|
Es
ist nicht mein Geschäft, mir Sorgen über das parteiistische
System und ihre Führer/Vertreter zu machen. Oder doch? Noch bestimmen
die Parteien und die hinter ihnen stehenden Kräfte/Mächte das
Schicksal des Volkes. Das Volk hat keine Chance, sein politisches/soziales
Schicksal wenigstens mitzubestimmen. Meine Vorstellungen, die auf Artur
Mahraun zurückgehen, das Wahlvolk in Nachbarschaften von ca. 500
Wahlberechtigten aufzuteilen, um erst einmal Aussprache-Räume (Auge
in Auge) zu schaffen, ist weit von der Verwirklichung entfernt.
In der Wochenzeitschrift FREITAG vom 30. September schreibt
Wolfgang Lieb unter der Überschrift > Hörnerschlagen - Große
Koalition - Stellungskampf um die Agenda Plus < u.a.: > Wir erleben
eine Groteske sondergleichen: Gerhard Schröder verspielte mit der
Agenda 2010 und seiner sozial unausgewogenen "Reform"- Politik
Wahl für Wahl das Vertrauen in die SPD und entzog sich, als er keinen
anderen Ausweg mehr sah, Kritikern aus den eigenen Reihen durch den Neuwahl-Coup.
Während der Wahlkampagne übernahm er dann rhetorisch die Argumente
seiner Kritiker von links und projizierte die soziale Ungerechtigkeit
auf Union, Kirchhof und FDP. Mit dieser Taktik gewann er einen Teil des
verlorenen Vertrauens zurück, feierte das als sagenhaften Triumph
seiner Person und sah darin eine Art Vollmacht, um mit dem noch einmal
zugestandenen Vertrauenskredit weiter zocken zu können. Es ist ein
Trauerspiel, wie ihm die SPD-Führung diesen Vorschuß der Wähler
auf eine sozialere Republik als Spielgeld zur freien Verfügung überläßt.
Der Wahnsinn hat allerdings wieder einmal Methode: Die Agenda-Verfechter
in Partei und Fraktion blockieren, indem sie ihren Kanzler wie eine Monstranz
vor sich hertragen, erneut jedes Nachdenken über eines der schlechtesten
Wahlergebnisse der Sozialdemokratie seit langem. Sie nutzen Schröder
- Wahlkampfversprechen hin oder her - als Faustpfand für eine "konsequente
Fortsetzung" seiner Agenda-Politik gegen alle Aufweichungstendenzen.
Der SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler ließ in der ihm eigenen Betonköpfigkeit
die Katze aus dem Sack, als er ... fragte: Wer außer Schröder
solle denn "die Politik einer Großen Koalition im SPD-Parteivorstand
erfolgreich durchfechten?" Im Klartext: Nach dem Bruch der Wahlversprechen
von 1998 und 2002 soll die SPD auch künftig nach Schröders Melodie
tanzen und der Wähler ein drittes Mal vorgeführt werden. Bei
der Union läuft der Hase nicht viel anders: Zwar gibt es durchaus
- etwa vom Arbeitnehmerflügel in Gestalt des nordrhein-westfälischen
Arbeitsministers Laumann ("Die Partei war zu wenig für die Arbeitnehmer
da") oder des CSU-Politikers Seehofer ("Eine Volkspartei muß
immer wirtschaftskompetent und sozialkompetent sein") - Kritik am
Kurs der "emotionalen" Kälte der Merkel und Merz. Über
die Gründe für das miserable Abschneiden der Union soll - so
Christan Wulff - "aber erst nach einer Regierungsbildung zu reden
sein". Auch bei der Union sorgen die Verfechter der "Agenda
im Quadrat" durch ihr Festhalten an Merkel dafür, daß
jede soziale Kurskorrektur unterbleibt. <
Wirtschaftskompetent? Sozialkompetent? Demokratiekompetent?
Wir wissen nicht, was hinter den Kulissen passiert. Welchen
vermeintlich erpresserischen Druck Wirtschaftsverbände und andere
Lobbyisten ausüben. Solche Methoden gehen immer am Volk vorbei und
auch gegen das Volk, solange es nicht informiert und in die Lage versetzt
wird, die Informationen zu besprechen. Es ist eine Lüge machtgeiler
und kriminell bestimmter Politiker und Manager, zu meinen, daß das
Volk nicht in der Lage ist, selbstbestimmend tätig zu sein.
Sicher, solange die Bildung und die Aufklärung in
einem Staat keine Priorität hat - wie eben in dieser Bundesrepublik
Deutschland - entzieht man dem Volk die Fähigkeit des Urteils. Das
wissen Merkel, Stoiber, Schröder und Co. Deshalb wird Schule und
Ausbildung in der "Großen Koalition" einen gelegentlich
rhetorisch hohen, in der rauen Wirklichkeit aber einen extrem niedrigen
Stellenwert haben.
Um so bedauerlicher ist es, daß es solchen Organisationen,
wie Mehr Demokratie, an Demokratiekompetenz fehlt: >
Sehr geehrter Herr Kersten, ich wollte Ihnen mitteilen, daß wir
zunächst keine Fragen mehr von Ihnen auf unserer Seite freischalten
werden, da Sie es mit der Anzahl Ihrer Fragen leider etwas übertreiben.<.
Das ist der erste Satz aus der Email von kandidatenwatch.de, die ich in
der Oktober-Ausgabe auf Seite vier veröffentlichte. Nun habe ich
mit Hilfe des Berliner Repräsentanten von Mehr Demokratie
e.V., Herrn Wilhelmi, Antwort bekommen: > Sehr geehrter Herr
Kersten, die Moderation von kandidatenwatch.de entwickelte sich im laufenden
Betrieb fort. D. h. wir mussten den Moderationscodex aufgrund veränderter
Anforderungen weiterentwickeln. Von Anfang an sollte der Zugriff in erster
Linie einem Wahlkreis vorbehalten sein, aber es waren noch keine Höchstgrenzen
für die Anzahl der Fragen gesetzt worden. Die späteren Beschränkungen
hatten 2 Gründe: Die Moderatoren sollten das Frage- und Antwortaufkommen
bewältigen können und die KandidatInnen auch. Als Richtwert
für die Anzahl der Fragen wurde 1ne Frage pro Wahlkreiskandidat eingeführt.
Unsere Überprüfungsmöglichkeit war lediglich die Anzahl
der Fragen die ein Fragesteller an einen Kandidaten schon gestellt hatte
und wann. Selbstverständlich sollten insgesamt mehrere Fragen gestellt
werden dürfen, jedoch nicht direkt hintereinander, wie schon oben
erwähnt, um die Akzeptanz der Kandidierenden nicht zu verlieren.
Mit Fragenkatalogen an alle Kandidierenden macht es sich der Fragesteller
leicht, aber er ignoriert die Fragen der anderen und die Antworten darauf.
Insgesamt haben wir es uns nicht leicht gemacht und prinzipiell alle Fragen
und Antworten (insg. über 20000) gelesen und so wenig wie möglich
moderiert. Auch Herr Herrmann hat keineswegs selbstherrlich moderiert.
In der Regel wurden Moderationen in der Gruppe besprochen. Und es wurden
ja auch nicht alle bis auf eine Frage moderiert sondern 3 bzw. 4 Fragen
durchgelassen. Wären die moderierten Fragen später noch einmal
gestellt worden, wären sie auch freigeschaltet worden. Ich hoffe
ich konnte etwas Verständnis für unser Moderationsverhalten
wecken und verbleibe mit freundlichem Gruß Ulf Herder, Mehr Demokratie
e.V. Landesverband Hamburg, Mittelweg 11-12
20148 Hamburg tel: 040-317 69 10 0
fax: 040-317 69 10 28 <
Ich wollte Ihnen mitteilen, lieber Leserin, lieber
Leser, daß ich an Stil und Schreibweise nichts verändert habe.
Inhaltlich ist die Antwort systemimmanent, soll heißen, daß
sie in dem Stil abgefaßt wurde, in dem Behörden und Parteien
aufmüpfige Bürger abfertigen. Merken sollten Sie sich dabei,
daß Zensur nunmehr Moderation heißt. Es scheint mir ganz sicher
zu sein, daß die Macher von kandidatenwatch.de die Parteien-Vertreter
schützen wollten.
Dennoch denke ich, daß die Idee von kandidatenwatch.de
gut ist, und daß sie weiter verfolgt werden sollte. Ein klares,
basisdemokratisch abgestimmtes Regelwerk, welches den Redakteuren keine
Chance zur Manipulation gibt, ist notwendig. Dieses Regelwerk ist auf
der Hauptseite der Webseite zu veröffentlichen. Die Freiheit der
Macher hört da auf, wo die Freiheit des nutzenden Bürgers anfängt.
Wenn das so gehandhabt wird, könnte Mehr
Demokratie tatsächlich zu einem Kontrastprogramm in der
politischen Landschaft der BRD werden.
Die Nachbarschaften, um auf den ersten Absatz dieses
Beitrages zurückzukommen, sollen natürlich mehr als nur Gesprächskreise
sein. Sie sollen mitbestimmen, Bürokratie und Parteien kontrollieren,
wirklich Verantwortung wahrnehmen, ohne Bevormundungen. Die Parteienvertreter
können sich über diese Entlastung freuen, da sie Zeit finden
werden, politisch kreativ tätig zu werden. Das Gerangel um die Macht
um jeden Preis fällt weg, die Lobbyisten werden arbeitslos.
Es wird nicht mehr heißen, jeder gegen jeden, sondern
der Gemeinschaftswille wird herrschen. |
|