Dieter Kersten - November / Dezember 1998    
Bürgerinitiative FREIE HEIDE  
     
 

Thesen gegen einen Bombenabwurfplatz bei Wittstock.
Reformationstag 1998 am Schlagbaum zu Gadow

1. Du sollst nicht töten, auch nicht auf Befehl!
2. Menschen, auch Staaten, können Konflikte ohne Gewalt austragen.
3. Ein Bombenabwurfplatz paßt weder in unsere Landschaft noch in unsere Zeit.
4. Auch ein deutsches Bombodrom
- zerrüttet Alltag und Gesundheit der Anwohner,
- behindert die Entwicklung der Region,
- schreckt Erholungssuchende ab.
5. Deutschland, umzingelt von Freunden und knapp bei Kasse
- soll erst mal die Wunden schließen, die zwei Weltkriege und der Kalte Krieg den Menschen und Landschaften beigebracht haben,
- soll helfen, not zu lindern, abzurüsten und das Erlernen gewaltfreier Methoden zu erleichtern
6. Auch als "Nothelfer" retten Kampfflieger und Raketen die einen und töten die anderen, ob Serben, Albaner oder Bosnier.
7. Das Militär verschwendet weltweit ein Viertel des Treibstoffverbrauchs. Die knappen Rohstoffreserven der Welt lassen sich besser friedlich und durch das Beschreiten ökologischer Pfade sichern.
8. Außenpolitik muß vorausschauend mit diplomatischem und wirtschaftlichem Einfluß Interessen wahren und Konflikte ohne Drohung und Gewalt austragen helfen.
9. Den Kampf für eine FREIe HEIDe wollen wir ohne Gewalt gegen Menschen, ohne Feindbilder und durch das Schaffen ziviler Arbeitsplätze vor Ort gewinnen.
10.Der Erfolg unseres Widerstandes gegen einen Bombenabwurfplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide wird Menschen anderswo zu gewaltfreier Selbstbehauptung ermutigen.

In der Ausgabe Januar 1997 des Kommentar - und Informationsbriefes ließ ich bereits Volker Böge über die Bürgerinitiative FREIe HEIDe berichten. Damals hatte der Artikel die Überschrift FREIe HEIDe - neuer Kristallisationsort der Friedensbewegung? Es geht um den geplanten Bombenabwurfplatz der Bundeswehr bei Wittstock auf dem ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatz. Die Bürgerinitiative hat sich etwa 1991 gebildet und veranstaltet regelmäßig Demonstrationen - Spaziergangdemonstrationen - am Rande eines herrlichen Waldgebietes, das nicht nur für die Berliner ein tolles Naherholungsgebiet sein könnte. Etwa 1995 war Scharping Gast der Bürgerinitiative und verkündete damals, daß die SPD nach einem Bundestagswahlsieg dieses Wald - und Heidegebiet zur zivilen Nutzung freigeben werde. Nun ist Herr Scharping selber Verteidigungsminister geworden. ...
Ich nahm an der 51. Wanderung in Gadow am 31. Oktober 1998, dem Reformationstag, teil. Es waren ungefähr 250 Teilnehmer, jung und alt. Gadow ist ein kleiner Ort, fast inmitten des Sperrgebietes, vorzüglich geeignet als ein Luftkurort. Aber keiner, weder in diesem noch in anderen Orten dieser Gegend hat den Mut, in Fremdenverkehr zu investieren, weil Wald und Heide nur mit Sondergenehmigungen betreten werden können. In Gesprächen stellte sich heraus, daß die russischen Soldaten vor Abzug den Wald von allen oberflächlich vorhandenen militärischen Verschmutzungen gereinigt hatten. Blindgänger im Boden wurden jedoch nicht beseitigt. Bei Freigabe des Geländes muß noch Munition gesucht werden; die Wege sind munitionsfrei.
Es wurde natürlich einiges an diesem Tag geredet Auch der in der Bürgerinitiative rührige Pfarrer meldete sich zu Wort; daß Bläser dann Eine feste Burg .... bliesen, fand ich mit Blick auf die Demonstration abwegig. Die Partei des Herrn Bundesverteidigungsministers Scharping - SPD - und der Bonner Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen waren sich vor Ort einig: es dürfen keine Bomben auf die Kyritz-Ruppiner Heide fallen. Die für den Kreis zuständige Bündnis 90/Die Grünen - Abgeordnete Voss berichtete, daß es ihr trotz aller Bemühungen nicht gelungen sei, in dem Bonner Koalitionsvertrag die militärische Nutzung von Wald und Heide zu verhindern. Sie rief die Bürger zum Druck von unten auf; ohne Druck von unten wären ihre Möglichkeiten, zu intervernieren, eingeschränkt. Frau Voss ist Mitglied des Petitionsausschusses des Bundestages. Also, schreibt, Leute !!
Dem Reformationstag gemäß wurden 10 Thesen an eine Holzwand auf einem kleinen Platz im Wald vor dem Schlagbaum geschlagen. Ich dokumentiere diese 10 Thesen im Rahmen.
 
     
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