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Allerlei
und "aller-wen" gab es bei der CDU-Medianight (vgl. NP Juni
2005) in der Tat zu beobachten. Neben der schieren Anzahl der Anwesenden
- mit fast 2500 Gästen mehr als doppelt so viele wie erwartet - waren
es vor allem die schon in anderen Presseorganen konstatierten "Kratzfüße"
von Medienschaffenden gegenüber den möglicherweise demnächst
Regierenden, die auffielen. Es gehört sich nicht, hier Namen zu nennen,
aber auch Medienschaffende und Journalisten, die bisher in ihrer Arbeit
nicht unbedingt durch besondere CDU-Nähe aufgefallen waren, suchten
(und fanden) erkennbar das plauschige Gespräch mit den Medienlustobjekten
einer neuen Zeit - wenn sie denn dann kommen sollte.
Nicht zu diesen Hype-Haien gehörte offensichtlich
Star-DJ Paul van Dyk, der im Rahmen des Musikpanels "Von der Musikwirtschaft
zur Kreativwirtschaft" als Diskutant auftrat. Paul van Dyk ist Auftritte
in Clubs und Hallen in großer Hitze gewohnt, aber die ca. 40 Grad
im total überfüllten Veranstaltungsraum dürften auch für
ihn eine neue Erfahrung gewesen sein. Außer einer pflichtschuldigen
Bemerkung gegenüber den Gastgebern ("Es müssen in der Musikwirtschaft
Reformen durchgeführt werden, wie in vielen anderen Bereichen unseres
Landes auch.") betonte van Dyk vor allem, daß es auch in Zukunft
kreativ tätige Musiker geben werde und geben müsse als Kontrast
gegenüber "irgendwelchem Rumgepiepse". Das konnte man als
Spitze verstehen gegen die anwesenden Vertreterinnen (!) der Klingeltonindustrie,
einer Branche, die es vor fünf Jahren noch nicht einmal in Ansätzen
gegeben hatte und die vehement von den Damen verteidigt wurde. Mit Paul
van Dyk sprach ein Vollblutmusiker einerseits, die Industrie saß
am andern Ende des Tisches.
Aber auch der DJ hat natürlich seine Verwertungsmaschinerie,
und nach Ende des Panels wurde deutlich, wer das bei ihm ist: seine Frau
Natascha. Auch sie ist dem Schreiber dieser Zeilen schon einmal vor einigen
Jahren begegnet; dieser Aspekt war in jener Nacht nicht so deutlich erkennbar
gewesen. Doch während van Dyk sich nach dem Panel noch in Gespräche
verwickeln ließ, die sein künstlerisches Schaffen als solches
betrafen, sammelte seine Frau die Geschäftskarten ein und teilte
aus. Und während die Augen des DJs wie die eines großen kleinen
Jungen schon während des Panels unablässig und neugierig den
Raum und die anwesenden Menschen musterte - vermutlich eine ihm fremdartige
Umgebung - gab es ständig absichernde Blickkontakte zwischen ihm
und seiner Frau. Ja, bekannt war dem Schreiber dieser Zeilen schon, daß
sie einander zugetan sind, aber daß hier in aller Deutlichkeit auch
die alte Weisheit gilt "Hinter vielen großen Männern steht
eine starke Frau.", das war ihm doch neu.
Und während Paul van Dyk dann schließlich
in dem leeren Raum meinte, er glaube, sie (er und seine Entourage, d.
A.) müßten jetzt mal langsam verschwinden, sonst würden
sie noch rausgeschmissen (dem wäre natürlich nicht so gewesen,
Paule - siehe oben), gab es unten im Auditorium den Einzug der Gladiatorin
zu bewundern. Hinter einem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau?
Hier formte sich die Frage, wie das denn gilt bei Angela Merkel. Eine
Frau zog ein, duftig-feminin frisiert im jetzt schon berühmt gewordenen
apricot-farbenen Kostümjäckchen und die sitzenden anwesenden
Medienmenschen erhoben sich für eine standing ovation und Dauerapplaus.
Sie tanzte nicht und sie sagte (fast) nichts und sie wurde trotzdem umjubelt.
Der römische Feldherr Caesar nannte so etwas "Ich kam, sah,
und siegte." Wohlgemerkt: dies war kein CDU-Parteitag und die Mehrzahl
der Gäste gehörten zur üblicherweise kritischen Medienbranche.
Doch wohl unabhängig davon, wie man sie politisch beurteilt: Angela
Merkel ist eine Frau, die sich in ihrem Bereich gegen feindliche Männer
durchgesetzt hat. Erklärt das eine gewisse Faszination, die sie anscheinend
auf manche ausübt? Ihre plötzliche äußerliche Hinwendung
zum Weiblichen, nachdem sie jahrelang sozusagen als "männlich
getarnte Frau", als häßliches Entlein, die Gegenriege
ihrer vielen stolzen und eitlen männlichen Schwäne geschickt
unterlaufen hat? Fakt ist, daß die Medien erstens immer einen Star
brauchen, der auch optisch etwas hergibt und den sie zum "Liebling"
küren können, ihn damit letztendlich erst zum Star "machen".
Fakt ist auch, daß hinter dem "Star" immer eine kleine
Armee von Beratern, Visagisten, Trainern usw. stehen. Und so wie zunächst
"Brioni-Schröder" (schon vergessen?) der Lieblingsstar
gegen den "dicken alten verbrauchten Kohl" wurde, so ist es
jetzt das "neue Weibchen" Angela Merkel, die erkennbar bei Interviews
besser ausgeleuchtet wird, während dem Publikum bei Schröder
nun vorwiegend die Hartz IV - Falten präsentiert werden. Doch erinnern
wir uns: auch Margaret Thatcher legte allergrößten Wert auf
ihren täglichen Friseurbesuch und gepflegtdamenhaftes Äußeres.
Margot Honecker ließ sich regelmäßig nach Paris zu ihrem
Stamm-Coiffeur fliegen. Ein gepflegtes weibliches, sogar vielleicht wieder
etwas mädchenhaftes, Erscheinungsbild kann also sehr wohl für
eine harte "Politik der Grausamkeiten" stehen, sie verdecken.
Mit einer Sparist-geil-Kurzhaartopffrisur gewinnt eine Frau in unserem
medienbestimmten politischen System keine Wahlen. Und das wirft uns zur
Ausgangsfrage zurück, Deutschland - der Mann hinter Angela Merkel,
wortwörtlich. Ganz ernsthaft: heißt er etwa Udo Walz?
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