Dieter Kersten - Juli / August 1997    
Konzert: Beethoven  
     
  Obwohl ich für diese Saison keine Karten für die Sommerkonzerte in Chorin bestellt hatte, kam ich durch eine freundliche Einladung dazu, das Konzert vom 7. Juni 1997 zu besuchen. Es war ein herrlicher Sommertag, richtig geschaffen für ein begleitendes Picknick im Friedgarten der Klosterruine. Beteiligt war diesmal auch mein 9jähriger Patensohn Nils Arne, dem der Ausflug plus Konzert sehr gefallen hat.
Das groüe Kirchenschiff ist eine denk- malgeschützte, restaurierte Ruine, die zum Kreuzgang hin offen ist. Sie können Sitzplätze im Kirchenschiff auf numerierten Plätzen erwerben oder einen nicht numerierten Platz auf der Wiese im Friedgarten. Wir waren eine groüe Gruppe von vielleicht 15 Personen,; jeder hatte etwas zum Picknick beigesteuert. Um 15 Uhr begann das Konzert. Für Schwerhörige sind die Plätze im Friedgarten nicht so sehr geeignet. Auüerdem muü beachtet werden, daü es im Friedgarten keine Sitzgelegenheiten gibt; man muü schon seinen eigenen Gartenstuhl mitbringen oder eine Decke. Die Wiese ist gepflegt. Bei schlechtem Wetter haben die Gäste im Friedgarten schlechte Karten.
Das Orchester nimmt in der ehemaligen Apsis Platz. Diesmal war es das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus unter der Stabführung von Reinhard Petersen. Gespielt wurden drei Stücke von Ludwig van Beethoven: Ouvertüre C-Dur "Die Weihe des Hauses" op. 124, Maestono e sostenuto - Allegro con brio, dann Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61, Allegro ma non troppo, Larghetto, Rondo, die Solistin war Franziska Pietsch, und nach der Pause Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Pocco sostenuto - Vivace, Allegretto, Presto, Allegro con brio. Alle drei Werke Beethovens (1770 - 1827) haben sehr melodiöse, lyrische Motive. Das Gezwitscher der Choriner Vögel des in den Sommer übergehenden Frühlings paüt vorzüglich zu dieser Musik. Die Weihe des Hauses ist 1822 komponiert worden und gehört zu einem Singspiel, welches im gleichen Jahr anläülich der Eröffnung des Josephstädter Theaters aufgeführt wurde. Das Violinkonzert D-Dur, Op. 61, wurde 1806 komponiert und am 23. Dezember 1806 das erste Mal von dem Konzertmeister Clement vorgetragen. Die 7. Symphonie entstand zwischen 1809 und 1812 und wurde am 8. Dezember 1813 uraufgeführt.
Alt - Leser des Kommentar-und Informationsbriefes NEUE POLITIK können in der September-Ausgabe (1996) etwas über die Geschichte des Klosters Chorin nachlesen. Neu - Leser können diese alte Ausgabe gerne nachfordern.
Zurück aus dem landschaftlich schönen Chorin am Rande der Schorfheide, wieder in der Steinwüste Berlin, sah ich am 26. Juni 1997 im Friedrichstadt-Palast in Berlin - Mitte die Kino - Revue CINEMA. Ehrlich gesagt: eine solche, moderne Revue ist nicht mein Fall. Deshalb ist vielleicht auch mein Urteil ungerecht: ich kann diese dröhnende Lautsprechermusik und die schrillen Farblichteffekte nicht vertragen. Dabei hat der Friedrichstadt - Palast mit seinem ausgezeichneten Orchester und Ballett was zu bieten. Auch die Artisten und die Gesangssolisten waren vorzüglich. Die Ausstattung war phantasie - und farbenfroh. Der szenische Aufwand, der getrieben wurde, war grandios. Die Artisten waren Weltklasse. Das Publikum war begeistert und wurde an manchen Stellen von den Künstlern zum rhythmischen Klatschen animiert. Es ging um Filmmelodien, Filmszenen und Charakterisierungen aus Filmen unterschiedlicher Zeit. Das teure Glanzpapier - Programm, es kostete DM 9,00, mit viel Geschäftsanzeigen, beschreibt den Ablauf der Veranstaltung nur sehr ungenügend. Mit Sicherheit waren 95 % der Plätze besetzt. Touris, wie wir in Berlin sagen, waren in Massen mit Bussen angekarrt worden. Später sagte mir ein Bekannter, daü die Veranstaltungen im Friedrichstadt - Palast noch von einem Schein angeblich heiler DDR - Vergangenheit profitieren: die damaligen regelmäüigen Veranstaltungen Ein Kessel Buntes waren kulturelle Höhepunkte im Leben (fast) eines jeden DDR - Bürgers. Das scheint mir genau die Brücke zu sein, über die der gesamtdeutsche Bürger gehen kann, denn der Blick auf viele Fernsehsendungen westlicher Herkunft bietet ähnliches.
 
     
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