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Wasser ist wahrscheinlich
eines Tages umkämpfter als Erdöl. Folgende Statistik fand ich
in der Wochenzeitschrift FREITAG vom 11. September:
Knappes Wasser
Süßwasservorräte in 1000 Kubikmeter je Einwohner:
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1950 |
Prognose 2000 |
Kontinent |
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Afrika |
20,6 |
5,1 |
Asien |
9,6 |
3,3 |
Europa |
5,9 |
4,1 |
Nordamerika |
37,2 |
17,5 |
Südamerika |
105,0 |
28,3 |
Die Skala des Wasserverbrauches pro Tag und pro Person wird angeführt
von den USA mit dem größten Verbrauch, gefolgt von Kanada,
Australien, Italien, Japan, Großbritannien, Frankreich und am Schluß
Deutschland. Die Kubikmeterquantitäten sind in dieser FREITAG-Veröffentlichung
nur mit Strichen angegeben; dabei ist der deutsche Verbrauch ungefähr
ein Zehntel des Verbrauches in den USA.
Wenn wir uns die erste Statistik noch einmal ansehen, dann liegt bei den
schlechten Zahlen Europa noch ganz gut im Rennen, was ja bei den Vergleichen
der zweiten Information mit dem guten Abschneiden Deutschlands übereinstimmt.
Unklar ist, ob bei der Berechnung der Süßwasservorräte
die Verschmutzung berücksichtigt worden ist. Am Schlimmsten sind
wahrscheinlich die chemischen und die radioaktiven Verschmutzungen. Selbst
wenn es sich um sogenanntes sauberes Wasser handeln sollte, dann sagt
die Statistik auch nichts über die Natürlichkeit des Wassers
aus.
Jeder, der sich mit Wasser befaßt, weiß, daß Wasser
mehr als H20 ist. Chemisch reines Wasser ist kein natürliches, sauberes
Wasser, sondern es hat noch die Informationen der Verschmutzungen. Wir
wissen das aus der Homöopathie, wo bei den hohen Potenzen der Wirkstoff
(das Arzneimittel) auch nicht mehr nachgewiesen werden kann.
Wenn wir bei günstigsten Verhältnissen - in Europa - auch nicht
mehr überall natürliche Bäche, Flüsse und Grundwasser
haben können, dann können wir wenigstens versuchen, einen kleinen
Teil der Natur bei der Abwasserreinigung nachzuahmen. Verantwortungsvolle
Bürger und Wissenschaftler haben schon lange vor den obigen Statistiken
Vorschläge gemacht, wie z.B. das Reinigen von Abwässern durch
Binsen, Schilf und Sumpfpflanzen. Diese Methode ist an den Stadträndern
und auf dem Land möglich. Auch Fäkalien können auf diese
Art und Weise beseitigt werden, auch entgegen Äußerungen von
Fachleuten, die ansonsten die natürliche Abwasserreinigung befürworten.
Die Angst vor dem unbekannten Wesen Kolibakterien ist sehr groß.
Es wird dabei übersehen, daß die Natur normalerweise mit Kolibakterien
auch fertig wird.
Das durch Pflanzen gereinigte Wasser ist vielfältig in Landwirtschaft,
Gärtnereien, Privatgärten und in der Grauwasserversorgung in
den Haushalten (Klospülung) verwendbar. Diese Pflanzenkläranlagen
werden dezentral angelegt. Sie bedürfen der Aufmerksamkeit der Bürger,
um schädliche Einwirkungen durch chemische Haushaltsreiniger - Waschmittel
zu vermeiden bzw. einzuschränken und sie bedürfen u.U. der Pflege
durch den Bürger, wenn nicht andere, teurere gesellschaftliche Übereinkommen
getroffen werden, wie z.B.: die Gemeindeverwaltung überwacht und
pflegt. Wenn wir an die immer teurer werdenden Abwasseranlagen - insbesondere
jetzt in den neuen Bundesländern - denken, dann ist die Abwasserreinigung
durch Sumpfpflanzen auf jeden Fall billiger. Diese Methode schont auch
die Süßwasservorräte.
Statt den Wissensstand über die Pflanzenkläranlagen zu nutzen,
werden aktuell in den neuen Bundesländern ein Abwasserzweckverband
nach dem anderen gegründet und mit Hilfe von Parteien, Behörden,
Parlamenten, Regierungen und der Justiz, die durchweg und ohne Unterschied
als korrupt zu bezeichnen sind, werden die Bürger nach Strich und
Faden ausgenommen. Die Anschlußkosten, es herrscht Anschlußzwang,
können ruinös sein. In der gleichen FREITAG - Ausgabe, in der
ich die Wasserstatistik fand, gibt es einen Beitrag von Werner Rügener
mit der Überschrift ... bis den Klägern der Atem ausgeht
und mit der Unterüberschrift Abwasserpolitik: Nicht
nur ein Reisebericht aus den neuen Bundesländern, sondern ein Lehrstück
darüber, wer was zu sagen hat. Ich bitte um Nachsicht, daß
ich einen ganzen Abschnitt leicht gekürzt zitiere, der mit Leipzig
überschrieben ist: ... Diplom-Ingenieur Detlev Köhler hat
sein Büro für Architektur und Umwelttechnik in einer schönen
Villa im Stadtteil Markkleeberg. ... Köhler hat seinen Kollegen,
den Abwassertechniker Reiche dazugeholt. Sie berichten mir von ihren bitteren
Erfahrungen. Seit 1991 haben sie sich an verschiedenen Ausschreibungen
für kommunale Kläranlagen und Kanalisationen beteiligt. Sie
boten dezentrale Anlagen an. Die sind billiger als üblich. Köhler
ist aus Münster übergesiedelt und kennt sich mit moderner Umwelttechnologie
aus, wie sie in den USA und in Westdeutschland entwickelt wurde. Eine
typische Kläranlage für eine Kleinstadt, die von anderen Ingenieurbüros
für 60 Millionen Mark angeboten wird, boten sie für weniger
als die Hälfte an. Aber ihre Angebote wurden nicht aufgegriffen.
- Das passierte ihnen mehrere Male, berichteten sie: In Wittenberg und
Altenburg, in Wernigerode und Dessau, in Görlitz und Plauen. Überall
wurden große, zu große Anlagen gewünscht. Die Geschäftsführer
eines Zweckverbandes wurden deutlich, so Köhler: >> Wenn Sie
mir drei Prozent auf mein Konto in der Schweiz überweisen, bekommen
Sie die Planung.<< Ein anderes Mal hieß es: >> wir sind
die FDP-Schiene. Für uns müssen zehn Millionen abfallen, dann
sind Sie unser Mann. << - Köhler und Reiche taten sich mit
Bürgerinitiativen zusammen. Sie kontaktierten auch andere Ingenieure
und Unternehmer, die in den selben Kommunen mit ihren billigen und ökologischen
Angeboten nicht ankamen. In öffentlichen Versammlungen erläuterten
Köhler und Reiche ihre Projekte und fanden Zustimmung bei den Bürgern.
Aber die Bürgermeister, Zweckverbände und Ministerien zogen
ihre Planungen durch. - Köhler und Reiche sammelten Unterlagen über
die Ausschreibungen, an denen sie teilgenommen hatten. Sie fanden Manipulationen.
Da hatte zum Beispiel ein städtischer Bediensteter in den Preislisten
herumradiert und neue Zahlen reingeschrieben. Er hatte Preise zu Ungunsten
des Köhler-Angebots verändert. - Köhler rief beim Bundeskriminalamt
an und bat um Hilfe. Zwei Herren reisten aus Wiesbaden an. Sie ließen
sich alles zeigen, nickten verständnisvoll, nahmen Unterlagen mit
- und reisten wieder ab, so Köhler. Sie haben sich nicht mehr gemeldet.
Der Ingenieur informierte dann den Spiegel und Focus. Redakteure kamen,
ließen sich alles zeigen, nahmen Unterlagen mit. In den veröffentlichten
Artikeln wurde alles verharmlost, meint Köhler. Fürchteten die
Medien Verleumdnungsklagen? - Schließlich tat Köhler das, was
in ihrer Not so manche Mitglieder von Bürgerinitiativen in den neuen
Bundesländern gemacht haben. Er gab die Unterlagen an die zuständige
Staatsanwaltschaft. Aber kein Zeuge wurde vernommen. Die Ermittlungen
wurden eingestellt, teilweise ohne Einstellungsbescheid. Bei einer Nachfrage
waren laut Staatsanwalt die Akten einfach >> verschwunden <<.
Der Ingenieur, der aus dem Westen kam, faßte seine Erfahrungen wütend
und traurig so zusammen: >> Die großen Parteien, die Justiz,
die Bürokratie - gegen diesen Filz kommen wir nicht an. <<
- Köhler hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Er baut
nun Eigenheime und Wohnhäuser ... In einem Abschnitt, der mit
Beilrode-Arzberg überschrieben ist, wird geschildert,
wie ein Abwasserzweckverband, gebildet von den Gemeinden, diese Gemeinden
mit Hilfe eines westdeutschen Beteiligungsfonds, der mit Verlustzuweisungen
für 420 West - Geldanlegern steuersparend noch 4 % Zinsen bei den
dortigen Bürgern abzockt, die zu 30 % arbeitslos sind: Der Rat
seiner Gemeinde hat einstimmig beschlossen, gegen den privaten Betreibervertrag
mit dem Dortmunder Investor wegen Sittenwidrigkeit zu klagen. Doch die
CDU-Landesregierung in Dresden schützt die guten Freunde des Ministerpräsidenten.
Der Innenminister schimpfte gegen die >> Obstruktionspolitik <<
der Gemeinden von Arzberg-Beilrode. Im Landtag drohte er den Aufsässigen
namens der sächsischen Staatsregierung: >> Mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln werden wir dort Recht und Gesetz wiederherstellen. <<
- Da haben die Landwirte, Gewerbetreibenden und Bürgermeister an
den Rechtsstaat geglaubt. In mehreren Gerichtsverfahren haben sie Recht
bekommen. Sie haben Unterlagen zu dem dubiosen Investorenvertrag an den
Staatsanwalt geschickt. Sie haben sich mehrere Male bittend an den Landesvater
gewandt. Und das ist nun das Ergebnis: Als Gesetzlose werden sie hingestellt,
von der eigenen Regierung. Sie wissen nicht mehr, wie sie sich helfen
sollen. .......... Immer wieder blieb ich beim Durchblättern an einem
Protokoll hängen. Es wurde in einem Fortbildungsseminar für
Mitarbeiter sächsischer Behörden im Bereich Abwasser gemacht.
Vor allem die Leitsätze des Seminarleiters wurden wörtlich festgehalten.
Anschließend wurde das Protokoll einer Bürgerinitiative zugespielt.
- Das Seminar wurde geleitet von einem Professor. Er ist Vorsitzender
Richter am Bundesverwaltungsgericht in Berlin. Er machte den sächsischen
Beamten klar, wie die neue Demokratie funktioniert. Widersprüche
gegen Gebühren - und Beitragsbescheide beispielsweise, so der Richter,
sind normal und gehören zum Geschäft. Sie müssen nur möglichst
geschickt abgebügelt werden. >> 80 Prozent Widersprüche
in den alten Bundesländern sind normal. Davon leben die Beamten und
die Rechtsanwälte: >> Sie müssen die Widersprüche
so lange bearbeiten, bis den Schreibern der Atem ausgeht.<< - Und
für die besonders Aufmüpfigen ist nach den Worten des hohen
Verwaltungsrichters folgender rechtsstaatlicher Erschöpfungsweg vorgesehen:
>> Auch auf dem gerichtlichen Weg gibt es Möglichkeiten, daß
den Bürgern der Atem ausgeht. Erst Instanz - zweite Instanz - Oberverwaltungsgericht.<<
Wenn es einen Krieg um das Wasser gibt, dann muß er im Lande gegen
die Korruption, d.h. also gegen die gesamtgesellschaftlichen Zustände
geführt werden, gegen die kriminelle Konnexion von Parlamenten, Parteien,
Regierungen, Verwaltungen und kriminellen Unternehmern.. Ich schreibe
diesen Beitrag vor dem 27. September, aber ich habe keine Hoffnungen,
daß sich durch eine Parteienwahl etwas an den Zuständen ändert.
Der Bürger muß gegen die kriminellen Verbindungen selbst sein
Schicksal in die Hand nehmen, indem er sich über Bürgerinitiativen
und Gemeindeversammlungen ein demokratisches Beziehungsgeflecht schafft,
welches seine direkte Beteiligung an dem politischen Geschehen sichert.
Wir sollten dieses Beziehungsgeflecht politische Nachbarschaften nennen,
die den Kohls, Biedenkopfs, Lafontaines und Schröders und ihren kriminellen
Mitstreitern in jeder Pore unseres Gemeinwesens die Macht nehmen. Das
ist mit Opfern verbunden, sicher. Ohne Opfer kein Leben, aber auch keine
Freude. So ist es nun einmal.
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