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Liebe
Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
seit wann gibt es eine nicht endende Steigerung politischer
(sozialer und wirtschaftlicher) Verantwortungslosigkeit der politischen
Klasse (= Obrigkeit) in Deutschland? Sie ist so alt, wie das Volk und
die (Staats-) Bürger der politischen Klasse und ihrer Unfehlbarkeit
Glauben schenkt. Im Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache
von Kluge steht unter glauben u.a. folgendes: > Vermutlich
gehört dieses Wort zu Laub in der Bedeutung, 'Laubbüschel als
Futter und Lockmittel für das Vieh' und bedeutet dann ursprünglich
'zutraulich, folgsam, handzahm' (wie das Vieh, dem ein Laubbüschel
hingehalten wird). <
Ich habe einmal erlebt, wie ein Landwirt einen kräftigen,
mitten in seiner "Manneskraft" stehenden Bullen, den er per
Hand aufgezogen hatte, zum Schlachthof brachte. Der Bulle wurde mit liebevollen
Worten und Laubbüschel als Futter und Lockmittel
in den Transportwagen gelockt. Als die Klappe zuging, schrie der Bulle
und der gesamte Kuhstall (ca. 50 Rinder) antworteten ihm mit einem kollektiven
Aufschrei. Das war sehr eindrucksvoll und ich muß schreiben, auch
wenn es sentimental klingt, ich war zutiefst erschrocken und betroffen.
Besteht die Geschichte aus Transportwagen, in die wir
ständig durch Laubbüschel als Futter gelockt
werden, um dann auf die Schlachthöfe (Schlachtfelder = Krankheiten
= Hunger) zu gelangen? Drehen wir uns im Kreis, wenn wir gleichzeitig
fragen, was das ist, politische Klasse? Oligarchie? Obrigkeit? = "der
Landwirt", der uns hochgepäppelt hat und der uns nun auf den
Schlachthof fährt. Warum hinterfragen wir, die Bürgerinnen und
Bürger, nicht ständig politische Entscheidungen, die ohne unser
Mittun fallen? Warum fordern wir nicht alle, jede und jeder von uns, die
Einrichtung einer Institution, wie z.B. die politische Nachbarschaft,
mit der wir die Chance hätten, politische/wirtschaftliche Entscheidungen
zu überprüfen und im Zweifelsfall wieder rückgängig
zu machen? Es fällt doch auf, daß so ein Mensch wie Bundeskanzler
Schröder immer mehr in den Ton verfällt, mit dem er eine Mitbestimmung
selbst seiner eigenen Partei lächerlich macht. Oder denken Sie nur
an die Figur des Menschen Müntefering, der anläßlich der
schleswig-holsteinischen Landtags-"Wahl" Demokratie, ganz egal,
was darunter zu verstehen ist, verhöhnt, indem er seinen politischen
"Gegner", der die höhere Stimmenzahl hat, lächerlich
macht.
Demokratie ist den meisten Menschen nicht nur sprachlich sondern auch
inhaltlich ein Fremdwort (geblieben).
Die Menschen haben es sich im Clubsessel Deutschland
bequem gemacht. Der Clubsessel ist die Sicherheit für die Oligarchie,
nicht irgendwann mal unter die Guillotine zu geraten. Der Clubsessel ist
Voraussetzung für Hartz IV und andere Zumutungen. Inzwischen kostet
Hartz IV wahrscheinlich 6,3 Milliarden Euro mehr als die famose Regierung
Schröder gerechnet hat. Pisa läßt grüßen! Hinzu
kommt die Chuzpe der Gemeinden, die im Stil der Zeit betrügen, indem
sie arbeitsunfähige Sozialhilfeempfänger widerrechtlich Hartz
IV zuordnen, um Geld abzuzocken.
Selbstbestimmung ist nirgends gefragt; es entsteht z.B.
keine hinreichend starke Bürgerbewegung, die eine Abstimmung über
die europäische Verfassung verlangt. Diese Verfassung wird uns wieder
von oben aufgezwungen und enthält als einen Hauptpunkt die Rüstungs-
und Kriegspflicht eines jeden EU-Mitgliedes. Diese Kriegspflicht ist die
Pflicht zur Teilnahme an Rohstoff-Verteilungskriegen in Afrika, Asien
und in Latein-Amerika.
Weil wir die politische Klasse gewähren ließen
und lassen, sind wir, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes
Deutschland an der immer noch steigenden Arbeitslosenzahl, an der fortschreitenden
Deindustrialisierung Deutschlands (außer Auto- und Rüstungsindustrie),
an der Überalterung, an der kulturellen Beiläufigkeit und vieles
andere mehr, selber verantwortlich. Die politische Klasse hat, von uns
ungehindert, internationale Verträge geschlossen, die dem gesunden
Menschenverstand Hohn sprechen.
Dabei ist es einerlei, ob die politische Klasse unfähig ist, die
Interessen des Volkes zu vertreten, oder nur die Interessen einer Oligarchie
vertritt. Wir müssen uns eine Organisationsform der direkten, unmittelbaren
Mitsprache ("direkte Demokratie") schaffen, außerhalb
der Parteien.
Auf Seite Drei finden Sie einen Beitrag von Horst-Eberhard
Richter, den ich für wert halte, möglichst weit verbreitetet
zu werden. Schon allein die Überschrift gefällt mir. Mühe
habe ich, Horst-Eberhard Richter bei seiner positiven Betrachtung der
Religionen zu folgen. Es gibt leider keine gemeinsame Wertewelt der drei
monotheistischen Religionen. Sehen Sie sich die "heiligen Bücher"
der drei Weltreligionen an. Es gibt lediglich einzelne Persönlichkeiten,
die Kraft ihrer ganz eigenen Einsicht die Inhalte der "heiligen Bücher"
in Werte umwandeln, die gemeinsam sein können. Wir müssen daran
arbeiten, daß die Völker aus einer Summe solcher Persönlichkeiten
bestehen. Wir sind weit davon entfernt. Horst-Eberhard Richter zitiert
auch Einstein, Hiroshima und Nagasaki. Da fällt mir anläßlich
des 60. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz nur ein, ohne, um Gottes
willen, es auch jemals vergleichen zu wollen, daß die Leiden der
Nachkommen der Opfer der Menschenrechtsverletzungen durch den Atombombenabwurf
möglicherweise Jahrhunderte andauern werden. Es werden immer noch
radioaktiv geschädigte Menschen geboren. Die Abwürfe der Bomben
werden heute noch in den Vereinigten Staaten gefeiert.
Horst-Eberhard Richter hat die Iran-Politik wieder vom
Kopf auf die Füße gestellt. Natürlich darf es keine Atomwaffen-Macht
Iran geben. Aber es wäre richtig und wichtig gewesen, wenn Bundeskanzler
Schröder in Mainz dem US-Präsidenten Bush vorgeschlagen hätte,
daß die Nationen gemeinsam Israel auffordern, auf seine Atomwaffen
zu verzichten. Israel läßt keine Kontrollen zu. Israel hat
nicht nur dem Iran mit Atomwaffen gedroht, sondern auch Europa. Israel
ist die größere Atomkriegsgefahr! Die Losung muß lauten:
das Heilige Land muß atomwaffenfrei werden. Jahve, Gott und Allah,
da bin ich sicher, stehen hinter dieser Forderung.
Und was ist mit den Atomwaffen der Vereinigten Staaten
selber? Es gibt keine auserwählten Völker oder Staaten. Um mit
der Sprache des bigotten US-Präsidenten zu reden: das "Böse"
ist überall. Ich sehe Bush mit Teufelshörnern und Pferdefuß,
wenn ich sein Lachen höre und sein Grinsen sehe. Dieser Teufel ist
in Mainz gewesen. Die Gullys waren verschweißt und die Menschen
durften nicht an ihre eigenen Wohnungsfenster oder auf den eigenen Balkon
gehen. Die Eigentumsrechte wurden verletzt; die Eigentümer von Garagen
wurden aufgefordert, diese zu leeren und die Türen offen zu lassen.
Eine Teufelsaustreibung aber hat nicht stattgefunden!
Die nächste Ausgabe erscheint im Mai 2005.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
Abgeschlossen am 11. März 2005
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