|
Der Ruf nach Abschaffung
von Bürokratie erschallt mit schöner Regelmäßigkeit
und endet meistens mit der Schaffung einer neuen Behörde. Zuviel Menschen
wollen auf Kosten der wertschaffenden, produktiven Menschen leben. Es lebe
das bürokratische Parasitentum !
Ich hatte mir immer wieder vorgenommen, dieses Behördenunwesen ab und
zu zu karikieren bzw. zu glossieren. Jetzt habe ich in zwei sehr unterschiedlichen
Vorgängen mit Behörden zu tun gehabt, einmal direkt, einmal indirekt.
Beide sind symptomatisch, weil zeitraubend und unproduktiv.
Ich habe einer befreundeten us-amerikanischen Firma ein Darlehen gegeben.
Was ich nicht wußte, ist die Ver-pflichtung des Darlehensgebers, der
Deut-schen Bundesbank - nach Außenwirtschaftsverordnung - bei dieser
Darlehenssumme über eine Kennziffer Auskunft über die Art und
Weise dieses Darlehens zu geben. Die Bank, die die Überweisung tätigte,
hatte keine Ahnung. Die Folge war, daß ich von der Deutschen Bundesbank
einen Wust von Drucksachen bekam, mit einem Begleitschreiben, das von zwei
Menschen unterschrieben ist; noch zusätzlich ist eine Sachbearbeiterin
erwähnt. Die Drucksachen, Merkblätter und der Gesetzesauszug,
bieten keinerlei Hinweise auf den einfachen Vorgang: eines Privatdarlehens
an eine us-amerikanische Firma. Die Hinweise sind immer nur Annäherungen
an den eigentlichen Vorgang, die es der Bürokratie ermöglichen,
weiteren Schriftverkehr zu provozieren, um ihre Daseinberechtigung zu dokumentieren.
Immerhin, es gibt eine Hotline, wie es so schön neudeutsch heißt!
Kostenlos, d.h. der Steuerzahler muß bezahlen. Am Telefon sitzt eine
Dame. die nicht kostenlos arbeitet. Mir wurde dann eine Kennziffer genannt,
die in dem Wust von Drucksachen nicht vorkommt.
Für einen lächerlichen Vorgang sind vier Personen beschäftigt;
die meiste Arbeit habe aber ich, und ich werde nicht für meine Arbeit
für eine von mir nicht akzeptierte Bürokratie entlohnt
Der zweite Vorgang betrifft das Dach meines Hauses und die alten Schindeln,
die leider Asbest enthalten. Der von mir beauftragte Dachdecker, mit diesem
Problemkreis vertraut, stellte nach Recht und Gesetz beim Bauamt des Berliner
Bezirks Wilmersdorf/Charlottenburg einen Antrag auf Abriß und Entsorgung,
und bekam Auflagen, die in dem entsprechenden Gesetz gar nicht vorkommen.
Der Dachdecker machte die Sachbearbeiterin, Frau Wüst, darauf aufmerksam
und bekam die Antwort > Das Gesetz bin ich < und den Nachsatz
> Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, dann erhalten Sie keine
Genehmigung <. Den Hinweis meines Dachdeckers, daß sie, die
Sachbearbeiterin, in einem anderen, aber von der Sache her gleichen Fall
anders entschieden hätte, quittierte sie mit der Bemerkung >
Da muß ich geschlafen haben <. Meine empörte Reaktion
war, wir formulieren eine Dienstaufsichtsbeschwerde und gehen notfalls vor
Gericht. Der Handwerker stoppte mich: er möchte mich gerne noch in
diesem Jahr bedienen und nicht erst nach mehreren Jahren. Es ist bekannt,
daß solcher Art Prozesse vor Berliner Gerichten Jahre dauern können.
In ei-nem anderen Fall hörte ich die Aussage eines Berliner Richters:
> Ich bin unabhängig und kann meine Arbeitszeit selbst bestimmen
<.
Es müßte für ein paar Jahre ein Gesetz ge-ben, das für
jede neugeschaffene Stelle im Öffentlichen Dienst fünf Stellen
eingespart werden. Das sollte dann zu einer Überprüfung von Gesetzen,
Erlassen etc. führen. Vielleicht kann dann der Öffentliche Dienst
auf ein menschliches Maß zurückgeführt werden.
|
|