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In der Wochenzeitschrift
FREITAG vom 28. August schreibt Torsten Wöhlert unter der Überschrift
Präsidiale Notstände und unter der Unterüberschrift
Jelzin und Clinton: Triebmenschen am roten Knopf u.a.: Zwei
Paukenschläge aus Washington und Moskau, ausgelöst durch zwei
Präsidenten, die verzweifelt um ihre Macht und einen würdigen
Platz in den Geschichtsbüchern ringen. Der eine läßt Cruise
Missiles auf (angebliche?) islamische Terror-Zentralen im Sudan und Afghanistan
feuern. Und der andere schickt seinen Premierminister in die Wüste,
weil der sich als unfähig erwies, ihm die Kastanien aus dem Feuer zu
holen. Beide sind Wiederholungstäter. Boris säuft, und Bill läßt
seinen Hormonen freien Lauf. Zwei bedrängte Triebmenschen am roten
Knopf der Weltgeschichte.
Aus einem sehr lesenswerten, aber leider für den Kommentar-und Informationsbrief
zu langen, Artikel von Georg Seeßen Der Schwanz, der mit dem Präsidenten
wedelt, Unterüberschrift Zwischen Faszination und Langeweile:
Inszenierung und Katastrophe von Sex und Gewalt im (nicht so) Weißen
Haus in der gleichen Ausgabe von FREITAG zitiere ich: So glanzlos
wie dieser Präsident, von dem wir gern glauben wollen, daß er,
wie es im Bayrischen Rundfunk heißt, den Reißverschluß
seiner Hose nicht im Griff hat, so glanzlos ist auch alles, was ihm gegenüber
steht. Monica Lewinsky, die arme Seele! Kein Mensch glaubt, daß sie
je etwas anderes sein könnte, als das, was die Medien gerade aus ihr
machen. Sie ist so inszeniert, daß sie ganz buchstäblich und
körperlich zurechtgeschnitten wird für das Medienbild, das sie
abgibt. Für die einen mag es Bestätigung leichter Verbesserungen
in der Welt sein, daß auch der mächtigste Mann der Welt bestraft
werden kann für das Ausnutzen seiner Position oder einfach so, wie
alle phallokratischen Busengrabscher dieser Welt. Andere mag es melancholisch
stimmen, daß der Frau im Umkreis der Macht nicht einmal mehr der Mythos
gegönnt ist, der sie bekleidet und ihr Würde verleiht. Von der
Leidenschaft der Lola Montez über den Glamour der Marilyn Monroe sind
wir bei Monica Lewinsky bei der Schamlosigkeit einer daily soap opera angelangt.
Die Frage ist gar nicht: Wird sie die Inszenierung überleben, in deren
Zentrum sie steht? Die Frage ist: Wird es irgend einen Menschen geben, der
sich irgendwas drum scheren wird? Offensichtlich sind beide, Clinton und
Lewinsky, Figuren in einem größeren Spiel, und was zwischen ihnen
verhandelt wird, ist nicht bloß die berechtigte Frage, wie Sexualität
und Macht, schon wieder, zusammengehören. Da werden wirkliche, weltpolitische
Dinge verhandelt, und es ist viel zu kurz gegriffen, wenn man glaubt, dieser
Präsident könne ein Bombardement im nicht so Nahe Osten initiieren,
um von seinen moralischen Problemen abzulenken.
Ausnahmsweise darf ich mich mal selbst zitieren. Ich schrieb im Editional
der Ausgabe Februar 1998 des Kommentar-und Informationsbriefes u.a.: Clinton
muß sich der Loyalität der Araber versichern, bevor er den Irak
angreift. Deshalb hatte Frau Albright ein sehr gedrängtes Reiseprogramm.
Sie konnte nur Kuwait voll überzeugen; alle anderen arabischen Staaten
verurteilten zwar Saddam Husseins Haltung gegenüber den Inspektionen,
lehnten aber einen "Militärschlag" gegen den Irak ab. Sie
taten es, obwohl Clinton, und das ist nun zu seinem ganz persönlichen
Dilemma geworden, Israel und insbesondere Herrn Netanjahu, öffentlich
gerügt und sogar desavouiert hatte. Daraufhin hat der israelische Geheimdienst
die Affäre Monica Lewinsky inszeniert, ob mit oder ohne Beteiligung
des Präsidenten, das vermag ich nicht zu entscheiden. Der israelische
Geheimdienst Mossad, dem jedes Mittel recht ist, die Interessen Israels
durchzusetzen, hat sich der (Jüdin?) Lewinsky (Lewi? Levi?) bedient,
um Clinton unter Druck zu setzen. Wenn diese behauptete Sexaffäre nicht
politische Folgen haben könnte, dann wäre sie ein geeignetes Thema
für Kabaretts. Daß aber mehr dahinter steckt, als nur eine mögliche
mangelnde Selbstbeherrschung des Präsidenten, zeigt die merkwürdige
Geschichte, daß diese junge Frau sogar angeblich die spermagetränkte
Wäsche (vermutlich in einer extrem kalten Tiefkühltruhe, damit
das Beweisstück lange erhalten bleibt ...) aufbewahrt hat.
So ist Clinton zwischen zwei Stühle geraten? Zwischen den "israelischen
Stuhl" und den "islamischen Stuhl"?
Die Staatsideologie der USA und die Staatsideologie Israels ist die, auserwählt
zu sein, die gesamte Erde mit dem, was beide Gebilde für Kultur und
Wissenschaft halten, beglücken zu müssen. Kultur (Religion) und
Wissenschaft liefern die Begründungen für den Trieb zu einer Machtpolitik,
die die Vernichtung des Andersdenkenen und Andershandelnen zum Ziel hat.
Die zwölf Jahre Hitlerei, ihre Vorgeschichte und ihre Nachgeschichte
sind Beispiel: die Deutschen haben, wider besseren Wissens, gegrölt:
am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Dabei, und das war bekannt, wurde
Hitler aus den gleichen Quellen finanziert, wie Lenin und Trotzki. Bevor
die Völker die Regime installierten, wurden sie in einen Zustand versetzt,
aus dem heraus sie emotional und nicht mehr mit dem Kopf handelten. Die
Folgen waren schrecklich: es gab nicht nur Millionen von Toten, sondern
die russische (slawische) und die anderen europäischen Kulturen wurden
nachhaltig beschädigt, wenn nicht sogar zerstört.
Exkurs: Hitler war nichts weiter als ein vom Ausland bezahlter Killer. Da
er sich selbst zu fein war, benutzte er das deutsche Volk. Das ist keine
Entschuldigung für die Deutschen, die das Volk der Dichter und Denker
genannt wurden. Die Deutschen waren wahrscheinlich damals, trotz aller sozialen/wirtschaftlichen
Schwierigkeiten, (fast) weltweit diejenigen mit dem besten Bildungssystem.
Trotzdem machten sie das Affentheater der Hitlerei nicht nur mit, sie verstärkten
die zerstörerischen Wirkungen dieser Herrschaft. Sie entblödeten
sich nicht, einen Eid auf Hitler zu leisten, also nicht auf das deutsche
Volk. Kein deutscher Soldat hat im letzten Weltkrieg sein Heimatland oder
seine Familie verteidigt. Nur Hitler ist durch den deutschen Soldaten verteidigt
worden, der gleiche Hitler, der dann feige Selbstmord beging, nicht ohne
vorher das deutsche Volk als seiner unwürdig beschimpft zu haben. Ich
verstehe deshalb solche Leute wie Mechtersheimer nicht, die heute noch stolz
von der Tapferkeit des deutschen Soldaten sprechen. Diese Tapferkeit war
reine Selbstbefriedigung.
Aber zurück zur aktuellen Weltpolitik. In der Beantwortung der Frage,
Welche wirklichen weltpolitischen Dinge verhandelt werden?, stehen
wir ziemlich hilflos da. Zwei Kulturen gibt es, die dem US - Amerikanismus
gegenüber stehen: die islamische und die jüdische Kultur. Ich
hätte auch gerne von einer asiatischen (chinesischen und/oder japanischen)
Kultur gesprochen, aber diese beiden Kulturkreise haben sich dem US-Amerikanismus,
so scheint es, bereits ergeben. Afrika ist zu sehr gespalten, um von einer
afrikanischen Kultur zu sprechen. Ich kann nur hoffen, daß sich dort
viele eigenständige Kulturen erhalten. Die jüdische Kultur hat
zur Zeit in den USA einen hohen politischen Stellenwert, so daß sie
nicht zur Disposition steht. Anders sieht es mit der islamischen Kultur
aus. Sie wird von den Mächtigen dieser Erde als ein Hindernis gesehen,
die Erde (wirtschaftlich) zu beherrschen, obwohl sich große Teile
der islamische Oligarchie alle Mühe geben, amerikanischer als amerikanisch
zu erscheinen.
Anmerkung: Unter Kultur verstehe ich nicht nur Musik, Theater und Folklore,
sondern eine bestimmte Geisteshaltung, die sich ein Volk oder die sich Völker
in Jahrhunderten, manchmal auch in längeren Zeiträumen, erworben
haben.
Legen wir die Staatsideologie der USA zugrunde, dann sind es nur wenige
Schritte, Raketen auf Ziele in Afghanistan und Sudan zu befehlen, unter
Mißachtung der Souveränität der Völker und ihrer Regierungen.
Ich verurteile die beiden Anschläge auf die us-amerikanischen Botschaften
in Kenia und Tansania, aber, und dieses aber ist keine Entschuldigung, die
Anschläge sind die hilflosen Reaktionen auf das Zusammenspiel von Israel
und USA. Die systematische Vertreibung der Palästinenser aus ihrer
Heimat und die bedingungslose Unterstützung dieses Vorganges durch
bisher alle US-Regierungen mit der geballten wirtschaftlichen und militärischen
Macht gibt auch kriminellen Elementen Freiraum zum sinnlosen Morden.
Wir Deutsche sollten endlich diese Weltpolitik, so wie sie gehandhabt wird,
zur Kenntnis nehmen, im Widerspruch zu der veröffentlichten Meinung
oder dem political correctness. Nachdem wir uns die Brüsseler Europabehörden
und den Euro haben überstülpen lassen, sollten wir nicht nur für
unser eigenes Land, sondern für Europa militärische und politische
Neutralität fordern. Indem wir gewaltfreien Widerstand einüben
und das zum Bestandteil unserer Kultur machen, indem wir eine allseitig
offene, vorurteilsfreie, Wissenschaft zum Bestandteil unserer Kultur
machen, indem wir Bildung wieder zum Bestandteil unserer Kultur
machen (und wahrscheinlich noch einiges mehr), werden wir den Weltherrschaftsansprüchen
Auserwählter entgegentreten können.
(Fast) Possen Nr.1: In der BERLINER MORGENPOST (Springer) sind am 21. August,
auf Seite 6, zwei Beiträge nebeneinander positioniert, die, s.o., sogar
zusammengehören; der eine Artikel hat die Überschrift Die
Schlinge um Clintons Hals zieht sich langsam zu und der andere Artikel
hat die Überschrift Israel will 5000 neue Wohnungen auf den Golan-Höhen
errichten - mit der Unterüberschrift Premier Netanjahu reist
nicht zu Jubiläumsfeiern nach Oslo. In dem KURIER DER CHRISTLICHEN
MITTE vom August 1998 lese ich, Überschrift Netanjahu gegen Mission:
Missionarische Aktivitäten hätten in Israel "bedrohliche
Ausmaße" angenommen und seien "für alle Juden schockierend
und beunruhigend". Mit dieser Begründung wurde dem israelischen
Parlament ein neuer Gesetzentwurf vorgelegt. Danach soll "das Predigen
mit der Absicht zum Religionswechsel einer anderen Person" mit drei
Jahren Gefängnis oder umgerechnet 25 000 DM bestraft werden. Der ersten
Abstimmung ging keinerlei Debatte voraus. 37 Abgeordnete, darunter das gesamt
Kabinett Netanjahus - auch er selber - stimmten für die Gesetzesvorlage.
Netanjahu beweist damit, daß es ihm mit seinem Bekenntnis zu demokratischen
Verhältnissen in Israel nicht ernst ist.
(Fast) Posse Nr. 2. Der deutsche Botschafter im Sudan ließ seinen
Chef, Außenminister Kinkel, wissen, daß die Chemiefabrik im
Sudan tatsächlich nur eine Pharmafabrik war und keine Kampfstoffe hergestellt
habe. Reaktion des Herrn Kinkel (F.D.P.): ein Botschafter gäbe nicht
die Meinung der Bundesregierung wieder.
(Fast) keine Posse mehr: Leider habe ich die Quelle verbummelt. Es war in
irgendeiner August-Nummer vom FREITAG, in der, mit Nennung von Roß
und Reiter, festgestellt wurde, daß der französische Staatspräsident
Chirac seine schmutzigen Finger in der neuerlichen Kongo-Affäre hat.
Nicht direkt. Er hat Verhandlungen Oppositioneller und durch die Kabila-Herrschaft
zu kurz gekommener nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern sie gebilligt
und begleitet. Grund: Kabila ist nicht francophil, sondern den USA zugetan.
Nun sind in Afrika sechs Staaten gegeneinander im Krieg. Und Europa ist
mit seiner "gemeinsamen" Außenpolitik wieder einmal mehr
ins Zwielicht geraten. Wie ist es da mit der Meinung der Bundesregierung,
Herr Kinkel? |
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