|
Im DEUTSCHEN THEATER
in der Berliner Schumannstraüe DIE 3 GROSCHEN OPER? Ich muüte
tatsächlich zweimal gucken, denn war es nicht fast immer so in Berlin
gewesen, daü Stücke von Bertholt Brecht von dem BERLINER ENSEMBLE
im THEATER AM SCHIFFBAUER DAMM gespielt wurden? Die Zeiten haben sich erheblich
geändert; auch ein Säulenheiliger sozialistischer deutscher Kultur
kann nun überall gespielt werden. Ich war gespannt.
Die Inzenierung ist eine Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen; Die
Premiere fand in Bregenz am 5. August 1995 und im DEUTSCHEN THEATER in Berlin
am 19. August 1995 statt.
Ich sah das Stück von Bertholt Brecht, Musik von Kurt Weill, das erste
Mal und zwar am 7. September 1995. Natürlich kannte ich das Stück
in groüen Zügen, hatte irgendwann darüber gelesen und die
musikalischen Ohrwürmer sind mir gegenwärtig. Das Bühnenbild
der zu besprechenden Inzenierung war grau und ständig das Gleiche.
Obwohl sehr gegenständlich - es war mir nicht ganz klar, was das Bühnenbild
darstellen sollte: eine Katakombe?, einen Eingang zu einem herrschaftlichen
Haus? Es war jedenfalls kein Augenschmauss. Nun sagen ja die modernen Leute
von Heute, daü durch eine Vereinfachung des Bühnenbildes das
Ohrenmerk mehr auf die Handlung, auf den Text gelenkt werden soll. Wenn
jedoch dieses Ohrenmerk dadurch unterstützt wird, daü zumindestens
ein Teil der Schauspielerinnen und Schauspieler so schreien, daü man
ihr Wort kaum versteht, dann ist dieser Regie-Trick ad absurdum geführt.
Die Musik von Kurt Weill ist für meine Ohren stellenweise schon sehr
schrill und wenn dann zu dieser Musik noch geschrieen wird....?
Ich habe erst nach dem Theaterbesuch das Textheft gelesen. Die kurzen Bühnenbild
- und Regie - Anweisungen des Autors zeigen mir, daü dieses Stück
eindrucksvoller wäre, wenn sich die "modernen Leute von Heute"
werktreuer verhalten würden. Sogar die Handlung ist dann einsichtsvoller.
Das Textbuch, welches mir vorliegt, ist im Suhrkamp-Verlag erschienen und
ich erlaube mir, das Editional, welches von Albert Schulze - Vellinghausen
stammt, wortwörtlich wiederzugeben: Bertholt Brecht, geboren am
10. Februar 1898 in Augsburg, starb am 14. August 1956 in Berlin. Die Dreigroschenoper,
nach John Gays The Beggar's Opera geschrieben, wurde 1928 in Berlin uraufgeführt.
Brecht zielt mit der Dreigroschenoper auf die Entlarvung der korrupten Bourgeoisie.
Auf der einen Seite erscheint der Bettlerkönig Peachum als Musterbeispiel
des Geschäftemachers, für den Not und Armut nichts anderes sind
als Mittel zum Zweck; auf der anderen Seite entpuppt sich der skrupellose
Verbrecher Mackie Messer als Prototyp sogenannter bürgerlicher Solidität.
Paechum mobilisiert die Bettlermassen, organisert eine Demonstration des
Elends und droht, den Krönungszug zu stören, falls der korrupte
Polizeichef Tiger-Brown sich weigern sollte, Mackie Messer zu verhaften,
der Paechums Kreise störte....
Im Februar 1995, als ich im KLEINEN KULTURSPIEGEL einen Besuch in den Berliner
Kammerspielen schilderte, schrieb ich über die Geschichte der Häuser
folgendes: Zu einem der zahlreichen Theater in Berlin gehören die
Kammerspiele in Berlin-Mitte, im (fast) gleichen baulichen Ensemble gelegen
wie das Deutsche Theater. Es gehört zum Deutschen Theater und der gemeinsame
Intendant ist Thomas Langhoff, der Sohn von Wolfgang Langhoff, der von 1946
bis 1963 ebenfalls die beiden Theater leitete. Die Kammerspiele liegen in
der Stadterweiterung von 1830, in der Friedrich-Wilhelm-Stadt, jenseits
der Spree sozusagen, zwischen dem alten Oranienburger Tor und dem Spreebogen.
In dem Stadtplan von C.L. v. Oesfeld aus dem Jahre 1789 ist die Charité,
das älteste Universitätskrankenhaus in Berlin, schon verzeichnet.
Im Schatten dieses riesigen Krankenhauskomplexes befindet sich das Theater
Kammerspiele. Es ist 1848 als Konzertsaal entstanden, diente dann als
Ballokal "Emberg-Säle" und wurde 1906 das Theater Kammerspiele.
Eine notwendige und wichtige Ergänzung ist zu machen: beide Theater
sind von Max Reinhardt künstlerisch geprägt worden, der von 1905
(Kammerspiele 1906) bis 1920 und von 1924 bis 1933 beide Häuser auch
wirtschaftlich erfolgreich leitete. Dem Taschenbuch Theater Berlin des
FAB-Verlages entnehme ich folgende Information: Der Bau des DEUTSCHEN
THEATERS wurde 1849/50 von dem Schinkel - Schüler Eduard Titz im Garten
des Friedrich - Wilhelmstädtischen Casinos errichtet. Bauherr war der
Casinobetreiber, der dort zunächst das bereits 1842 entstandene Friedrich-Wilhelmstädtische
Theater unterbrachte, das u.a. volkstümliche Darbietungen präsentierte,
bevor es sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Operettenbühne
entwickelte. Das im Stil der Neorenaissance errichtete Gebäude wurde
1872 von Hermann Richter umgestaltet. 1883 erhielt es seinen heutigen Namen,
1905/06 erfolgten grundlegende Umbauten durch William Müller. Dabei
erhielt die Fassade ein neoklassizistisches Aussehen.
|
|