Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
die gute Nachricht stammt vom 26. Oktober, als in Berlin und Washington
viele Menschen auf die Straße gingen, um gegen die Kriegsabsichten der
us-amerikanischen Regierung im Irak zu protestieren. Trotz des schlechten
Wetters waren es in Berlin mindestens zehntausend Demonstranten; in Washington
sollen 50 000 Menschen protestiert haben. Der Kommentar-und Informationsbrief
NEUE POLITIK und die WERKSTATT FÜR DEZENTRALE ENERGIEFORSCHUNG e.V. haben
in Berlin Flugblätter verteilt, die gut angekommen sind. Die Initiative
für das Flugblatt der NEUEN POLITIK ging von Günter Rahm, dem Vorsitzenden
des Infodienstes Aufklärung e.V. aus. Dieser Verein vermittelte auch den
Kontakt zu Thomas Bauer, Vorstandsmitglied von > Bündnis für die Zukunft
<, deren Flugblatt Kein Blut für Öl ich dieser Ausgabe beifüge.
Ich hoffe, daß alle Unterschriftenlisten gefüllt werden. Ferner füge ich
das Flugblatt der WERKSTATT FÜR DEZENTRALE ENERGIEFORSCHUNG e.V. bei,
auch hier mit der Erwartung, daß viele Leser die notwendige Energieforschung,
deren Ergebnisse den Rohstoff …l für unsere Energieversorgung ablösen
sollen, unterstützen werden.
Zu den guten Nachrichten gehört auch, daß sich, neben den Demonstrationen,
in den Vereinigten Staaten immer mehr Widerstand regt. Sie finden in dieser
Ausgabe einen Beitrag des ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter und einen
Kommentar anläßlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an Carter
(Seite 7 ff.) Der Kontrast beider Beiträge ist gewollt.
Leser Stefan Kretschmar schickte mir die Titelseite des K…LNER STADT-ANZEIGER
vom 18. Oktober. Es wird dort berichtet, daß einige hundert US-Unternehmer
in einer ganzseitigen Anzeige in der NEW YORK TIMES einen offenen Brief
an den Präsidenten George W. Bush veröffentlicht haben, in dem sie gegen
die Kriegspläne im Irak protestieren. "Sie verkaufen Krieg, wir
kaufen ihn nicht", lautet einer der Sätze.
Auf den Seiten 5 ff. finden Sie einen interessanten Beitrag von Ute Ströbel-Dettmer.
Ich habe lange überlegt, ob ich zu diesem Beitrag Stellung beziehen soll.
Ich will keine Autorenschelte betreiben. Ich bin Frau Ströbel-Dettmer
sehr dankbar, daß sie mit ihrem Beitrag für eine größere Diskussionsbreite
im Kommentar-und Informationsbrief sorgt. Der Bericht über Frauenrechte
durch Frauenpolitik ist schon deshalb interessant, weil er sehr konservativ
in Bezug auf die kulturelle Fehlentwicklung in Deutschland ist. Es scheint
auf dieser ganzen Bundeskonferenz kein einziges Wort über die Mutter (und
Vater) -schaft als eine Menschheitsaufgabe gefallen zu sein. Fremdbetreuung
steht im Mittelpunkt. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, so habe
ich eine Fremdbetreuung über Wochen als eine absolute Katastrophe erlebt.
Ich halte es für sehr wichtig, ein Erziehungsgehalt für Mütter/Väter zu
fordern, um eine individuelle Erziehung von Kindern möglich zu machen.
Das schließt eine Fremdbetreuung (kollektive Erziehung) nicht aus, die
aus dem Erziehungsgehalt individuell finanziert werden kann. Vielfalt
und basisdemokratische Strukturen sind für und in der Erziehung notwendig.
Zu alledem ist natürlich eine neue Geld-und Wirtschaftsordnung vonnöten,
die das Horten und Spekulieren mit Geld und Boden unmöglich macht. Ich
habe den Verdacht, daß diese "kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen"
und auch die geforderten Ganztagsbetreuungen für Kinder mehr der Despotie
der Bürokratie dienen als einer Entwicklung hin zur Freiheit.
Das alles wird nicht besser, indem PISA beschworen wird. Die mangelhafte
Ausbildung und die vielfach materiell motivierte Berufsauffassung von
Lehrern führt direkt zu den schlechten Noten von PISA. Ich habe überhaupt
den Eindruck, daß viel zu viel von Geld die Rede ist, aber absolut zu
wenig von Inhalten.
Wenn jemand gehofft hat, daß bei dem wichtigen Thema Frauenrechte eine
andere Gesundheitspolitik vorkommt, der hat sich gründlich geirrt. Anstatt
die Blutspur der Pharma-Industrie und die alles andere ausschließende
Blutspur der Chemiemedizin zu verlassen, wird nach frauengerechten Pharma-Packungen
geschrien.
Ich werde den Bericht von Frau Ströbel-Dettmer noch in zwei Fortsetzungen
bringen. Ich hoffe, wie immer, auf eine rege Diskussion.
Besonders möchte ich auf den Beitrag von Prof. Dr. Johannes Heinrichs
hinweisen, verbunden mit einem Aufruf von Günter Rahm und dem Diskussionsbericht
der Konferenz des Vereins Infodienstes Aufklärung am 29. September in
Belzig, auf den Seiten 3 ff. Auch hier hoffe ich auf eine rege Diskussion.
In der Buchliste biete ich ein Buch von Prof. Heinrichs an, welches ich
selber noch nicht gelesen habe. Vielleicht dient das Buch einer größeren
Diskussionbreite.
Auf Seite 2 setze ich mich mit der Geiselnahme in Moskau auseinander.
Die Kritik an der politischen Kultur in Rußland soll uns nicht davon abhalten,
gute Beziehungen zu dem russischen Volk zu pflegen, auch über die real
vorhandene russische Regierung.
In den letzten Tagen las ich einen Reisebericht der österreichischen
Ärztin Dr. Eva-Maria Hobiger, die Februar 2001, 10 Jahre nach dem ersten
Golfkrieg, Irak besucht hat. Was sie auf 19 DIN-A-4 Seiten schildert,
stellt die Berichte über die Greuel in Tschetschenien und die Moskauer
Geiselnahme in einen breiten Schatten. Frau Hobiger berichtet über die
von den US-Truppen verwendeten Geschosse, deren Geschoßmäntel abgereichertes
Uran enthalten, um die Durchschlagskraft der Munition zu erhöhen. Infolge
der hohen Hitze pulverisierten sich die Geschosse und verstreuten flächendeckend
radioaktive Strahlung. > Ein Land mit einem Teppich an Radioaktivität
zu bedecken, die für alle Zeiten dort vorhanden sein wird - wie wir in
der Zwischenzeit alle wissen, hat Uran 238 eine Halbwertzeit von 4,5 Milliarden
Jahren - ist ein Beispiel noch nie dagewesener Kaltblütigkeit und Gewissenlosigkeit
<, schreibt Frau Dr. Hobiger. Ich kann Ihnen den Bericht auf Wunsch
kopieren. Ich verdanke ihn Leser Franz Vogler.
Zum Schluß und anläßlich des Weihnachtsfestes möchte ich auf die Buch-Bestelliste
hinweisen. Es ist mir gelungen, zwei in vielen Zeitungen besprochene Bücher
aus dem Verlag Zweitausendeins in einer größeren Stückzahl zu erwerben.
Sie erhalten sonst die Bücher aus diesem Verlag nur im Direktbezug. Verschenken
Sie zu Weihnachten möglichst viele Bücher und beziehen Sie bitte diese
bei mir. Ich kann Ihnen fast jedes Buch mit ISBN-Nummer beschaffen. Sie
können auch Geschenkabonnements für den Kommentar-und Informationsbrief
NEUE POLITIK unter den Weihnachtsbaum legen.
Ich wünsche Ihnen ein Frohes Weihnachtsfest und ein gesundes, glückliches
Jahr 2003. Ich danke allen für die gute Zusammenarbeit. Die nächste Ausgabe
des Kommentar-und Informationsdienstes erscheint im Januar 2003.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
Abgeschlossen am 15. November 2002 |