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Liebe
Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
der 18. September und die Bundestagswahlen sind vorbei,
wenn Sie diese Zeilen lesen. Leider ist es mir nicht möglich, in
dieser Ausgabe zum Ausgang der Wahlen Stellung zu beziehen. Das muß
auf die Oktoberausgabe verschoben werden. Ich habe für diese Oktoberausgabe
schon einen Beitrag über Oskar Lafontaine vorbereitet. Mal sehen,
ob er noch in die "politische Landschaft" paßt. Wie wichtig
ist Oskar Lafontaine? Er ist ein Kind des parteiistischen Systems und
hat als ein solches - wie seine "Brüder und Schwestern"
der "staatstragenden" Parteien - keine neuen Ideen für
gesellschaftliche Veränderungen in Frieden und Freiheit.
Ich versuche immer, das Editorial in einem "Guß"
zu schreiben. Manchmal gelingt es mir, manchmal nicht. Besonders ärgerlich
ist es, wenn sich plötzlich ein ganz anderer Sachstand ergibt. Ich
hatte in meinem ersten Text-Entwurf für dieses Editorial die Web-Seite
www.kandidatenwatch.de gelobt. kandidatenwatch.de sieht sich selber laut
Impressum als ein überparteiliches Projekt. Es ist eine Gründung
von www.abgeordnetenwatch.de in Kooperation mit Mehr Demokratie e.V. Sie
können, so wird es dem Wahlbürger suggeriert, den Wahlkreiskandidaten
unszensiert Fragen stellen. Ich habe leider eine andere Erfahrung gemacht.
Ich werde mich dazu in der nächsten Ausgabe des Kommentar-und Informationsbriefes
NEUE POLITIK äußern.
Fragen gibt es übrigens sehr viele, wie alle Beiträge
der Septemberausgabe zeigen. Besonders der Beitrag Schulden ohne
Sühne von Lorenz Maroldt auf Seite zwei müßte
von einiger Brisanz sein. Er verdient es, von allen Medien veröffentlicht
und diskutiert zu werden. Wie Sie aber feststellen können: es passiert
absolut nichts. In "Helmut, nimm uns an die Hand und führ
uns in das Wirtschaftswunderland" auf Seite drei versuche
ich die Verantwortung der Politiker noch einmal festzuklopfen. Dabei muß
ich auch die gesamte Ministerialbürokratie in Haftung nehmen. Diese,
die sich nicht nur selber für Fachleute halten und als solche vom
Souverän, dem Volk, aus dem Steueraufkommen bezahlt werden, haben
ihre Sorgfaltspflicht verletzt. Ich trete seit Jahrzehnten für die
Amtshaftung ein. Ich möchte Sie, meine Mitbürger,, angesichts
der willkürlich gemachten Schulden in Höhe von 200 Milliarden
Euro, zum wiederholten Mal auffordern, nicht nur mit oder durch Protest,
sondern durch eigene Taten in einer basisdemokratischen Revolution, die
unfähige Ministerialbürokratie aus ihren Ämtern zu werfen.
In jedem mittelständischen Betrieb werden unfähige
"Fachleute" gefeuert, sonst geht der Laden in Konkurs. Kein
mittelständischer Unternehmer kann sich unfähige Mitarbeiter
leisten. Vom Unternehmer gefeuert, lungern sie in den Ministerien herum,
weil ihnen unser System keinen Anreiz (Anlaß) zu Bildung und Weiterbildung
gibt.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Sanitär-Fachbetrieb
und der Verkäufer verkauft Ihnen ein Waschbecken als Klosettbecken
und der Handwerker montiert den Porzellangegenstand auch so. Bravo, werden
Sie rufen? Sie werden Verkäufer und Monteur bei nächster Gelegenheit
wieder beschäftigen, auswählen? Der Stimmbürger, so habe
ich manchmal den Eindruck, liebt den Pfusch, die Unfähigkeit, den
Betrug!
Den Pfusch, die Unfähigkeit, den Betrug aller "staatstragenden"
Parteien. Bei den Parteien gibt es keine Ausnahmen, höchstens bei
den Menschen. Der Spruch, daß wir alle Fehler machen, kann doch
nur dort gelten, wo wir Menschen nicht nur rhetorisch die Verantwortung
übernehmen.
Auf Seite vier versuche ich zwischen Spaß und Schmerz
in einer Glosse unsere bayrischen Mitbürger zu provozieren. Die "klugen
Bevölkerungsteile wie in Bayern" haben angesichts der weitgehend
selbstgemachten Überschwemmungen in Bayern durch ihren "Führer"
Stoiber Hilfe der Steuerzahler außerhalb des Landes verlangt und
die "Deppen" aus Bund und Ländern haben prompt Geld gegeben.
Dabei gilt für Bayern das Gleiche wie für die anderen Bundesländer
und gar für viele Teile Europas: Mit eine Mischung von Geldgier,
Renommiersucht und Unfähigkeit sind Landschaft und Flüsse ruiniert
worden. Flüsse und Bäche sind zu schnell fließenden Kanälen
geworden, deren Wasser sich immer irgendwo stauen und über die betonierten
Ufer treten werden. Auen und Täler sind besiedelt worden und/oder
als teures Ackerland bzw. Weideland verkauft worden. Die Berghänge
haben ihre Speicherfähigkeit verloren, weil sie entwaldet und/oder
durch Häuser und Straßen zubetoniert worden sind. Hermann Schwann,
den ich in diesem Jahr schon einmal zitiert habe, Bundestagsabgeordneter
in den 50er Jahren, hat in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts
diesen landschaftspflegerischen Unsinn kritisiert und ist dafür ausgepfiffen
worden. Die Söhne und Enkel der damaligen Versager- "Elite"
"verdienen" sich jetzt auf Kosten des Steuerzahlers die zweite,
dritte, vierte Villa und lachen sich eins in Fäustchen. "Das
dumme Volk", Zahlmeister der Unfähigen, akzeptiert solche Methoden.
Wie lange noch?
Die Affäre Pfahls habe ich aus diesem Grund ausgewählt.
Herr Pfahls ist bereits aus dem Gefängnis entlassen worden und kassiert
seine "Ruhegehälter" (Beamten-Pensionen) vom Steuerzahler.
Er wird seine Steuern nachzahlen und möglicherweise einen erklecklichen
Anteil an der "Vorteilsannahme" behalten. Konzerne in Deutschland
setzen ihre Bestechungsgelder steuerlich ab, ohne daß sie den Empfänger
nennen. Sie mindern damit den Gewinn und die zu zahlenden Steuern (wenn
überhaupt welche gezahlt werden). Herr Pfahls, der sich in Sonne
der Ehrenerklärung von Ex-Bundeskanzler Kohl aalen kann, wird sorgsam
darauf achten, daß sein Zugriff auf die vom Gericht nicht verhandelten
Bestechungsgelder nicht ruchbar wird. Ich nehme an, Herr Kohl wird ihn
dabei gut beraten können.
Der Jurist Pfahls hat übrigens davon profitiert,
daß die deutsche Laufbahn-Justiz sehr davon abhängig ist, wie
viel Selbstbewußtsein ein Richter oder ein Staatsanwalt hat. Eine
Drohung der parteiabhängigen Ministerialbürokratie, einen Richter
nicht mehr zu befördern bzw. ihn in die Provinz abzuschieben, kann
juristische "Wunder" hervorbringen. Natürlich erfolgt eine
solche Drohung nie öffentlich.
Einer meiner Freunde, mit denen ich vor jedem Erscheinen
des Kommentar- und Informationsbriefes zu einer Redaktionskonferenz zusammen
komme, hat den Satz, mit dem ich das letzte Editorial begann, >
Die Parteien verspielen ihr Dasein und ihre Daseinsberechtigung <,
angesichts der demokratisch-politischen Entwicklung als politisch unwahr
bezeichnet. Ihr Dasein ist gefestigt wie nie zuvor. Ihre Daseinsberechtigung
ergibt sich aus der Zustimmung der Wähler. Der Bundestagsabgeordnete
Werner Schulz, dessen Rede ich in der letzten Ausgabe abgedruckt
habe und der gegen die Auflösung des Parlamentes vor dem Bundesverfassungsgericht
geklagt hatte, sprach mir nach dem Urteil des Gerichtes aus der Seele:
> Verloren hat die Parlamentarische Demokratie <.
Ich will Ihnen das mit auf den Weg geben. Mehr dazu in der nächsten
Ausgabe.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
abgeschlossen am 16. September 2005
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