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Über das
Boulevard-Theater habe ich mich schon mehrmals geäußert, negativ
wie positiv. Ich habe leider nicht die Fähigkeit, einen entblößenden
Spott zu benutzen, den ich oft, wenn ich ihn woanders lese oder höre,
gut finde - soweit er nicht mich selbst betrifft.
Am 2. März sah und hörte ich in der TRIBÜNE das Musical
von Dan Goggin, Non(n)sens. Es ist, um das Wortspiel
zu benutzen nonsens, nicht die Zeit wert, welche
frau oder mann vergnüngungs-, erlebnis-oder auch bildungs-hungrig
im Theater verbringen will.
Zufällig lag am 1. März die Tageszeitung BERLINER MORGENPOST
vor der Tür und zufällig gab es in dieser Zeitung einen Bericht
über das Stück, welches am 27. Februar Berliner Premiere hatte.
Zur Kritik fehlte dem Berichterstatter offensichtlich der Stoff. Mir fehlt
er auch.
Das Stück um vier lebende und 52 tote Nonnen soll zehn Jahre am Broadway
gespielt worden sein und ist 1986 mit dem Outer Critics Circle Award
ausgezeichnet worden.
Ich bin total geplättet, wie der Berliner sagt, wenn ihm
die Worte fehlen. Da muß von zwei unterschiedlichen Stücken
die Rede sein.
Wenn etwas positiv zu berichten ist, und dabei will ich es belassen, dann
ist es die Tatsache, daß die vier Frauen, die die vier lebenden
Nonnen spielen, ihr gesamtes Repertoire, welches sie sich in der Schauspielschule
und durch ihre Berufserfahrung erarbeitet haben, phantasie- und talentvoll
eingesetzt haben - aber sonst? Nonsens!
Doch noch etwas: die Schauspielerinnen können gut singen, sowohl
von der Technik als auch von der Stimme her. Auch wenn die Handlung nonsens
ist. Bruder Edward, der Ordensorganist greift in die Tasten eines elektrischen
Miniklaviers (Entschuldigung, ich kenne mich da nicht aus) und spielt
eine nach meinen Begriffen phantasiearme Musik, nonsens
und laut.
Die Plätze waren an diesem Abend zu zweidritteln besetzt. Einige
verließen in der Pause das Theater. Wahrscheinlich hatten sie besseres
vor.
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kleines theater am Südwestkorso - hat zwar eine
www.kleines-theater.de,
also eine Webseite, aber keine Geschichte. Jedenfalls ist die Geschichte
dort nicht zu finden und auch nicht woanders. Vielleicht hält sich
die Geschichte verborgen, sozusagen > kriminalistisch <, dennoch,
ich halte das für einen Mangel bzw. einen Fehler. Das Theater mit
exakt 93 Sitzen gehört im weiteren Sinn zu meinem Kiez, und da möchte
ich natürlich mehr wissen, als nur davor stehen und darin sitzen
- die Goldbecks Musikalisches Kabarett- haben auch eine
Webseite - www.die- goldbecks.de - in der sie sich eher schlecht als recht
als Theatergruppe anbieten, leider auch nichtssagend, in Farbe zwar, aber
farblos.
Diese Theatergruppe spielte und sang am 14. Juni im Kleinen Theater
das Stück Der grüne Aschenbecher, ein Kriminaltango
in zwölf Delikten. Drei Schauspieler, das Ehepaar Goldbeck-Löwe
und Hanno Siepmann singen, sprechen, spielen Klavier, Violine und Gitarre
und eine inhaltslose Szenenfolge, die langweilt und die mangelnde Beinfreiheit
der eng gestellten Sitzreihen richtig spürbar macht. Mit den geschilderten
Werkzeugen werden Kriminalfälle aus der "guten alten Zeit?"
zwischen 1918 und 1933, die keiner mehr kennt, szenisch "gelöst",
ohne jeden Pep und Zeitbezug.
Da bleibt uns nur die gute Nachricht, daß es in diesem Theater die
letzte Aufführung dieses Stückes war und daß der gute
Besuch darauf zurückzuführen sein könnte. Die schlechte
Nachricht ist, daß die Menschen bei den dümmsten Pointen lachen
und einem selbst das Lachen über das Publikum im Halse stecken bleibt.
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