Dieter Kersten - März / April 2008    
 

Theater: David W. Rintel „Im Zweifel  für den Angeklagten"

 
     
 

Am 5. Februar sah und hörte ich in dem Berliner Boulevardtheater KOMÖDIE am Kurfürstendamm das Ein-Mann-Theater-Stück „Im Zweifel  für den Angeklagten“ von David W. Rintel. Es ist die Geschichte des us-amerikanischen Strafverteidigers Clarence Seward Darrow (* 18. April 1857 in Kinsman, Ohio; † 13. März 1938 in Chicago, Illinois), der von Christian Kohlund gespielt wurde.

Es ist ein aufrührendes und aufregendes Stück, weit entfernt von den gutbürgerlichen Boulevard-Stücken, die meistens in der KOMÖDIE gespielt werden. Clarence Seward Darrow war in einer Zeit Anwalt in den USA, in der um Freiheit und Gerechtigkeit noch ganz handfest gerungen wurde. Es war die Zeit des us-amerikanischen Klassenkampfes, wo sich die Arbeiter und die kleinen und mittleren Angestellten noch gegen eine bereits materiell und ideologisch verfestigte wirtschaftliche und politische Oligarchie mit Streiks, Aufmärschen und Gerichts-Prozessen verteidigte. David W. Rintel läßt auf der Bühne Darrow sagen: „Ich praktizierte als Anwalt meistens auf der Seite der Schwachen, manchmal auf der Seite der Starken, aber niemals auf der Seite der Starken gegen die Schwachen.“

Wikipedia im Internet und das Programmheft gehen in ihren Angaben über die Leistungen des Strafverteidigers Darrow etwas auseinander. Sie stimmen aber darin überein, daß Darrow ein erklärter Feind der Todesstrafe war und es ihm bei (fast) allen Prozessen gelang, Richter und Geschworene zu überzeugen, diese Strafe nicht auszusprechen. Darrow verteidigte auch einmal einen Lehrer, der seine Schülerinnen und Schüler über die Forschungsergebnisse Darwins informierte und damit eine Anzeige der christlich-religiösen Fundamentalisten und einen  Prozeß auslöste.

Christian Kohlund konnte als Darsteller von Clarence Seward Darrow alle diese Themen sprachlich und mimisch so darzustellen, daß die politischen Verbindungslinien zwischen den damaligen Auseinandersetzungen und der Jetztzeit deutlich zu Tage traten. Das machte den ganzen Abend zu einem Lehrstück für die Gegenwart.

Meine Hochachtung gilt auch Christian Kohlund für seine Leistung, zwei Stunden einen inhaltlich nicht so leichten Stoff und einen schwierigen Charakter, wie den von Clarence Seward Darrow, zu spielen. Das Programmheft und das Internet geben leider nicht her, ob das Stück nun zum Repertoire der KOMÖDIE gehört oder ein Gastspiel ist. Lediglich ein Zettel im Foyer sprach von einem Gastspiel. Wenn Sie diese  Besprechung lesen, dann wird das Stück schon nicht mehr in der KOMÖDIE gespielt. Ich kann nur hoffen, daß andere Theater in diesem Land Christian Kohlund einladen.

Auf der Internet-Seite www.deutschland-tickets wird berichtet, daß  Curd Jürgens (1915-1982, deutscher Schauspieler) 1975/1976 mit dem Stück „Im Zweifel für den Angeklagten“, ebenfalls in der KOMÖDIE, erfolgreich auftrat.

 
     
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