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Liebe
Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
einen Monat Pause und ich habe so viel Material zusammen,
daß ich locker statt acht sechzehn Seiten füllen könnte.
Es ist aber gut, wenn ich durch die acht Seiten gezügelt werde. Es
wird sich erst beim Umbruch zeigen, ob in dieser Ausgabe alle vorhandenen
Leserbriefe veröffentlicht werden können.
Übrigens, danke schön - für die Leserbriefe! Ich halte
sie für äußerst wichtig! Ich hoffe immer, daß es
zu Diskussionen kommt.
Der Beitrag auf Seite 2 ff.- Zum soundsovielten Mal: Palästina,
Israel, die Massenvernichtungswaffen und der 3. Weltkrieg - ist
vor allen Dingen in Zusammenhang mit den immer schärfer werdenden
Auseinandersetzungen im Irak zu lesen. Kluge Leute hatten die US-Amerikaner
vor dem irakischen Abenteuer gewarnt. Das Selbstbewußtsein der islamischen
Welt ist ganz anders geartet, als es sich der Pseudo-Fundamentalismus
des US-Präsidenten vorstellte. Auch das, was sich als us-amerikanische
"Demokratie" präsentierte, ist kein Vorbild. Es gab auch
kein "Machtvakuum" im Irak für die egoistischen Erdöl-Profitinteressen
der us-amerikanischen Präsidentenlobby.
Es gibt, wie in den USA, auch im Irak Leute, die ihren kriminellen Impuls
freien Lauf lassen. Dazu gehört mit großer Sicherheit der Schiiten-Führer
Muqtada al-Sadr. Das er so viele militante Anhänger hat, ist auch
dem sozialen Niedergang Iraks zuzurechnen.
Wenn es überhaupt zulässig ist, unter schlimm, schlimmer, am
schlimmsten, zu unterscheiden, dann ist Muqtada al-Sadr sicher schlimmer
als Saddam Hussein. Muqtada al-Sadr treibt Politik mit religiösem
Wahn, siehe auch Bush, und das ist unerträglicher als alle anderen
Motive. Bush hat mit seinem unsäglich kriminellen Krieg so etwas
wie "die Büchse der Pandora" geöffnet.
Da die Weltpolitik noch lange mit Muqtada al-Sadr zu tun haben wird, wie
vielleicht auch mit George W. Bush, zitiere ich einige wenige Sätze
aus einem Gespräch, welches Lutz Herden mit dem irakischen
Dichter Hamid Jassin über die Schlacht um Nadschaf und den Kampf
der Kulturen in seinem Land in der Wochenzeitschrift FREITAG
vom 27. August führte: > Er (Muqtada al-Sadr)
erscheint immer noch im Glanz seines Vaters, des Großayatollahs
Mahammad Sadeq al-Sadr, der mit seinen beiden ältesten Söhnen
1999 vom Geheimdienst des Diktators ermordet wurde. Außerdem bedient
er sich ständig der Sprache des religiösen Märtyrers -
das blendet viele einfache Schiiten und erregt ihre Gemüter. Al-Sadr
versteht es, in seinen Predigten die wirtschaftlichen Mißstände
anzuprangern, unter denen viele Iraker leiden. Das geschieht in einer
Sprache, die sehr einfach, genau genommen aber vulgär ist.<
Welch eine Ähnlichkeit mit George W. Bush.
Zwischenbemerkung: Es hat auf der Redaktionssitzung eine erregte Diskussion
darüber gegeben, ob ich berechtigt bin, Muqtada al Sadr zu kritisieren.
Das Regime der US-Amerikaner sei so schlimm, daß es nur verständlich
sei, daß Muqtada al Sadr und seine Leute sich wehren. Aber: Gewalt
gebiert Gewalt und es gibt keinen gerechten Krieg - es gibt nur gewaltfreien
Widerstand. Mir wurde entgegnet, daß das naiv sei.
Es ist vielleicht der einzige Verdienst von Bundeskanzler Schröder,
daß er dem großen Führer Bush die Gefolgschaft im Irak-Krieg
versagt hat. Um so mehr fällt auf, daß der gleiche Bundeskanzler
sich nahezu anbietet (prostituiert), irakische Soldaten ausbilden zu lassen.
Warum können wir nicht Frieden schaffen ohne Waffen,
in dem wir mit irakischen Freiwilligen gewaltfreien Widerstand einüben.
Widerstand sollte gegen jedes Gewalt-Unrechtssystem geleistet werden,
auch wenn es von us-amerikanischen Gnaden existiert. Bei einem gewaltfreien
Neuanfang wäre es möglich, den Irakern beim Aufbau einer friedvollen
Gesellschaft zu helfen, indem wir Deutschen z.B. ein Technisches
Hilfwerk zur Verfügung stellen. So eine militärfreie
Hilfe könnte für die ganze Erde Beispiel gebend sein.
Es ist der ewige Konjunktiv, der mich quält! Die Menschheit wird
eben immer noch vom Krieg und vom Töten anderer Menschen beherrscht.
So muß ich, auch angesichts des Beitrages auf Seite 2 ff., auf die
chinesische Atomrüstung hinweisen. War sie in den letzten Jahrzehnten
mehr oder minder defensiv ausgerichtet, so nimmt sie immer mehr offensiven
Charakter an. Die Volksrepublik China verfügt über 120 landgestützte
Raketen. Reichweiten zwischen 1800 und 5500 km, 12 JL1 - Raketen auf U-Booten,
eine Reichweite von 1000 km, 130 luftgestützte Raketen, Reichweiten
vom 400 km bis 3100 km, alle mit Atomsprengköpfen und 138 so genannte
taktische Atomwaffen, Bomben, die von Flugzeugen "abgesetzt"
werden können. Wenn ich nun schreibe, daß ich die israelischen
Atomwaffen für weitaus gefährlicher halte als die chinesischen
menschenmörderischen Waffen, dann hat das sicher etwas mit der räumlichen
Nähe Israels zu Europa (Deutschland) , aber auch, nach aller Erfahrung
mit israelischer Kriegspolitik, mit dem rigorosen und feindlichen Umgang
vieler Israelis mit Menschen zu tun. Erdweite Abrüstungsvereinbarungen
müssen her, ähnlich der Verträge und "vertrauenswirksamen
Maßnahmen", die in Europa zum Fall der Mauer geführt haben.
Unser Ziel sollte eine militärfreie Erde sein, ganz egal, wie lange
verhandelt wird.
Der Beitrag Aufforderungen zu Gewalttaten in Filmen, Videos und
Songtexten von Reinhard Welker in der Ausgabe Juli/ August 2004
hatte schon auf der damaligen Redaktionssitzung Bedenken erzeugt. Leser
Carsten Krautwald hat dazu, denke ich, einiges geschrieben. Eine ideale
pädagogische Verarbeitung von Gewalttaten, die in den Medien gezeigt
werden, verlangen Eltern und/oder ein gesellschaftliches Umfeld, welche/welches
in der Lage ist, sich mit Jugendlichen darüber zu unterhalten (auseinander
zu setzen), um sich gemeinsam Medienkompetenz zu erarbeiten. Dabei muß
erst einmal das Bewußtsein bei Eltern und ihren Umfeld für
die Wichtigkeit dieser pädagogischen Arbeit vorhanden sein. Es gibt
ja kaum echte Beratungsgremien, in denen darüber gesprochen werden
kann. Es gibt die Obrigkeit mit ihren diversen Kommissionen, Ausschüssen
udw., aber keine Nachbarschaftsversammlung als Beratungsort, in der Geschäftsinteressen
keine Rolle spielen. Die sehr hilflose Frage ist doch, ob wir auf das
Bewußtsein warten und inzwischen sehendem Auges zusehen müssen,
daß inkompetentes Handeln unsere Kinder verdirbt oder ob obrigkeitsstaatliches
Handeln gefragt ist? Verbote von Spielen und Büchern kann sehr schnell
ausufern und auch zum Verbot des Kommentar-und Informationsbriefes NEUE
POLITIK führen, wie ein Freund auf der letzten Redaktionssitzung
sagte, indem er an unseren überwachungsgeilen Innenminister Otto
Schily erinnerte. Ich stehe da "zwischen Baum und Borke". Es
wäre sehr schön, wenn sich noch mehr Leser äußern
würden.
Aber vielleicht gibt uns, dem Volk, der überraschende Schritt der
SPD zu mehr Demokratie, d.h. zur Volksabstimmung, bald
ein Werkzeug für Selbstbestimmung in die Hand. Warten wir es ab,
ob die SPD Wort hält und wie das Grundgesetz geändert wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
Abgeschlossen am 17. September 2004 |
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