Die
nachfolgende Seite fand ich im ARGENTINISCHEN TAGEBLATT vom 16. April
d.J.
(dpa) Opulent, geradezu pompös wirkt der Vatikan bei seinen Messen
und Zeremonien. Der Petersdom und andere Basiliken in Rom scheinen vor
Gold überzuquellen, die Schatzkammern sind reich bestückt, die
Kardinäle tragen wertvolle Messgewänder, alles in der Katholischen
Kirche gibt den Anschein von Reichtum und Luxus. Da überrascht es,
daß es im Testament von Papst Johannes Paul II. hieß: "Ich
hinterlasse keinerlei Eigentum, über das verfügt werden müßte."
Die Finanzen des Heiligen Stuhls sind so undurchsichtig, daß keiner
außerhalb der Vatikanmauern weiß, über wie viel Geld
ein Pontifex heute wirklich waltet. Fragt man etwa nach dem Gehalt eines
Kardinals, herrscht Schweigen. Selbst kirchliche Einrichtungen erklären
auf Anfrage: "Da muß ich mich erst einmal umhören."
Jedes Jahr im Sommer, wenn sich die Hitze klebrig über die Ewige
Stadt senkt, veröffentlicht der kleinste Staat der Welt seine Bilanzen.
Was der Präsident der vatikanischen Wirtschaftspräfektur, Sergio
Sebastiani, dabei der Öffentlichkeit vorlegt, hat aber mit transparenten
Geschäftsberichten nur wenig zu tun - und wirkt erstaunlich mickrig.
Ist der Heilige Stuhl tatsächlich so arm, wie er vorgibt?
Glaubt man den Angaben des vergangenen Jahres, dann standen 2003 den
Ausgaben von € 213 Mio. lediglich Einnahmen von € 203,6 Mio.
gegenüber. Sebastian! versuchte das seinen erstaunten Zuhörern
mit einer Metapher zu erklären: "Erinnern Sie sich an den Traum
desPharao aus dem Alten Testament? Den mit den sieben fetten Kühen
und den sieben mageren Kühen?" Wie im biblischen Gleichnis stehen
demnach auch dem Vatikan nach sieben fetten Jahren sieben magere Jahre
bevor. Bis 2001 hatte das Zentrum der Christenheit immerhin noch Gewinne
von über E 30 Mio. verzeichnet.
Die hohen Würdenträger nehmen das Bilanzloch jedoch mit einem
gelassenen Lächeln hin: Schließlich werden die Verluste problemlos
durch das Vermögen des Vatikans gedeckt. Wie hoch dieses Vermögen
allerdings ist, darüber gehen die Expertenmeinungen auseinander.
Irgendwo zwischen einer und € 12 Mrd. soll es liegen - inklusive
Wertpapieren, Goldreserven, Immobilien und Kunstschätzen. Letztere
sind dabei sowieso nicht bezifferbar: Die prächtigen Kunstschätze
der Katholischen Kirche, so sagte schon Papst Johannes Paul II., "sind
unverkäuflich, sie gehören allen Menschen".
Die Kassen des Heiligen Stuhls speisen sich traditionell vor allem aus
Spenden und Zuschüssen, Mieteinnahmen, Verpachtungen, dem Verkauf
von Briefmarken und Münzen sowie Finanztransaktionen. Und dann ist
da noch der so genannte Peterspfennig: Diese von Katholiken aus der ganzen
Welt freiwillig geleistete Abgabe wuchs im Jahr 2003 auf US$ 55,8 Mio.
an und ist dazu gedacht, die karitative Arbeit des Papstes zu unterstützen.
Insider spekulieren allerdings, daß der Obolus über Jahre hinweg
zur Deckung der Defizite in der Verwaltungsrechnung genutzt wurde.
Noch unklarer sind die Geschäfte des "Istituto per le Opere
Religiose" (IOR). Dieses 1942 von Papst Pius XII. gegründete
Institut für religiöse Werke gilt als die eigentliche Vatikanbank,
legt aber traditionell weder Bilanzen noch Rechenschaftsberichte vor.
Eigentümer der Bank ist der Pontifex, der auch die Gewinne für
sich beansprucht. Mehr als einmal waren unsaubere Finanzgeschäfte
des IOR in der Vergangenheit in die Schlagzeilen geraten. Von Geldwäsche,
Betrügerei, gar Mafia war die Rede.
Viele Italiener erinnern sich noch an Roberte Calvi, den Direktor der
Mailänder Banco Ambrosiano, der wegen seiner engen Beziehungen zum
Heiligen Stuhl auch "Bankier Gottes" genannt wurde. Nach dem
betrügerischen Konkurs des Geldinstituts verließ Calvi fluchtartig
Italien - und wurde am 17. Juni 1982 erhängt unter der "Brücke
der schwarzen Brüder" in London gefunden. "Wenn mir etwas
zustößt, muß der Papst zurücktreten", soll
er noch kurz vor seinem Tod gesagt haben.
Im Zuge der Ermittlungen mußte auch US-Kardinal Paul Casimir Marcinkus,
damaliger Chef des IOR, zurücktreten. Bis heute liegen die Hintergründe
zum Tod Calvis im Dunkeln. Und dann ist da noch dieses andere Gerücht,
das sich seit Jahrzehnten hält: Viele glauben, daß Papst Johannes
Paul I. nach nur 33 Tagen Amtszeit ermordet wurde - weil er die Hintergründe
von düsteren Geschäften der Vatikanbank aufdecken wollte.
(D.K.) Das Buch von David A. Yallop > Im Namen Gottes? Der
mysteriöse Tod des 33- Tage - Papstes Johannes Paul I. Tatsachen
und Hintergründe < hatte ich schon vor Jahren in meiner Buchliste
angeboten und ich habe es nunmehr wieder aufgenommen. Ich bitte um Beachtung! |