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Thesen gegen einen Bombenabwurfplatz bei Wittstock.
Reformationstag 1998 am Schlagbaum zu Gadow
1. Du sollst nicht töten, auch nicht auf Befehl!
2. Menschen, auch Staaten, können Konflikte ohne Gewalt austragen.
3. Ein Bombenabwurfplatz paßt weder in unsere Landschaft noch in
unsere Zeit.
4. Auch ein deutsches Bombodrom
- zerrüttet Alltag und Gesundheit der Anwohner,
- behindert die Entwicklung der Region,
- schreckt Erholungssuchende ab.
5. Deutschland, umzingelt von Freunden und knapp bei Kasse
- soll erst mal die Wunden schließen, die zwei Weltkriege und der
Kalte Krieg den Menschen und Landschaften beigebracht haben,
- soll helfen, not zu lindern, abzurüsten und das Erlernen gewaltfreier
Methoden zu erleichtern
6. Auch als "Nothelfer" retten Kampfflieger und Raketen die
einen und töten die anderen, ob Serben, Albaner oder Bosnier.
7. Das Militär verschwendet weltweit ein Viertel des Treibstoffverbrauchs.
Die knappen Rohstoffreserven der Welt lassen sich besser friedlich und
durch das Beschreiten ökologischer Pfade sichern.
8. Außenpolitik muß vorausschauend mit diplomatischem und
wirtschaftlichem Einfluß Interessen wahren und Konflikte ohne Drohung
und Gewalt austragen helfen.
9. Den Kampf für eine FREIe HEIDe wollen wir ohne Gewalt gegen Menschen,
ohne Feindbilder und durch das Schaffen ziviler Arbeitsplätze vor
Ort gewinnen.
10.Der Erfolg unseres Widerstandes gegen einen Bombenabwurfplatz in der
Kyritz-Ruppiner Heide wird Menschen anderswo zu gewaltfreier Selbstbehauptung
ermutigen.
In der Ausgabe Januar 1997 des Kommentar - und Informationsbriefes ließ
ich bereits Volker Böge über die Bürgerinitiative FREIe HEIDe
berichten. Damals hatte der Artikel die Überschrift FREIe HEIDe
- neuer Kristallisationsort der Friedensbewegung? Es geht um den geplanten
Bombenabwurfplatz der Bundeswehr bei Wittstock auf dem ehemaligen sowjetischen
Truppenübungsplatz. Die Bürgerinitiative hat sich etwa 1991 gebildet
und veranstaltet regelmäßig Demonstrationen - Spaziergangdemonstrationen
- am Rande eines herrlichen Waldgebietes, das nicht nur für die Berliner
ein tolles Naherholungsgebiet sein könnte. Etwa 1995 war Scharping
Gast der Bürgerinitiative und verkündete damals, daß die
SPD nach einem Bundestagswahlsieg dieses Wald - und Heidegebiet zur zivilen
Nutzung freigeben werde. Nun ist Herr Scharping selber Verteidigungsminister
geworden. ...
Ich nahm an der 51. Wanderung in Gadow am 31. Oktober 1998, dem Reformationstag,
teil. Es waren ungefähr 250 Teilnehmer, jung und alt. Gadow ist ein
kleiner Ort, fast inmitten des Sperrgebietes, vorzüglich geeignet als
ein Luftkurort. Aber keiner, weder in diesem noch in anderen Orten dieser
Gegend hat den Mut, in Fremdenverkehr zu investieren, weil Wald und Heide
nur mit Sondergenehmigungen betreten werden können. In Gesprächen
stellte sich heraus, daß die russischen Soldaten vor Abzug den Wald
von allen oberflächlich vorhandenen militärischen Verschmutzungen
gereinigt hatten. Blindgänger im Boden wurden jedoch nicht beseitigt.
Bei Freigabe des Geländes muß noch Munition gesucht werden; die
Wege sind munitionsfrei.
Es wurde natürlich einiges an diesem Tag geredet Auch der in der Bürgerinitiative
rührige Pfarrer meldete sich zu Wort; daß Bläser dann Eine
feste Burg .... bliesen, fand ich mit Blick auf die Demonstration abwegig.
Die Partei des Herrn Bundesverteidigungsministers Scharping - SPD - und
der Bonner Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen waren sich
vor Ort einig: es dürfen keine Bomben auf die Kyritz-Ruppiner Heide
fallen. Die für den Kreis zuständige Bündnis 90/Die Grünen
- Abgeordnete Voss berichtete, daß es ihr trotz aller Bemühungen
nicht gelungen sei, in dem Bonner Koalitionsvertrag die militärische
Nutzung von Wald und Heide zu verhindern. Sie rief die Bürger zum Druck
von unten auf; ohne Druck von unten wären ihre Möglichkeiten,
zu intervernieren, eingeschränkt. Frau Voss ist Mitglied des Petitionsausschusses
des Bundestages. Also, schreibt, Leute !!
Dem Reformationstag gemäß wurden 10 Thesen an eine Holzwand auf
einem kleinen Platz im Wald vor dem Schlagbaum geschlagen. Ich dokumentiere
diese 10 Thesen im Rahmen.
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