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Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
vor längerer Zeit hatte ich im Kommentar-und Informationsbrief die Freiwirtschaftler
(Gesellianer) und die Antroprosophen (Steiner) gebeten, mich, d.h. natürlich
die Leser dieses Informationsbriefes, aufzuklären, weshalb in Japan und
in den Vereinigten Staaten die Konjunktur nicht in Schwung kommt, obwohl
der Zins fast gegen Null gesenkt ist, besonders eindrucksvoll in Japan.
Auch in Europa ist der Zins gesenkt worden - trotzdem zahlen wir immer
noch, je nachdem, für was und bei wem wir Geld leihen, zwischen 5,5% und
13,5% , nach oben fast offen. Die andere Frage war die nach dem internationalen
Geldhandel und der Spekulation mit Derivaten, Optionen und einiges mehr,
einschließlich Aktien und festverzinslichen Wertpapieren, die Frage nach
der internationalen Geldflucht. Abgesehen davon, daß eine von attac
vorgeschlagene internationale Tobin-Steuer, die diese Geldbewegungen besteuern
soll, nur dann funktioniert, wenn alle Staaten mitmachen, wird sie die
real vorhandenen Geldsäcke, die. selbst bei internationalem Electronic-Banking,
zwischen Frankfurt am Main und New York hin und her transportiert werden,
nicht verhindern.
Der deutsche Finanztheoretiker Silvio Gesell (1862 - 1930) hat bekanntlich
ein Geld vorgeschlagen, welches den Geldbesitzer zwingen soll, es auszugeben
bzw. zu investieren. Hortet der Geldbesitzer das Geld im Strumpf, unter
der Matratze, in schwarzen Koffern oder gar im Tresor, soll er durch eine
Gebühr bestraft werden, weil er das Geld nicht regelmäßig weitergibt.
Für einen Geldbesitzer gibt es nur drei Möglichkeiten, sich der Gebühr
zu entziehen - er muß das Geld für den Konsum ausgeben, er kann das Geld
verleihen oder verschenken. Mir ist die Frage nicht beantwortet worden,
ob es nicht besser wäre., das bisherige Geld durchweg durch das elektronische
Geld zu ersetzen. Welche volkswirtschaftlichen Folgen könnte der Ersatz
von Papier-und Metallgeld durch elektronisches Geld haben? Der Vorteil
von elektronischen Geld ist, daß es sich nicht horten läßt!? Wichtig ist,
daß ein neues Geld anonym, Fälschungssicher und zinsfrei ist.
Das sind nur einige wenige und wichtige Fragen an die …konomen; es bedarf
einer nationalen und internationalen wissenschaftlichen Anstrengung, eine
neue Wirtschaftsordnung zu initiieren, die den bisherigen Turbokapitalismus
ersetzt. Der Turbokapitalismus mit seiner Globalisierung steht nach meiner
Meinung kurz vor dem Kollaps und es besteht die Gefahr, daß die nationalen
Wirtschaften - nach dem Motto Rette sich wer kann nationale Lösungen nach
altem Muster einführen, die das Chaos dann erweitern.
Ich hoffe, ich erhalte Antworten.
Der Schrei nach Steuererhöhungen durch einige SPD-Ministerpräsidenten
geht in diese alte Richtung. Es fällt den Parteipolitikern nichts anderes
ein, als Steuererhöhungen. Soll das Volk doch bluten - warum hat es auch
diese Regierungen gewählt. Im Mittelalter gab es den Zehnten, also 10
% Steuern, heute zahlen wir im Durchschnitt 50 % bis 60 % Steuern. Auch
Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Rentner sind davon betroffen, denn
mit jedem Cent Geld, welches ausgegeben wird, kassiert der Fiskus Steuern.
Die Frondienste des Mittelalters sind heute die überbordende staatliche
Bürokratie, die ständig durch den Bürger gefüttert werden muß. Die Menschen,
die wirtschaftlich und gesellschaftlich aktiv sind, füllen ständig Anträge,
Formular und undurchsichtige Steuererklärungen aus. Fiskalisch sind wir
weit hinter das Mittelalter zurückgeworfen und wir, die Bürgerinnen und
Bürger dieses Landes, wir dulden diesen Rückschritt.
DGB-Chef Sommer beklagte jüngst, daß Entlassungen im …ffentlichen Dienst
und ähnlichen Einrichtungen zu einer immer größeren Arbeitslosigkeit führen
würden. Auf die Idee, die vorhandenen Probleme durch eine neue …konomie
zu lösen, Wirtschaft und Konsum dort wachsen zu lassen, wo es noch notwendig
ist, Arbeit dort zu verteilen, wo sie zu verteilen ist, Löhne und Gehälter
so zu gestalten, daß Leistung belohnt wird -auf diese Idee kommt der hochbezahlte
Funktionär nicht.
Auch aus diesem Zusammenhang heraus ist es eine äußerst wichtige Aufgabe
für uns Deutsche, in unserem Land für direkte Demokratie zu sorgen. Der
Weg für direkte Demokratie führt über Volksbegehren und
Volksentscheid. Eine direkte Beteiligung des Volkes wird auch intellektuelle
Kräfte freisetzen, die angesprochenen Geld- und Wirtschaftsfragen zu lösen.
Direkte Demokratie eröffnet auch die Möglichkeiten, auf Wissenschaft und
Forschung unmittelbar Einfluß zu nehmen, indem das Volk über Einnahmen
und Ausgaben mitbestimmt. Die direkte Demokratie ist auch ein guter Schutz
gegenüber us-amerikanischen Zumutungen. Deutsche Regierungen, wenn sie
nicht unmittelbar von den us-amerikanischen Interessen abhängig sein wollen,
täten gut daran, die direkte Demokratie in Deutschland zu verwirklichen.
Dazu gehört natürlich ein freies Informationswesen. Aber wir, das Volk,
müssen es wollen. Wir müssen unsere verkorkste us-amerikanische "Demokratie"-Erziehung
überwinden.
Zum Schluß noch einige Sätze zum Thema Neutralität, was mir sehr am Herzen
liegt. Es ist angesichts des drohenden Krieges zwischen der einzigen Supermacht
auf dieser Erde, den USA, und dem Irak, wieder sehr aktuell geworden.
Der Irak ist ein militärischer Zwerg. Ob er sich auf gefährliche Art und
Weise wehren kann, das weiß ich nicht. Der islamische Kulturkreis wird
sich aber in allen Teilen und mit Recht angegriffen fühlen, und zwar militärisch
und kulturell. Da erhebt eine arrogante us-amerikanische Gesellschaft,
auch in unserem Namen, Anspruch auf natürliche Ressourcen, in diesem Fall
das Erdöl, die der gesamten Menschheit gehören und die unter den Menschen
gerecht verteilt werden sollten. Verbunden wird dieser Anspruch auf möglichst
alle Rohstoffe mit dem ebenso anmaßenden Anspruch, als alleiniger Staat
auf dieser Erde die Souveränität zu haben, Massenvernichtungswaffen besitzen
zu dürfen. Wer hat ihnen, den USA, die noch nicht einmal eine Demokratie
sind, dieses Recht gegeben, Gott? In den Augen der Mehrheit der US-Amerikaner
schon, aber das ist nichts als Gotteslästerung. Der Arroganz müssen wir
eine aktive gesamteuropäische Neutralität entgegensetzen, die den wirtschaftlichen
Ausgleich auf dieser Erde herstellt. Die Bundesregierung sollte einen
gesamteuropäischen, öffentlichen Dialog über diese angestrebte Neutralität
führen, auch mit dem Ziel, Großbritannien einzubinden. Der Dialog mit
den USA muß geführt werden, damit die US-Stützpunkte in Europa aufgelöst
werden. Auf keinen Fall sollte der mögliche Irak-Krieg von us-amerikanischen
Stützpunkten auf deutschem Boden aus geführt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
abgeschlossen am 11. Oktober 2002 |
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