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In der Januar-Ausgabe
des Kommentar- und Informationsbriefes NEUE POLITIK konnte ich schon einmal
von einem Konzert in der Komischen Oper in Berlin berichten. Damals
ging es im die leichte Muse und schon damals konnte ich den vorzüglichen
Dirigenten Yakov Kreizberg am Podium bewundern, wie er das ebenfalls vorzügliche
Orchester der Oper dirigierte. Diesmal, am 26. Oktober 1995, ging es im
schwerere Kost: es standen drei Stücke auf dem Programmzettel, und
zwar "Chronica", Suite für Orchester von Berthold Goldschmidt,
Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels" von Alban Berg und die
Sinfonie Nr. 4 B-Dur, ob. 60 von Ludwig van Beethoven.
Berthold Goldschmidt ist 1903 geboren; er ist in Hamburg geboren als Deutscher
jüdischen Glaubens und muüte 1935 nach London gehen. Er konnte
als 91jähriger im vorigen Jahr erleben, daü seine Oper Der
gewaltige Hahnrei im gleichen Haus inszeniert wurde; ich habe die Oper
noch nicht gesehen. Herr Goldschmidt wohnte auch dem Konzert bei. Ich nehme
ja nicht für mich in Anspruch, Musikkritiker zu sein, weil mir dafür
die Kenntnisse fehlen. Ich fälle meine Urteile über Musik ganz
individuell, sozusagen als Verbraucher. Ich will nicht sagen, daü
mir die Musik nicht gefällt; ein solches Urteil ist zu einseitig. Die
Musik ist farbig und es ist sehr schade, daü der Komponist in dem
Drang dieses Jahrhundert nachgibt, modern zu sein.
Noch konstruierter erschien mir das Violinkonzert von Alban Berg. Der Solist
Michael Erxleben spielte exzellent Violine und entschädigte mein Gehör
und mein Gefühl für diese Art von Musik sehr. Alban Berg lebte
von 1885 bis 1935. Das Violinkonzert war einer seiner letzten Werke und
wurde geschrieben im Gedenken an Marion Gropius, der Tochter von Alma Mahler
und Walter Gropius, die 1935 18jährig starb.
Beethovens 4. Sinfonie habe ich dann als Erholung in mich aufgenommen. Sie
ist ja schon zu Beginn dazu wie geschaffen und merkwürdigerweise habe
ich es gar nicht so empfunden, wie es im Programmheft steht: Das Werk
beginnt mit einer düster lastenden Einleitung... Die 4. Sinfonie
ist etwa 1806 entstanden und die Musikforscher bringen sie mit seiner unglücklichen
Liebe zu Josephine Deym in Verbindung. Beethoven lebte von 1770 bis 1827.
Sein Leben hat mich schon als Jugendlicher interessiert; ich werde bei anderer
Gelegenheit auf die Persönlichkeit Beethovens noch einmal zurückkommen.
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