Dieter Kersten / Juli-August 2004    
Aus einem Protokoll  
     
 

> Von 100 Jugendlichen sind 8 arbeitslos, 7 suchen immer noch eine Lehrstelle, 4 leben von der Sozialhilfe und 17 des vorherigen Ausbildungsjahres sind nach erfolgloser Ausbildungsplatzsuche in berufvorbereitenden Maßnahmen "geparkt". Insgesamt machen 559 903 junge Menschen die Erfahrung, daß unsere Arbeitsgesellschaft keine Verwendung für sie hat (Stand Juli 2003). .... Aber, durch die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe werde keine Lehrstellen geschaffen. Zu diesem Ergebnis kommen wissenschaftliche Untersuchungen. Die Zwangsumlage bringt Schaden statt Nutzen, denn sie verursacht Mehrkosten für die Betriebe, die Ausbildungsbereitschaft geht weiter zurück, die Qualität der Ausbildung wird sinken, weil die Umlage zu mehr außerbetrieblicher Ausbildung führt und das bewährte duale System gefährdet. Vor allem aber kann sie die Zahl und die Qualität der Bewerber nicht verändern. <

Soweit ein Ausschnitt aus einem Protokoll. Über die Qualität der Bewerber, ein ganz entscheidener Faktor der beruflichen Bildung, wird leider nichts ausgesagt. Es fehlt auch die Zahl der Studienabbrecher.

Die Qualität der Bewerber ist eng verbunden mit der Qualität der Schule. Die vergleichende PISA-Studie ist ja nur eine kurzes, grelles Licht auf gesellschaftliche Mißstände.

Erwachsenenbildung, Kinder und Schule haben keinen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Arbeitsplatz, Renten, Einkommen, Reisen, Auto (schon zwei Begriffe mehr) haben einen weitaus höheren Stellenwert in den Köpfen der Mitglieder unserer Gesellschaft. Daß die Gesellschaft die Niveaus von Arbeitsplätzen, Renten, Einkommen, Reisen und Autos ohne Erwachsenenbildung, Kinder und (sehr guten !!!) Schulen nicht halten können, ist bei der ungebildeten fünfzig Jahre alten bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft noch nicht angekommen.

Gehören nicht Bildung und Schule zusammen? Natürlich, aber viele Erwachsene meinen, ihre Ansprüche an das Leben ohne fortwährende, manchmal sogar mühsam zu erreichende und zu erhaltende, Bildung erheben zu können. Das zeigt schon ihre geringe Achtung von und vor Kindern und Schulen. So weiß fast keiner, daß Kinder, wenn sie lernen können und dürfen, einen härteren Arbeitstag als so mancher kinderlose Erwachsener haben.

Viele Erwachsene geben sogar ihre bildungs-und schulfeindliche Haltung an ihre Kinder weiter und wundern sich dann, wenn ihre Kinder Schulversager sind, keine Lehrstelle bekommen und beruflich nicht vorankommen. Diese Kinder sind dann die zukünftigen "Kunden" des Arbeits- und Sozialamtes. Die Spezies Politiker, Frauen und Männer der Verwaltung, insbesondere für Berlin auch Gewerkschaftsfunktionärinnen und - funktionnäre und Lehrerinnen und Lehrer schaffen einen Rahmen für diese Fehlentwicklungen. So verweigern Lehrerinnen und Lehrer in Berlin an mehreren Schulen den Schülern z.B. Arbeitsgemeinschaften, Klassenfahrten und ähnliches mit den Hinweis, daß das eine freiwillige Mehrleistung darstellt, die sie, nachdem der Berliner Senat (Regierung) beschlossen hat, sie, die Lehrer, eine Stunde die Woche mehr zu beschäftigen, nicht mehr zu erbringen brauchen. In meinen Augen ist das ein Verbrechen an den Kindern, das von Gewerkschaftlern und Lehrern begangen wird und für welches es leider im Strafrecht keine Paragraphen gibt, um es zu ahnden. Es ist Teil der herrschenden Kulturlosigkeit und vermutlich erst zu beheben, wenn die Bürger sich mit direkter Demokratie einschalten würden.

Nicht die finnanzielle Sicherheit der Rentner oder der kinderlos lebenden Bürger ist die Zukunft, sondern die Kinder. Wenn eine menschliche Gemeinschaft, ob nun Nation, Volk, Staat oder was auch immer, bestehen will, sie muß zuerst an die Kinder und deren Zukunft denken. Jede Form von gesellschaftlichen Egoismus wird die menschliche Gemeinschaft zerstören.

 
     
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