Dieter Kersten - Juni 2004    
Editorial    
     
 
Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

herzlichen Glückwunsch, ARGENTINISCHES TAGEBLATT; zum 115jährigen Geburtstag! Der Kommentar-und Informationsbrief NEUE POLITIK bekommt die deutschsprachige argentinische Zeitung, die als Wochenzeitung erscheint, im Austausch. Das ARGENTINISCHE TAGEBLATT ist von einer Schweizer Familie gegründet worden, die nachwievor Eigentümerin und Herausgeberin der Wochenzeitschrift ist. In ihrer bunten Mischung von internationalen Nachrichten, Landes- und Regionalnachrichten, Vereinsmitteilungen und Leserbriefen scheint sie ein gutes Abbild einer deutschsprachigen, bürgerlichen Wohlstandsgesellschaft in Argentinien zu sein, die von den Zeitläufen wirtschaftlichen Niedergangs wenig betroffen ist. Es beeindruckte mich schon, als das ARGENTINISCHE TAGEBLATT während der argentinischen Sommerzeit volle Urlaubsgebiete meldete, während die ständig höher werdende Arbeitslosigkeit sich immer mehr Hungerrevolten nähert. Andererseits fehlt mir eine Berichterstattung über Initiativen der Armen, wie Fabrikbesetzungen, Tauschringe und die Initiierung von eigenem, regionalen umlaufgesichertem Geld, die angeblich erfolgreich existieren sollen. Die sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen scheinen mir in Argentinien weitaus höher zu sein als in Deutschland.

Die soziale und wirtschaftliche Katastrophe in Argentinien wird sich nicht wenden, nur weil die Deutsche Bundesversammlung im Mai d.J. einen der Protagonisten von Globalisierung und nationaler Ausbeutungen, den bis dahin tätigen Geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfond, Herrn Prof. Dr. Horst Köhler, zum deutschen Bundespräsidenten gewählt hat. Im Gegenteil: wir Deutschen haben es zugelassen, daß zusätzlich zu dem in unserer politischen Szene grassierenden Beraterunwesen uns ein "Oberberater" institutionell verordnet wurde, der nicht im Auftrag der hier in Deutschland lebenden Menschen handelt, sondern die Profitinteressen einer schwer faßbaren internationalen Wirtschaftsmafia vertritt. Dabei nehmen sich zwei Farbkleckse fast wie Graphiti-Schmierereien aus. In einer Fernseh-Takshow hatte der Kandidat Köhler sein höchst persönliches Profitinteresse angemeldet, indem er seine väterliche Fürsorge für seine sehbehinderte Tochter so formulierte, daß er persönliche Reichtümer anhäufen müßte, um seiner Tochter eine goldene Zukunft bieten zu können. Und was ist mit den anderen Behinderten in diesem Land? Ich kenne genug Behinderte, die ihr Leben selbst meistern müssen, wie z.B. auch ich selber, denn ich kann nur mit einem Auge sehr eingeschränkt sehen. Ein Bundespräsident, der sein staatsbürgerliches Amt und sein daraus resultierendes Einkommen aus Steuergeldern auf seine, vielleicht leistungsunwillige, vielleicht aber auch leistungsunfähige, Tochter bezieht, sollte sich in der "freien Wirtschaft" tummeln, und nicht in dem höchsten Staatsamt.

Der zweite Farbkleckser bei der Wahl des Horst Köhler zum Bundespräsidenten, das ist der Wahlmann Prof. Dr. Hans Filbinger. Der jetzt 90 Jahre alte, ehemaliger Marinerichter und jahrelange Ministerpräsident von Baden-Württemberg hat nach dem 8. Mai 1945 einen Matrosen wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt. Als britischer Kriegsgefangener lieh er sich von den Briten ganz locker Gewehre und ließ den Matrosen erschießen. Es ist der fehlende Protest eines Horst Köhler, der einen solchen Farbklecks zuläßt. Es ist aber auch die Rückentwicklung Deutschlands zu einem sozialen Unrechtsstaat, welche so hochgradig kriminelle Leute, wie Herrn Filbinger als geachtete Menschen leben läßt.

Ergreifen wir also eine demokratische Initiative, um solche Leute, wie Köhler und Filbinger in unsere staatsbürgerliche Schranken zu verweisen. Auf Seite 2 ff. veröffentliche ich einen Beitrag über die Gärtnerhof-Idee, der bereits in der Ausgabe März/April 1997 im Kommentar-und Informationsbrief NEUE POLITIK gestanden hat. Meines Wissens lebt der Verfasser des Gärtnerhof-Artikels nicht mehr und es gibt auch die Bauernschule Hohenlohe nicht mehr. Ich habe vergeblich im Internet recherchiert, wer was zu diesem Thema Aktuelles zu sagen hat. Leider habe ich nichts gefunden. Möglicherweise müssen wir ganz von vorne anfangen. Die Intentionen des Beitrages von Reinhold Hafner treffen sich mit denen Artur Mahrauns, Auf den Seiten 3 und 4 stelle ich Mahrauns Broschüre DER GROSSE PLAN vor. Ich biete sie antquarisch in der Bestelliste an. Es liegt an Ihnen, den Lesern des Kommentar- und Informationsbriefes, ob eine solche Initiative wirksam wird oder nicht.

Auf Seite 5 ff. beschäftigt sich ein Beitrag mit den us-amerikanischen Folterungen, nicht nur im Irak. Die täglichen Nachrichten aus Irak und Afghanistan zu diesem Thema sind zutiefst deprimierend. Ergänzt wurden sie durch die Nachrichten aus einem brandenburgischen Provinzknast, in dem auch gefoltert wurde. Der Ausblick von Jürgen Rose auf die unguten Entwicklungen in der Bundeswehr läßt Schlimmes erwarten, es sei denn, meiner Forderung nach Auflösung der Bundeswehr wird stattgegeben.

Ich fürchte, daß in unserem Bewußtsein der Begriff Folter viel zu eng gefaßt wird. Kann nicht z.B. eine medizinische Zwangstherapie auch Folter sein? Die Uniformen sind dann medizinisch-weiß oder juristisch-schwarz/braun und nicht mehr militärisch- feldgrau. Wieder ist einer Mutter das medizinische Sorgerecht aberkannt worden. Sie finden dazu einen Bericht auf Seite 6 ff. . Ziel solcher Veröffentlichungen ist nicht nur die Information, sondern die Ermutigung, daß jeder sich in seinem Umfeld gegen Zumutungen von Halbgöttern wehrt. Menschen werden ja von Menschen zu Halbgöttern gemacht, (Pharma-) Monopole werden auch von Menschen zu Monopolen gemacht, Meinungs- und Wissensmonopole übrigens auch.

"Wissen ist Macht" lautet ein Sprichwort, aber das Volk hat es noch nicht verstanden, von dem Mächtigen mehr Wissen zu verlangen und zu erlangen. Alte Sozialdemokraten hatten noch eine Ahnung davon. Sie besuchten Ende des 19. Jahrhunderts/ Anfang des 20. Jahrhunderts nach einem anstrengenden 8-Stunden-Tag und im Laufe einer noch mehr anstrengenden 48-Stunden-Woche die anspruchsvollen Kurse der Arbeiterbildungsvereine und der späteren Volkhochschulen- und feierten ihre Feste. Heute wird wertvolle Zeit vor dem Fernseher, beim Autowaschen und beim Rotweintrinken auf der Datscha in der Toscana vertan und über den "Stress" geklagt. Stattdessen sollten wir den Herrschenden mehr Bildung abtrotzen, Bildung verlangen, anstatt sie uns in der Haltung eines Konsumenten anbieten zu lassen. Sie glauben doch nicht, daß die politische Klasse, dieser geschlossene Club von Profiteuren, ein wirkliches Interesse an einer umfassen- den Bildung des "blöden Volkes" hat? Mit einer umfassenden Bildung hätte die "direkte Demokratie" Substanz und kein "Parteipolitker", egal welcher Farbe, hätte eine Chance, dem Volk weiszumachen, daß nur Sozialabbau und Einkommens-Beschränkungen Vollbeschäftigung garantieren.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Kersten

abgeschlossen 18. Juni 2004

 
     
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