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In der Ausgabe
November/Dezember 1998 hatte ich eine mehrseitige Abhandlung mit der gleichen
Überschrift gebracht. Leider war es mir nicht möglich, diese
Ergänzungen noch in der alten Ausgabe abzudrucken.
Durch die Beschäftigung mit den Folgen des Dreißigjährigen
Krieges und des westfälischen Friedens" von 1648 habe ich zusätzliche
Erkenntnisse gewonnen, die meine Abhandlung abrunden:
a) Adenauer hat leider "erfolgreich" unser Volk in den sog.
Kalten Krieg hineinmanövriert, der bis Ende 1989 gedauert hat.
b) Dieser Kalte Krieg hätte zur weitgehenden Auslöschung unseres
Volkes führen können, wenn er in einen heißen Krieg übergegangen
wäre. Die Überlebenden hätten auch nach einem solchen heißen
(begrenzten oder 3. Welt-) Krieg an schweren gesundheitlichen Schäden
zu leiden gehabt, von Schädigungen des Erbgutes durch Strahlenschäden
ganz zu schweigen. Die Bevölkerungsverluste des Dreißigjährigen
Krieges von 10 Millionen Menschen (= 40%) wären prozentual und absolut
bei weitem übertroffen worden.
c) Die tödliche Gefahr, in die Adenauer unser Volk - entgegen seinem
Amtseid, "Schaden von ihm" (dem deutschen Volk) "abzuwenden"
- gebracht hat, wurde von der nationalen Opposition und den Sozialdemokraten
sofort erkannt und nachhaltig bekämpft. Als 1980 das Buch von General
Sir John Hackett "Der 3. Weltkrieg" erschien, hat Wolf Schenke
die darin geschilderte NATO-Strategie mit ihrer mindestens doppelten atomaren
Feuerwalze kreuz und quer durch Deutschland eindringlich dargestellt.
Und nach Aufstellung der Kurzstreckenraketen in den 80er Jahren wurde
es für uns Deutsche immer gefährlicher. Als aufgeregte Bonner
Politiker es nach der NATO-Stabsrahmenübung "Winter-Cimex 89"
wegen der darin eingeplanten atomaren Brandschneise durch Deutschland
mit der Angst zu tun bekamen und den Abzug der Kurzstreckenraketen forderten,
wurde dieses verständliche Begehren von der Britin Thatcher mit der
bissigen Bemerkung kommentiert, wir Deutsche hätten den letzten Krieg
verloren und müßten uns daher an den Gedanken gewöhnen,
daß unser Land im Ernstfall das Schlachtfeld sein werde.
d) Die Gefahr eines atomaren Weltbrandes aufgrund böser Absicht war
zwar gering; aber um so mehr wuchs die Gefahr des Übergangs vom Kalten
Krieg zum heißen 3. Weltkrieg nach der Aufstellung von Kurzstreckenraketen
in Deutschland.
Infolge der kurzen Warnzeiten konnten schon Wildgänse, die in der
Eile als feindliche Atomraketen mißgedeutet wurden, einen Atomkrieg
aus Versehen auslösen. Wie durch ein Wunder ist uns ein solcher Krieg
erspart geblieben.
e) Nachdem der Kalte Krieg glücklicherweise ohne heißen Ausbruch
vorübergegangen ist, sieht es so aus, als ob wir Deutsche auch diesen
Krieg verloren hätten. Finanzielle Lasten werden uns 53 Jahre nach
dem Ende des 2. Weltkriegs aufgebürdet, die in dieser Höhe bei
Abschluß eines Friedensvertrages zu Beginn der 50er Jahre nicht
entstanden wären. Ein solcher Unfug ist natürlich nach dem Verhandlungsfrieden
zum Ende des Dreißigjährigen Krieges von Münster und Osnabrück
(vom 24.10.1648) nicht möglich gewesen. Und wer weiß, ob wir
bei einem frühen Friedensschluß nach dem 2. Weltkrieg nicht
auch eine günstigere Ostgrenze als die heutige Oder-Neiße-Linie
hätten bekommen können. Aufgrund dieser Linie haben wir Deutsche
in zwei Weltkriegen nunmehr 34% des 540.000 qkm großen Reiches von
1871 verloren, wobei das Sudetenland in dieser Rechnung natürlich
nicht enthalten ist, das damals nicht zum Reich gehört hat.
f) Durch seine Weigerung, über die Stalin - Note vom 10.03.1952 und
deren späteren Nachbesserungen zu verhandeln, hat Adenauer die Chance
zu einem frühen Friedensschluß mit Blockfreiheit, Wiedervereinigung
und eventueller Grenzkorrektur vereitelt, welch letztere vom russischen
Hochkommissar Semjonow lt. Spiegel Nr. 24/1983 damals in Aussicht gestellt
worden war. Dabei war Adenauer von der Ernsthaftigkeit der russischen
Angebote überzeugt gewesen.
g) Wie hätte diese Grenzkorrektur 7-8 Jahre nach Kriegsende aussehen
können? Es sei mir erlaubt, darüber nachzudenken:
Besonders umstritten waren auf der Potsdamer Konferenz vom 17.07 bis 02.08.1945
die Gebiete zwischen der Lausitzer Neiße und der weiter südöstlich
gelegenen Glatzer Neiße sowie westlich der Odermündung mit
Stettin und Swinemünde mit insgesamt 3 Millionen Deutschen. Schließlich
konnte dann aber Stalin den Briten und Amerikanern den faulen Kompromiß
aufnötigen, daß bis zur endgültigen Festlegung der Westgrenze
Polens die umstrittenen Gebiete westlich der Odermündung und östlich
der Oder und Lausitzer Neiße unter die Verwaltung des polnischen
Staates kommen sollten. Bei dem Gebiet zwischen der Lausitzer und der
Glatzer Neiße handelt es sich um ein Gebiet von ca. 22.000 qkm,
das in seiner Größe also dem heutigen Sachsen und dem thüringischen
Bezirk Gera in etwa entspricht. Dazu gehört hätte der größte
Teil Niederschlesiens mit den Städten Grünberg, Glogau, Liegnitz,
Lauban, Hirschberg, dem Westteil von Breslau, Schweidnitz, Langenbielau,
dem Glatzer Bergland, dem Eulen- und Riesengebirge. Unter Einbeziehung
von Swinemünde und des Westteils der Odermündung mit dem entsprechenden
Teil von Stettin wäre das evtl. das Gebiet gewesen, über das
die Russen nach Semjonow das letzte Wort noch nicht gesprochen hätten.
Wenn die deutsche Seite den dort inzwischen ansässigen Polen ein
Bleiberecht eingeräumt hätte, wäre die Grenzkorrektur noch
problemloser verlaufen. Das deutsche Bleiberecht ist sehr geschätzt,
wie Hunderttausende von Asylbewerbern inzwischen beweisen. Jedoch sind
solche Grenzkorrekturen infolge Adenauers Verhandlungsblockade ein Traum
geblieben, der heute nicht mehr zu realisieren ist.
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