die Geheimdienste sind abzuschaffen,
wie auch die Geheimdiplomatie. Es muß eine Veröffentlichungspflicht geben,
auch für die papageienhaft gleichgeschalteten deutschen Medien.
Dies ist die letzte Ausgabe in diesem Jahr. Ich möchte mich bei den Leserinnen
und Lesern sehr bedanken, vor allen Dingen auch bei denjenigen, die mit
ihren Informationen und mit ihren Beiträgen dazu beigetragen haben, daß
der Kommentar-und Informationsdienst NEUE POLITIK farbiger und interessanter
geworden ist. Ich wünsche mir das auch für das Jahr 2002.
Bitte denken Sie an mich, wenn Sie Bücher zu Weihnachten verschenken
wollen. Ich kann Ihnen fast jedes Buch besorgen und der Erlös dient dem
Weiterbestehen dieses Informations- briefes. Ich wünsche Ihnen FROHE WEIHNACHTEN
und ein gesundes, glückliches Jahr 2002.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
abgeschlossen 13. November 2001 |
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