Dieter Kersten - Mai / Juni 2009    
 
2 Gedichte  
     
 

Spaßig ist das ungebremste Rasen,
Deshalb muß Straßenbau so gigantisch sein,
Das Artensterben schließt das leider ein.

Spaßig auch das Billigfliegen,
Klimawandel ganz egal,
Zum Wachstum gibt es keine Wahl.

Spaßig ist’s Beamtenleben,
Freier Markt soll sein weltweit,
Doch selber woll’n wir Sicherheit.

Ewiges Wachstum gibt’s auf dieser Erde nicht,
Sebstbegrenzung wird uns deshalb heut zu Pflicht.

Ulrich Schaeffer († 22.04.09) verfaßt 19.02.09

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Salz der Erde
von Hans-Dieter Gelfert

Schüttle Dich,
Erde,
wirf ab das ekle Geschmeiß,
nicht Feuer,
nicht Flut,
ein Zucken nur
wie auf dem Rücken
der sanftäugigen Kuh,
wenn sie Fliegen verscheucht.

Du ließest uns nisten
in Deiner Haut,
geduldig blutend,
wenn der Pflug Deinen Schoß zerriß.
Frucht auf Frucht treibend
nährtest Du Drachensaat.

Wenige dankten es Dir,
schmückten Deinen Leib
mit Marmor,
kühlten Deine Wunden
mit ihrem Schweiß.

Entfesselt ist jetzt
wölfische Gier,
kein Bleibendes mehr
im reißenden Strom.

Drum schüttle Dich,
Erde,
wirf ab das Geschmeiß,
wasch aus Deinen Wunden
das brennende Salz
und gebäre noch einmal
den jüngeren Sohn.

Fundstelle: Das Feuilleton der Berliner Tageszeitung DER TAGESSPIEGEL vom  20. Dezember 1981.
Hans-Dieter Gelfert war bis zum Frühjahr 2000 Professor für Englische Literaturwissenschaft und Landeskunde an der Freien Universität Berlin. Zahlreiche Buchveröffentlichungen.

 
     
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