Dieter Kersten - Januar / Februar 2011    
 

Theater: Tennessee Williams: "Die Glasmenagerie"
Oper: Gioaccino Rossini: "Barbier von Sevilla"
Theater: Erik Gedeon: "Ewig jung"

 
     
 

(D.K.) Am 28. September sah ich im Maxim-Gorki-Theater das Stück Die Glasmenagerie von Tennessee Williams.

Die Wikipedia-Seite im Internet über Die Glasmenagerie wird mit folgenden Sätzen eingeleitet: Die Glasmenagerie (Originaltitel: The Glass Menagerie) ist ein Theaterstück des von 1911 bis 1983 lebenden us-amerikanischen Autors Tennessee Williams. Das im Untertitel als Ein Spiel der Erinnerungen bezeichnete Familiendrama wurde am 26. Dezember 1944 in Chicago am Civic Theater uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 17. November 1946 am Basler Stadttheater statt. In Hollywood wurde das Skript für Die Glasmenagerie  zunächst abgelehnt, bevor es auf der Bühne den künstlerischen Durchbruch Williams' bedeutete. Wie viele seiner Werke weist auch dieses Theaterstück starke biografische Züge auf und ist von großer Symbolhaftigkeit geprägt.

Tennessee Williams

Wenn Sie im Internet Glasmenagerie eintippen, dann  erhalten Sie 61.900 Ergebnisse. Die Menge erschlägt mich. Damit wird eine Bedeutungsträchtigkeit des Stückes zelebriert, die nach meinem, vielleicht fehlerhaften, (Vor-) Urteil, schon in den USA bei der Premiere nicht angebracht gewesen war. Der in diesem Theaterstück bemühte „amerikanische Traum“ war und ist von Anfang an eine nicht zulässige Mystifizierung us-amerikanischen Zusammenlebens (Staatsgründung). Die Bedeutungsträchtigkeit des Stückes besteht in der Entlarvung des „amerikanischen Traumes“; Die Glasmenagerie erzeugt nur noch Glasscherben, die bekanntlich schwer aufzufegen sind.

Auf der Web-Seite des Maxim-Gorki-Theaters finden Sie folgende Inhaltsangabe: Amanda Wingfield lebt mit ihren zwei erwachsenen Kindern in einer kleinen Wohnung in St. Louis. Amanda, frühzeitig von ihrem Ehemann verlassen, flüchtet sich ebenso in eine Traumwelt wie ihre beiden Kinder. Tom entflieht seinem trostlosen Dasein in die illusionäre Wirklichkeit des Kinos und träumt davon, Dichter zu werden. Lauras Lebensinhalt besteht darin, zerbrechliche Glastierchen zu sammeln. Mit Jim O'Connor tritt die Realität ins Leben der Familie. O'Connor, von der Mutter als Heiratskandidat für die Tochter betrachtet, ist bereits anderweitig gebunden und zerbricht nicht nur eines von Lauras Glastierchen.

Die Premiere im Maxim-Gorki-Theater Berlin fand  am 13. März 2010 statt. Die Vorstellung dauert zwei Stunden, 10 Minuten, ohne Pause. Das Spiel der vier Darsteller ist beachtenswert gut, wenn auch, was ich leider öfter kritisieren muß, etwas mehr auf die Artikulation der Sprache geachtet werden muß. Dem Programm lag eine CD mit „Lieder für Laura und Tom“, Musik, Text, Produktion, Gesang von Maike Rosa Vogel bei. Das ist eine erfreuliche Ergänzung der gesprochenen Texte.

Die Regie führte Milan Peschel. Das Theater war gut besucht.

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(D.K.) Am 28. Oktober 2010 sah und hörte ich die Oper IL BARBIERE DI SIVIGLIA, der Barbier von Sevilla, von Gioaccino Rossini (* 29. Februar 1792 in Pesaro; † 13. November 1868 in Paris-Passy) in der Deutschen (Städtischen) Oper Berlin.

Wikipedia entnehme ich: Uraufgeführt wurde die Oper am 20. Februar 1816 unter der Leitung des Komponisten im Teatro Argentina am Largo di Torre Argentina in Rom unter dem Titel Almaviva o sia L’inutile precauzione. Am 10. August 1816 wurde sie in Bologna erstmals unter dem Titel Il barbiere di Siviglia aufgeführt. Die deutsche Premiere war am 1. Januar 1819 in München, die Erstaufführung in deutscher Sprache fand am 27. Mai 1819 in Graz statt. Die Uraufführung der Oper in Rom war ein Fiasko; ein Saiteninstrumentenspieler fiel der Länge nach hin, als eine Saite riß, eine Katze lief über die Bühne. Unter Gelächter, Geschrei und Buh-Rufen mußte der Vorhang fallen.

Dem Programm von 2010 lag ein Heft bei, in dem die Kritiken der Rossini-Oper für die Inszenierungen in der Städtischen Oper in Berlin ab 1926 bis 1970 abgedruckt sind.

Rossini

Der Barbier von Sevilla ist eine lebhafte, fröhliche Oper. Die aktuelle Inszenierung ist von Katharina Thalbach besorgt worden. Die Uraufführung fand am 29. November 2009 statt.

Katharina Thalbach hat sich dankenswerterweise an das Sujet Lustspiel bzw. italienische opera buffa gehalten. Es brauchte sich keiner nackend ausziehen oder auf dem Boden sielen. Die Effekte ergaben sich aus Inhalt und Musik. Die Handlung entstammt einer literarischen Arbeit von Beaumarchais (* 24. Januar 1732 in Paris; † 18. Mai 1799 ebenda): La folle journée ou Le mariage de Figaro. Das Libretto stammt von Cesare Sterbini (* 1784 in Rom; † 19. Januar 1831 in Rom).

Bei meinen Recherchen stieß ich auf die Tatsache, daß die Barbiere zu Rossinis Zeiten nicht nur rasierten und Kopfhaare stilierten, sondern auch als Mediziner tätig waren. Wikipedia:  Riskante, aber gewinnbringende Eingriffe wie Steinschnitte, Starstiche, Amputationen, sogar operative Geburtshilfe wurde bis zum 18. Jahrhundert von Barbieren übernommen. Die Mehrheit der Barbiere lebte von einfachen, gering bezahlten Tätigkeiten wie Rasieren, vom Aderlassen, Schröpfen und Zahnziehen sowie Wund- und Frakturbehandlung. Entgegen den gesetzlichen Verordnungen besaßen die Barbiere und Bader auch Kenntnisse in der inneren Medizin und der Pharmazie. Sie waren also mehr oder weniger geachtete Leute.

Es wurde - sehr gut -auf italienisch gesungen. Die deutschen Übertitel über der Bühne können nur sehstarke Menschen lesen.Das Theater war gut besucht.

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(D.K.)  Am 17. November sah ich im RENAISSANCE-THEATER das „Songdrama“ vom Erik Gedeon Ewig jung. Das Stück spielt im Jahre 2050. Sechs  alte, körperlich wie geistig hinfällig gewordene Mimen haben sich ein stillgelegtes Theater als Altenheim ausgesucht und blicken auf ihre Erfolge zurück. Sie rezitieren, singen, spielen und tanzen, so gut es geht. Krankheiten und Altersschwachsinn sorgen für Begeisterungsstürme beim Publikum, welches teilweise, 2010, das gleiche Alter hat.

Es ist ein Boulevard-Theaterstück, volksnah, so wie es offensichtlich vom Publikum gewünscht wird. Frau und Mann haben sich auf Kosten anderer amüsiert, oder auch: natürlich ist es immer gut, wenn man über sich selbst lachen kann.

Das Theater war fast vollständig ausverkauft.

 
     
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