Dieter Kersten - März / April 2006    
Editorial    
     
 

Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

haben Sie Angst? Während ich beginne, dieses Editorial zu schreiben, läuft auf der Insel Rügen ein grandioses Ablenkungsmanöver. Toll, daß der Winter so hart ist und war. Die Zahl der toten Vögel, jedes Jahr um diese Jahreszeit hoch, schlägt dieses Jahr fast alle Rekorde. Die vom Steuerzahler hochbezahlte Wissenschaft liefert die Ergebnisse so, wie sie von der Politik gebraucht werden.

Alles, was die Republik an medienwirksamen Aufgeboten zu bieten hat, vom Militär bis zum Technischen Hilfswerk, von der Bundeskanzlerin bis zu ihrer Ministerriege, alles sammelt sich auf Rügen und inzwischen anderswo, um dem Phantom einer "Krankheit" hinterherzujagen. In diesen Tagen, Wochen und Monaten der Hysterie "mutiert" eine Tierkrankheit in der Phantasie zu einer Menschenkrankheit. Es ist nicht die Malaria, der nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin weltweit jährlich 1,5 bis 2,7 Millionen Menschen zum Opfer fallen, sondern es ist ein noch nie gesichtetes Virus H5N1, durch welches, keinesfalls bewiesen, weltweit 50-90 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.

In Deutschland sterben jährlich über 200.000 Menschen an Krebs, es gibt über 6000 an Syphillis erkrankte Menschen usw. usf.

An Herz-Kreislauferkrankungen sterben in Deutschland jährlich ebenfalls ca. 200.000 Menschen.

Es soll ca. 20.000 Kunstfehler-Tote in Deutschland geben.

Dr. med. Wolfgang Wodarg, gesundheitspolitischer Experte der SPD-Bundestagsfraktion, Ltd. Medizinaldirektor a. D., MdB seit 1994, hat am 23. Februar 2006 im RBB Inforadio in einem Interview - zusammengefaßt - folgendes erklärt: < Die Ausbreitung der Vogelgrippe und auch die Infektion von Menschen mit dem Virus sei nicht ungewöhnlich, sagte Wodarg am Donnerstag im Inforadio. "Daß das jetzt Anlaß ist, gleich in Panik zu verfallen, und gleich jetzt zu verlangen, daß alle Menschen ein bestimmtes Medikament im Schrank haben sollen (...), das stelle ich in Frage." Hinter solchen Maßnahmen stünden vielmehr wirtschaftliche Interessen, sagte der SPD-Politiker. "Die Lizenzen für das (Grippemittel) Tamiflu, die von La Roche jetzt vergeben worden sind, das ist auf Druck einer großen amerikanischen Firma geschehen. (...) Einer der Hauptaktionäre ist Donald Rumsfeld, den wir ja kennen aus der amerikanischen Politik", sagte Wodarg. "Ich sehe da ein Riesen-Marketing dahinter. Ich sehe dahinter die Interessen der Aktionäre. Ich sehe, daß hier Geschäfte gemacht werden, mit der Angst der Menschen. Und daß die Medien das hier mitmachen, das führt natürlich hier zu Auflagen. Das sind sich aufsteigende Effekte", so der SPD-Politiker. "Als verantwortlicher Arzt sehe ich keinerlei Neuigkeiten. Ich sehe keine panikbegründende Entwicklung" >. Das ist die schriftliche Version, die Sie auf www.inforadio.de nachlesen und anhören können. Ich habe das Interview gehört und kann aus der Erinnerung den Text ergänzen. Herr Wodarg betonte seine Verantwortung als Arzt, indem er sagte, daß seine Tage als Politiker gezählt wären, wenn er sich irren würde.

Aber auch Mediziner Wodarg vergisst zu sagen, daß das Testverfahren mehr als fragwürdig ist. Ein H5N1-Virus ist noch nie gesichtet worden. Es werden lediglich Antikörper getestet, genau wie beim Aids-Test. Vom Aids-Test weiß die Medizin inzwischen, daß er bei ein und derselben Person unter Umständen heute so und morgen so ausfallen kann. Beim H5N1-Virus-Test wird es genau so sein.

Haben Sie Angst? Dann erfreuen Sie die Herrschenden. Denn Angst ist ein bewährtes und gern angewendetes Mittel der Machtaus-übung. Die Bevölkerung wird über die Angst diszipliniert; zum Schluß werden Sie sich, diesmal zum materiellen Wohl der Pharmaindustrie und der nun "endlich wieder geforderten Mediziner", in die langen Schlangen der Impfwütigen einreihen, ohne zu fragen, was diese Impfstoffe an Giften enthalten.

Angst ist zudem ein Ablenkungsmanöver von großen Ausmaßen.

In der Wochenzeitschrift FREITAG vom 24. Februar schreibt Georg Seeßlen u.a. unter der Überschrift Die Katastrophe zum Kuscheln: > Merkelianismus besteht aus einfachen Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt. Darunter: Stärkung der staatlichen Gewalt, Polizei, Überwachung, Militär, Geheimdienst. Darunter: Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft, Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes. Darunter (und da schließt sich der Kreis): Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann. (Katastrophenfilme sollen uns unter anderem auch das "Jammern" austreiben.) ... Zwar macht der Merkelianismus politisch gesehen genau da weiter, wo der Schröderismus aufgehört hatte, freilich mit einem signifikanten Unterschied. Dem Schröderismus kann nicht verziehen werden, daß er die Katastrophen dann doch nicht abwehren konnte, der Merkelianismus dagegen funktioniert bereits in der Katastrophe. Wir machen genau so weiter, nicht obwohl, sondern gerade weil die Katastrophe jetzt da ist. Mehr noch: In der Ära der rot-grünen Koalition war das Katastrophische des eigenen Systems geradezu verdrängt worden, denn die Vermeidung der Katastrophe war das Wesen des kulturellen Konsens. In der Ära der großen Koalition wird nicht das Verhindern, sondern das Überleben der Katastrophe propagiert (das ist übrigens eine Erklärung dafür, daß Frau Merkel so viel Zustimmung erhält, obwohl sie eigentlich mehr oder weniger nichts tut, aber dafür andere Dinge tun läßt, die entschieden das Katastrophische des Systems befördern). <

Auf den Seiten 3 ff. lesen Sie etwas über die Atomkraftwerke, die ja am Hofe der Kanzlerin Angela Merkel wieder "hoffähig" gemacht werden sollen. Ursprünglich wollte ich dem Text von Professor Harthun einen interessanten Beitrag von Harald Schumann aus der Berliner Tageszeitung DER TAGESSPIEGEL vom 14. August 2005 mit der Überschrift Risiko + Riss zur Seite stellen. Der Beitrag stellt eine mangelnde Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke fest. Er ist drei Seiten lang. Sie können ihn bei mir kostenlos anfordern. Dokumentiert habe ich auf Seite 5 ff. ein amtliches Flugblatt, welches die mangelnde Sicherheit des Atomkraftwerks Krümmel eindrucksvoll darstellt. Das scheinbar Vernünftige verkommt zur Phrase.

Die Zeit bleibt spannend. Ich fürchte, es steht uns in den nächsten Monaten noch einiges bevor. Bleiben Sie mir gewogen und abonnieren Sie den Kommentar- und Informationsbrief NEUE POLITIK; wenn Sie es nicht schon getan haben.

Diese Ausgabe ist eine Doppelnummer: März/April 2006. Sie hören von mir wieder im Mai.

Wenn Sie zu Ostern Bücher verschenken wollen, dann denken Sie daran, daß ich Ihnen fast jedes Buch mit ISBN-Nummer liefern kann. Sie unterstützen damit die Herausgabe des Kommentar- und Informationsbriefes NEUE POLITIK.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Kersten

(abgeschlossen am 17. März 2006)

 
     
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