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(D.K.) Es sind schon wieder vier Monate her, als die Medien, immer hinter Sensationen her, sich die Kultur aussuchten, und zwar Mozarts Oper IDOMENEO in der Inszenierung von Hans Neuenfels an der Deutschen Oper in Berlin. Die Aufregung ging um vier Köpfe in der Schlußszene: die abgeschlagenen Häupter von Mohammed, Poseidon, Christus und Buddha.
Mozart im Mozartjahr, die Terrorangst und das scheinbare Streben nach „politisch korrektem Verhalten“ erzeugte verrückte Berliner „Blüten“. Als im September d.J. die Oper IDOMENEO vom Spielplan der Deutschen Oper in Berlin gestrichen wurde, mit dem Donnergetöse eines politischen und bürokratischen Durcheinanders, so wie es unfähige Bürokraten-Politiker nur erzeugen können, habe ich mir erst einmal den Inhalt dieser Oper durchgelesen und gestaunt.
Idomeneo ist ein trojanischer Held; die Geschichte spielt in der Antike; Christus und Mohammed hatten noch nicht das Licht der geschichtlichen Welt erblickt; Buddha war in der griechischen Antike vermutlich unbekannt.
Die Oper hat im Original ein gutes Ende: Poseidon, der Gott des Meeres, versöhnt sich mit den Menschen.
Es bleibt einem neudeutschen Opernregisseur wie Hans Neuenfels vorbehalten, zu provozieren. Frieden und Versöhnung scheinen ihm fremd zu sein. Mozart kann sich nicht mehr wehren. Grund genug für einen Menschen der Gegenwart wie Neuenfels, am Ende eines solchen Stückes die abgeschlagenen Köpfe des Propheten Mohammed, von Jesus Christus, Buddha und Poseidon zeigen zu lassen, völlig unhistorisch, versteht sich, am Libretto vorbei. Darin zeigt sich die Kunst eines modernen Künstlers.
Die Oper ist in dieser Inszenierung schon mehrmals aufgeführt worden und ich nehme an, das Berliner Publikum, unkritisch wie immer, hat den Quatsch auch noch beklatscht, auch wenn ich höre, daß teilweise die öffentliche Diskussion etwas anderes aussagt. Es ist einer meiner großen Kümmernisse, daß die Menschen, die meinen, besonders kulturbesessen zu sein, sich nicht vorher oder auch nachher mit den Quellen beschäftigen.
Ich habe diese Oper weder in dieser Inszenierung noch in einer anderen Fassung gesehen.
Inzwischen, im Dezember 2006, wurde die Oper in der Neuenfels-Fassung doch wieder aufgeführt, mit großem öffentlichen Getöse und polizeilicher Bewachung. Passiert ist nichts. Vermutlich wäre auch so nichts passiert. Aber die Gazetten hatten ihr Thema.
Lieber Leserin, lieber Leser, ich mußte meinen Ärger loswerden, bevor ich mich einer weiteren Mozart-Oper zuwende, deren Aufführung ich mit großer Skepsis entgegengesehen habe:
Ich sah am 2. Oktober in der KOMISCHEN OPER Cosi fan tutte - Dramma giocoso in zwei Akten.
Peter Konwitschny hat eine Inszenierung geliefert, die auch jeden konservativen Opernbesucher überzeugen sollte. Die Treue zweier versprochener Paare wird fantasievoll und im flotten Spiel auf die Probe gestellt, durch eine Wette über die Treue, die keiner gewinnt. Das ist nicht nur lustig, sondern hat auch seine sehr ernsten, ja fast dramatischen Stellen. Zum Schluß finden alle wieder zueinander, mit der Frage, wer liebt nun wen? Keine Resignation, sondern ein fröhlicher Blick auf Treue und Liebe, so, wie es dem Menschengeschlecht gebührt.
Es scheint zur modernen Aufführungspraxis zu gehören, daß über die Bühne mehr gekrochen als gelaufen wird. Auch die Puppen, die symbolhaft den jeweiligen Partner bzw. Partnerin darstellen sollen, schienen mir überflüssig. Wie schon öfters kritisiert: Sängerinnen und Sänger sind schwer zu verstehen. Sie scheinen nicht mehr zu lernen, deutlich zu artikulieren. Es wird in deutscher Sprache gesungen. Peter Konwitschny sollte sich mal auf die unterschiedlichsten Plätze des Theaters setzen und hören.
Das Bühnenbild war bunt und ebenfalls voller Fantasie. Das Orchester der Komischen Oper spielte in der gewohnten Zuverlässigkeit. Erstaunlicherweise war das Theater nicht völlig ausverkauft. Es war die 16. Aufführung seit der Premiere am 20. November 2005.
Die Geschichte von Mozarts Cosi fan tutte ist in diesem Bericht etwas zu kurz gekommen. Der Text der Oper stammt von Lorenzo Da Ponte. Die Oper ist am 26. Januar 1790 im Wiener Burgtheater uraufgeführt worden.
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Splitter
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(Leistung muß sich wieder lohnen!)
Anm.: Was wollen wir? Was meint unsere Regierung mit der christlich-westlichen Leitkultur?
Spieglein, Spieglein, an der Wand
Wer ist der größte Heuchler
im ganzen Land?
Unsere „amerikanischen Freunde“ haben das Kyoto-Protokoll erst gar nicht unterschrieben!
(D.K.) Im Maxim-Gorki-Theater in Berlin sah ich am 21. Oktober 2006 > Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe < von Heinrich von Kleist.
Heinrich von Kleist wurde am 10. Oktober 1777 in Frankfurt (Oder) geboren und starb am 21. November 1811 in Berlin- Wannsee durch Selbstmord. Obwohl Kleist nur 34 Jahre alt wurde, war er bekannt und befreundet mit fast allen berühmten Künstlern und Denkern seiner Zeit. Ich glaube, schreiben zu dürfen, daß er eines der umstrittensten Dichter war, zumal er sich nur zum Teil in eine Zeitgeist-Schablone pressen ließ. Er muß ungeheuer fleißig gewesen sein, denn trotz der vielen Reisen hat er ein umfangreiches Werk hinterlassen.
> Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe < entstand 1807/1808 und wurde, nachdem Iffland als Direktor der Berliner Bühne die Aufführung ablehnte, am 17. März 1810 in Wien am Theater an der Wien uraufgeführt. Das Drama wurde in den nächsten Jahrzehnten ständig überarbeitet, weil sich die „Obrigkeit“ vor allen Dingen daran stieß, daß das Käthchen als eine uneheliche Tochter eines Kaisers dargestellt wird.
> Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe < ist ein großes historisches Ritterschauspiel in 5 Akten, so jedenfalls wird das Drama auch in > Kleists Gesammelten Werken, 1. Band - Gedichte/ Dramen von 1925, erschienen zu Weimar im Alexander Duncker Verlag < angekündigt. Ich habe die Geschichte vor meinen Theaterbesuch gelesen und war ein bißchen erschrocken bis hilflos. Es ist ein „phantastisches Stück“ mit „Traumgesichten“, „Engeln“ und „Ritterkämpfen“, langen Dialogen, einer großen Schar von Mitspielern, die man im Blick behalten soll. Die Sprache Kleists ist unwiederholbar schön und das Stück hat eine innere Dramatik, die einen beim Lesen erfaßt Wie kann man ein Drama aus dem 19. Jahrhundert auf eine heutige Bühne bringen?
Die kürzeste und fast zutreffende Inhaltsangabe fand ich bei WIKIPEDIA: Vor dem Femegericht klagt der Waffenschmied Theobald Friedeborn den Grafen vom Strahl an, seine Tochter Katharine mit Hilfe der Magie entführt zu haben. Denn nachdem der Graf seinen Harnisch in Theobalds Schmiede hatte richten lassen, hatte sich das Mädchen aus dem Fenster gestürzt und war ihm gefolgt, sobald ihre Knochenbrüche verheilt waren. Es stellt sich aber heraus, daß sie ihm freiwillig gefolgt ist. Graf vom Strahl befreit Kunigunde von Thurneck und glaubt, in ihr die Kaisertochter zu erkennen, die ihm ein Traum als Ehefrau angekündigt hatte. Diese ist jedoch auf seine Ländereien aus und nutzt die Gunst der Stunde, um nicht auf kriegerische Weise, sondern durch Heirat an ihr Ziel zu gelangen. Der ehemalige Verlobte Kunigundes erfährt von ihren Heiratsabsichten und greift erzürnt Burg Thurneck an, wobei diese in Brand gerät. Kunigunde, beunruhigt durch die Sorge des Grafen vom Strahl um Käthchen, bittet diese, etwas aus den Flammen zu retten. Sie hofft, das Mädchen damit in den sicheren Tod zu schicken. Ein Cherub aber kommt ihr zur Hilfe. Graf vom Strahl erkennt die Intrige und entdeckt, daß Käthchen die Tochter des Kaisers ist, der bei einem Besuch in Heilbronn mit der Frau des Waffenschmieds geschlafen hatte. Käthchen und Graf vom Strahl heiraten und nehmen den alten Theobald in ihrer Burg auf.
Das Stück hatte am 20. Oktober, also einen Tag vor meinem Theaterbesuch, Premiere. Die Regie hatte Armin Petras. Diese moderne Inszenierung ist eine Klamotte, wie sie schlimmer nicht sein kann. Meine Bedenken über die Spielbarkeit des Ritterschauspiels wurden, mehr als nötig, bestätigt. Natürlich wird bis zur Unkenntlichkeit modernisiert: Der Ritter vom Strahl ist ein Rocksänger, Käthchen ein verhindertes Hippiemädchen. Kunigunde ist die Einzigste, bei der der (hintertriebene) Charakter etwas ausgemalt wird. Eine Stunde, fünfundvierzig Minuten, ohne Pause, dauert die unstrukturierte Aufführung mit Rockmusik-Beimischung. Die Kleistsche Sprache kam nur fragmentarisch vor. Der Inhalt des Stückes (der Aufführung/Inszenierung) ist nicht verständlich. Das Publikum ist begeistert. Das Theater war gut besucht.
Wir schön wäre es, wenn Theaterregisseure nachdenken würden! Mein Vorschlag: Aus dem Stück wäre etwas zu machen, was ganz Unspektakuläres, etwas, mit dem wir Tag für Tag zu tun haben. Es ließe sich mit ziemlicher Sicherheit und unter Bewahrung der alten Dramatik und der heute noch wichtigen Sprache Kleists der Gegensatz zwischen den beiden Frauen Käthchen und Kunigunde auf die Bühne bringen. Das ist der Gegensatz zwischen der charaktervollen, liebevollen menschlichen Haltung Käthchens und der Durchtriebenheit von Kunigunde, zwei Frauenbilder, wie sie auch in unserer Zeit existieren.
Wir Verbraucher und Steuerzahler haben ein Recht darauf, als Kultur- und Kunst-Interessierte Einfluß auf eine Inszenierungspraxis zu nehmen, die lediglich dem landläufigen Medien-Geschmack dient. Kultur und Kunst müssen neben der Unterhaltungsfunktion auch einen dem Menschen wegweisenden Charakter haben. Aus der Interaktion zwischen Bürger und Kulturschaffenden kann so eine neue Ethik entstehen, die ein neues Miteinander braucht.
Wie macht man das? Ich weiß es nicht!
Der Fürst als Kultur-Lieferant jedenfalls hat ausgedient.
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