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Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
herzlichen Dank an alle alten und neuen Abonnenten. Die ersten drei
Monate eines Jahres sind - materiell gesehen - für mich entscheidende
Monate, weil ich in dieser Zeit die Abo-Rechnungen für das neue Jahr
schreibe. Bleiben mir meine alten Leser treu? Honorieren sie meine Arbeit?
Ja, danke schön, fast hundertprozentig bleiben Sie mir erhalten und
die Auflage steigt! Die Werbemaßnahmen werden zwar im wesentlichen aus
meiner Tasche bezahlt - dennoch sind die großzügigen Aufrundungen
des Abo-Betrages eine nicht zu unterschätzende Aufmunterung.
Für mich war es sehr interessant, daß das als Prämie für
Neubezieher angebotene Taschenbuch von Rainer Dohse - Der Dritte
Weg, Neutralitätsbestrebungen in Westdeutschland zwischen 1945 und
1955 - ein absoluter Renner war. Kann es sein, daß sich immer
mehr Menschen Gedanken darüber machen, wie Deutschland und Europa
durch eine aktive Neutralität Angriffskriege wie den aktuellen Irakkrieg
verhindern kann? Ich denke, ja! Die Neutralitätsbestrebungen
sind keine geschichtliche Reminiszenz, sondern sie sind Gegenwart. Wie
das Dohse-Taschenbuch berichtet, war Wolf Schenke, der 1956 begann, die
NEUE POLITIK herauszugeben, einer der wesentlichen Motoren dieser Bewegung.
Auf Seite 7 bespreche ich das Buch Die Neutralisten,
welches über das Taschenbuch von Rainer Dohse weit hinaus geht und
auch die Rolle der Zeitschrift NEUE POLITIK in der bundesrepublikanischen
Neutralitätsbewegung beschreibt. Um zu unterstreichen, wie wichtig
es ist, dieses Thema in der …ffentlichkeit zu verbreiten und zu vertreten,
werde ich jeder Bestellung des Buches von Alexander Gallus auf Wunsch
das Taschenbuch von Dohse zum Sonderpreis von € 3,- beifügen.
Dieses Angebot gilt bis zum 31. Mai 2003. Bitte sind Sie so liebenswürdig
und vermerken Ihren Wunsch in Ihrer Bestellung.
Neben dem Krieg im Irak beschäftigt uns Deutsche die soziale Frage.
Tatsächlich? Ich denke, es geht immer noch um Äußerlichkeiten
und nicht um Grundsätzliches. Auf Seite 2 beschreibe ich einige Aspekte
dieses innenpolitischen Themas.
Auf Seite 4 ff komme ich meiner Informationspflicht nach.
Wo ist Saddam Hussein? Diese Frage wäre nicht so spannend, wenn nicht
von Tag zu Tag klarer wird, daß George W. Bush gelogen hat. Christlich
gelogen, denn er wird ja alle wortgewaltigen Prediger seiner Chistlich-Methodistischen
Kirche hinter sich haben. Oder? Es sieht doch so aus, wenigstens an diesem
Tag, an dem ich das Editorial schreibe, daß es keine Massenvernichtungswaffen
im Irak gibt. Das war der einzige Kriegsgrund, den Herr Bush nannte. Das
müssen wir uns einprägen. Das ist kein Antiamerikanismus, aber
es ist Veranlassung genug,, sich von der us-amerikanischen Regierung zu
distanzieren. Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten hat einzig allein
Israel. Sollten noch irgendwo anders welche gefunden werden, ist davon
auszugehen, daß die us-amerikanische Regierung diese dorthin geschafft
hat. Die zweite von wahrscheinlich tausend Lügen ist die, daß die
us-amerikanische Regierung nicht weiß, wo Saddam Hussein steckt. Im deutschsprachigen
ARGENTINISCHEN TAGEBLATT teilt Anne-Beatrice Clasmann unter der Überschrift
Mit Saddam zehntausende Gefolgsleute wie vom Erdboden verschluckt
mit, daß > jeder, der irgendwie zum System gehörte, schon
Tage vorher (Anm. D.K.: zwei Tage vor der Einnahme von Bagdad) ..
wußte, was passieren würde <. Clasmann berichtet von einem
Geheimabkommen zwischen der US-Regierung und der Regierung Saddam Hussein,
welches ein Überleben der Funktionäre der Bath-Partei und der
irakischen Militärs ermöglicht. Die Nachrichten über gelegentliche
Festnahmen hoher Funktionäre von Partei und Staat gleichen den Berichten
von der "Jagd" nach Osama bin Laden.
Daß die meisten Iraker sich nicht von den US-Amerikanern "befreit"
fühlen, auch wenn sie sich freuen, das Regime Saddam Husseins los
zu sein, spricht für ein ausgeprägtes politisches und kulturelles
Selbstbewußtsein der Bevölkerung. Ich wünschte, wir hätten
dieses Bewußtsein 1945 gehabt; wir waren wahrscheinlich innerlich und
äußerlich so zerstört, daß wir uns gegen die us-amerikanische
Anmaßung und Überfremdung nicht wehren konnten. Die Worte, die jetzt
aus dem Irak über den Äther kommen, sind eindeutig: wir
wollen nicht amerikanisch werden. Abtransport und Vernichtung
der Kulturschätze des Iraks fanden mit Duldung der US-Amerikaner
statt, was das Mißtrauen der Bevölkerung entscheidend erhöht.
Wir sollten uns nicht wundern, wenn es zu einer religiösen Fanatisierung
kommt. Die Verantwortung liegt bei dem Methodisten Bush.
Peter O. Chotjewitz schreibt in der Wochenzeitschrift FREITAG vom 25.
April: > Falsch wäre es nur, Bush zum alleinigen Versager
zu machen <. Versager? Der gleiche Autor schreibt zwei Sätze
weiter: > Herr Bush führt eine Außenpolitik vor, die mit Intervallen
fast zweihundert Jahre zum System seines Landes gehört. Die jetzige
Intervention im Nahen Osten ist die Fortsetzung einer langen Reihe von
Eroberungskriegen, die sie in Mittel-und Südamerika und im Pazifik
zur Hegemonialmacht gemacht hat <.
>Nur eine Frage< entnehme ich der Wochenzeitschrift FREITAG
vom 17. Januar, > Warum bringt Deutschland im UN-Sicherheitsrat
keine Resolution ein, die sich gegen jede militärische Lösung
der Irak-Krise wendet? <
In der Tat, auf Bush und seine Junta einzuschlagen, ist eine Sache; der
Junta aber mit völkerrechtlichen und demokratischen Methoden Einhalt
zu bieten, ist eine andere, eine gute Sache. Der Kriegsforscher und New
Yorker Publizist David Rieff schreibt im Berliner TAGESSPIEGEL vom 27.
März: > Doch Amerika ist ein revolutionäres Land. Es
will die Welt nach seinem Bild formen <. Aber, Revolution hat
nichts mit Demokratie zu tun, eher etwas mit Staatsstreich, so wie die
bezahlten Politbanditen wie Lenin, Trotzki und Hitler mit Hilfe us-amerikanischen
Kapitals an die Macht gekommen sind, von Pinochet, Saddam Hussein und
vielen anderen ganz zu schweigen.
Leser Franz Vogler hat am 22. Februar Papst Johannes Paul II. in einem
Brief gebeten, mit seiner ganzen Autorität in den Irak zu gehen,
um den Krieg zu verhindern. Vergeblich! Der menschengemachte "Stellvertreter
Gottes" kennt seine Verletzlichkeit und die Grenzen seiner Macht.
Seine Macht ist an der Berechnung seiner Vorgänger zerbrochen, die
sich am Kauf von Politbanditen zweitausend Jahre lang beteiligt haben.
Der letzte Streich fand unter Johannes Paul II. statt, als er mithalf,
Jugoslawien zu zerstören.
"Shame on you, Mr. Bush", rief der Dokumentarfilmregisseur Michael
Moore mutig während der 75. Oscar-Zermonie im März d.J.. Dazu
gehörte mehr Mut, als der Papst in seinen Predigten zeigt oder Herr
Schröder im Bundestag.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
abgeschlossen am 15. Mai 2003
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