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Wagners Romantische
Oper Der fliegende Holländer habe ich zumindestens
schon einmal gehört und gesehen, und zwar in der Deutschen Oper
in Berlin-Charlottenburg, in einer sehr düsteren Inszenierung . Leider
habe ich damals keinen Bericht geschrieben.
Harry Kupfer, dessen Inszenierung ich am 5. Februar d.J. in der Staatsoper
Unter den Linden gesehen habe, sagt in einem Gespräch, welches
in dem vorzüglich edierten Programmbuch abgedruckt ist: > Das
Stück ist ein psychologisches bürgerliches Drama und keine groüe
romantische Oper! <. Fast neige ich nach dieser Inszenierung dazu,
zu behaupten, daü es in diesem Stück um die (sexuellen) Wahnvorstellungen
einer jungen Frau, sie heiüt Senta, geht, die in Traumbildern ihrem
nur materiell ausgerichteten und engstirnigen Vater entfliehen will. Das
Märchen vom Fliegenden Holländer, ist das eines
Verdammten, der zeitlos mit seiner Schiffsmannschaft die Meere durchkreuzen
muü, bis er, alle sieben Jahre darf er für kurze Zeit an Land
gehen, eine Frau gefunden hat, die ihm treu bleibt. Dieses Märchen
wird in seinen Variationen immer wieder im Lebenskreis von Senta erzählt;
zudem gibt es im Vaterhaus ein Bild dieses geheimnisvollen Kapitäns
des Fliegenden Holländer, so daü sie keine Schwierigkeiten
hat, sich ein Bild zu machen. Die Geschichte, mit der sie aus der spieübürgerlichen
Gesellschaft ausbrechen will, hat also ein Gesicht. Es geht bei dieser Oper
mehr um das Mädchen Senta als um den Kapitän. Senta muü
erkennen, daü sie sich nicht ihrer bürgerlichen Fesseln entledigen
kann und nimmt sich das Leben. Es wird in dieser Inszenierung nicht mehr
erlebbar, ob der Fliegende Holländer und seine Mannschaft
dann erlöst sind, da Senta doch bis in ihren Tod treu geblieben war.
Ist es nicht so, daü der Kapitän (auch) seinen Tod will?
Das Märchen vom Fliegenden Holländer ist ein
Volksmärchen, welches von keinem Geringeren als von Heinrich Heine
in den Memoiren des Herren von Schnabelewopski erzählt wird.
Wagner, der sein Libretto selbst schrieb, hat sich weitgehend an die Heine-Vorlage
gehalten und auch mit Heine darüber gesprochen und korrespondiert.
Die ursprünglich französische Textfassung muüte Wagner aus
materieller Not 1841 verkaufen. Er komponierte aber weiter. 1843 wurde die
deutsche Fassung in Dresden uraufgeführt. Am 7. Januar 1844 wurde das
Stück in Berlin in Anwesenheit des preuüischen Königs im
Schauspielhaus am Gendarmenmarkt gespielt, da die Königliche
Oper Unter den Linden gerade abgebrannt war.
Am 5. Februar d.J. hörte kein König zu, aber mein vierzehnjähriger
Patensohn Nils und ich. Auüerdem waren ca. 75 % der Theaterplätze
belegt. Es war die 12. Vorstellung nach der Premiere vom 8. April 2001.
Das Bühnenbild war modern, was man u.a. daran erkennt, daü es
wieder eine ominöse Wendeltreppe gab, die, ich weiü es nur für
Berlin, das "moderne" Markenzeichen ist. Die Hauptfigur Senta
ist fast immer präsent, auch schon während der Ouvertüre,
was vermutlich nicht nur Nils irritierte. Nils kannte den Stoff und es fiel
ihm sofort auf, daü der Schluüchor etwas vorverlegt wurde. Dramturgisch
fand ich diesen kleinen Eingriff in das Stück richtig Alles in allem
sahen und hörten wir eine vorzügliche Ensembleleistung und Staatskapelle
Berlin.
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