Martin Rust - Mai 2006    
 
Theorie einer „neuen Gründerzeit“
in Deutschland ?
 
     
 

Wahrscheinlich haben Sie, liebe Leser, noch nie etwas von der Retro-Emotiven Therapie (RET) gehört. Macht nichts; so ging es dem Autor bis vor kurzem auch, bis er ein Buch darüber in die Hände bekam. RET ist ein Weg, mit dem Ängste, Frustrationen, Ärger und Depressionen bekämpft werden sollen, die „deutschen Krankheiten“ unserer Tage also. RET leitet sich von drei Kernfragen ab, die z. B. in oder vor Eintritt einer angstbehafteten Situation immer wieder gestellt werden sollen:

1. Sind meine Ängste logisch?

2. Basieren meine Ängste auf realistischen Grundannahmen?

3. Sind meine Reaktionen hilfreich zur Lösung meines Problems?


Beantworte ich alle Fragen mit „nein“, kann meine Handlungsweise nur irrational sein und die Probleme nur verschärfen und verschlimmern. Bei RET geht es folglich darum, Handlungsstrategien möglichst ausschließlich nach streng logischen Vorgaben auszurichten. Innere Erforschung, innere Selbstkenntnis ist notwendig, aber eines gilt es in Erinnerung zu behalten: Gefühl und tradiertes kulturelles Bewußtsein sind keine Kategorien reiner Logik.

Gleichfalls dieser Tage las der Autor den Ländereintrag zu „Germany, Federal Republic of“ in der aktuellen Ausgabe des Times Atlas of the World.. Dort findet der Leser nach Angaben zu Fläche, Währung und Einwohnerzahl unter der Rubrik „Languages“ die Angabe „German, Turkish“. Bevor es nun zu einem inneren Sturm der Entrüstung kommt, versuchen wir doch einmal gemeinsam, ein wenig RET anzuwenden

1. Sind Ängste, Frustrationen etc. anläßlich dieses Eintrags logisch? Logisch wären sie nach RET-Methode, wenn tatsächlich von der reinen Tatsache, daß in Deutschland an vielen Orten und von vielen Menschen (etwa 4% der Wohnbevölkerung) Türkisch gesprochen würde, z. B. eine immanente Gefahr ausgehen würde. Das ist selbstverständlich nicht der Fall; also braucht man sich darüber weiter auch nicht aufzuregen.

2. Basieren die Ängste etc. auf realistischen Grundannahmen, so etwa z B. daß derzeit von allen oder auch nur von einer überwältigenden Mehrzahl der gegenwärtig türkisch sprechenden Menschen in Deutschland eine Gefahr ausgeht bzw. ausgehen könnte? Auch hier lautet die Antwort offensichtlich „nein“.

3. Ist die Reaktion auf den Eintrag im Atlas hilfreich zur Lösung meines Problems mit bzw. zur Veränderung der Tatsachen? Ebenfalls nicht. Es folgt also daraus, daß der Eintrag im Times Atlas ganz klar seine Berechtigung hat, weil er nämlich eine existierende Tatsache beschreibt und jeder Ärger darüber vollkommen unlogisch ist und zu irrationalen Handlungsweisen führt.


Vor dem Hintergrund des aktuellen Beispiels der Berlin-Neuköllner Rütli-Schule, aber vor allem der demographischen Entwicklung in Deutschland versuchen wir doch einmal, eine streng logischen Integrations- und Sozialpolitik zu skizzieren, die vor allem zwei Problemlösungen für folgende Fragen enthält

1. Wie verhindern wir schnellstmöglich, daß es in Deutschland zu großen Ghettobildungen à la USA und in der Folge zu Straßenkämpfen mit aufständischen Einwandererjugendlichen muslimischer Herkunft wie in Frankreich kommt (und damit im Zusammenhang: warum gibt es solche Barrikadenkämpfe eigentlich nicht in den USA?).?

2. Was ist unter dieser Prämisse der beste Weg für die weitere ökonomische und weltpolitische Stärkung des deutschen Staatsverbandes im Zeitalter der Globalisierung, des Aufstiegs Chinas usw.?


In Bezug auf die in Deutschland lebenden Menschen gehen wir also von folgenden Tatsachen aus: Eine qualifizierte Minderheit der Gesamtbevölkerung ist türkisch und die junge dritte Generation ist mehrheitlich völlig ungebildet. In unseren Berufsbildungs- und Berufsstrukturen sind sie nicht vermittelbar. Sie zeigen ein hohes Aggressions- und Aktivitätspotential und ist im Vergleich zu gleichaltrigen Deutschen traditions- und familienbewußt und bei extremem subjektivem Selbstwertgefühl objektiv in den derzeitigen Gesellschaftsmechanismen chancenlos und für Sozialhilfekarrieren bestimmt. Zumindest gefühlt ist diese Situation einer zunehmenden Anzahl von Mitgliedern dieser Gruppe auch bewußt. Auf ihre Art sind sie aber bereit, sich mit der Welt auseinander zu setzen wie sie sich ihnen bietet, dabei durchaus rücksichtslos und ohne Verlustängste.

Demgegenüber steht eine Gesellschaft, die nach übereinstimmender Meinung vieler in- und ausländischer Beobachter, sogar in der Einschätzung der eigenen Regierung überaltert, übersättigt, verwöhnt, bequem, in der jungen Generation halb- bis ungebildet und in den mittleren und jüngeren Jahrgängen von weitgehender Wert- und Orientierungslosigkeit geprägt ist. Dabei zeigen alle diese Eigenschaften derzeit (noch) zunehmende Tendenz, und die Bemühungen der jetzigen Regierung können dahingehend zusammengefasst werden, hier langsam, sehr langsam, Änderungen einzuleiten. Ob und in welchem Zeitrahmen diese Bestrebungen jemals von Erfolg gekrönt sein werden, läßt sich überhaupt nicht absehen. Insoweit (halb-)öffentlich Zeitvorstellungen genannt werden, handelt es sich immer um mindestens 25-30 Jahre, also eine ganze Generation. Dazu wird jetzt das Migrantenproblem allmählich spürbar. Es fehlt der Gesellschaft als ganzes, so wird geklagt, so sehr die innere Dynamik, daß sogar schon ein Besserungseffekt von einem guten Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft erhofft wird. Ein bißchen mehr Dynamik durch Ballack & Co, bitte, bitte!

Gehen wir das Problem an, wie unter Einsatz der oben kennen gelernten Logik fast explosionsartig in unserer Gesellschaft eine politisch und wirtschaftliche Dynamik freigesetzt werden könnte, die ihresgleichen suchen würde. Denn theoretisch ist das Potential in der vorhandenen Gesamtwohnbevölkerung perspektivisch tatsächlich vorhanden. Mit dem folgenden sagt der Autor nicht, daß er diese Lösungen empfiehlt, doch bittet der Autor den geneigten Leser, einmal die Konsequenzen aller Maßnahmen und seine eigenen Reaktionen darauf nach den Vorgaben der RET zu durchdenken:

1. Alsbaldige Einbürgerung aller zu einem Stichdatum sich länger als fünf Jahre im Land befindlicher und legal gemeldeter „Ausländer“, auf eigenen Antrag, aber ohne Doppelstaatsbürgerschaft, und mit allen Rechten und Pflichten, danach Einwanderungsgesetzgebung nach amerikanischem oder australischem Vorbild einschließlich eines obligatorischen umfangreichen Einbürgerungstests bei Neueinbürgerungen und Deutsch selbstverständlich als einzige Sprache in Behörden, Schulen etc.

2. Gleichstellung des Islam mit den christlichen Kirchen, aber sofortige Abschaffung und Verbot der Koranschulen; deutscher Islamunterricht.

3. Abschaffung des staatlichen dualen Ausbildungssystems einschließlich des Meisterzwangs, für alle unter 30.

4. Abschaffung aller Formalabschlüsse als gesetzlich zwingende Voraussetzung in den meisten Bereichen, um eine Tätigkeit aufnehmen zu können. Warum sollte z.B. ein Italiener, der es sich zutraut, nicht Italienisch lehren dürfen. Ob er freilich auf Dauer am Markt Kunden findet, bleibt seine Sache bzw. seiner Eigeninitiative bezüglich Diplome, Fortbildung etc. vorbehalten. Damit wird aber die Ideen und Fähigkeiten auch der bisher „durch den Rost“ gefallenen Unbeschulbaren die Tür geöffnet und ihren Kindern werden reale gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet.

5. Ab einem Stichdatum Abschaffung aller Sozialleistungen bis auf ein Existenzminimum für alle unter 25-jährigen.

6. Ab einem Stichdatum Abschaffung aller Sozialleistungen bis auf ein Existenzminimum für alle unter 30-jährigen, die ohne gesundheitliche o.ä. Zwänge unverheiratet und / oder kinderlos bleiben.

7. Abtreibung nur bei medizinischer Indikation und nach Vergewaltigung (bei derzeit 130.000 Abtreibungen pro Jahr! Können wir uns das gesamtgesellschaftlich noch leisten?).

8. Flächendeckendes Netz von Kindergärten, Kitas usw., täglich von 6-21 Uhr.

9. Nach Stichdatum Abschaffung des Kündigungsschutzes für alle unter 30-jährigen.


Klar ist: Mit diesem provokativem Themenkatalog kann Sabine Christiansen schnell ihre Sendungen der kommenden dreißig Jahre füllen. Doch sind diese Thesen reine Zukunftsliteratur? Denn klar ist ebenfalls: Durch eine solche radikales phasing out (Auslaufenlassen) bestimmter bisheriger „heiliger Kühe“ könnte im jüngeren Drittel der Gesellschaft eine gesellschaftspolitische und ökonomische Entwicklung eingeleitet werden, die vergleichbar mit der der USA wäre. Denn eines übersehen europäische Betrachter der USA gerne und mit aller Konsequenz: Nirgendwo sonst im atlantischen Kulturkreis wurde die Maxime Lenins „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht (gut) essen“ mit größerer Konsequenz um und durchgesetzt als in der amerikanischen individualistischen „Arbeitsgesellschaft“, während die europäischen kollektivistisch gesonnenen „Denkgesellschaften“ seit Jahrhunderten über die Mühsal der Arbeit räsonieren. Sicherlich ist es richtig, daß ein großer Teil der US-Amerikaner es niemals zu Reichtum schafft, möglicherweise sogar in der Armut verharrt. Aber warum gibt es dort keine Aufstände, warum sind dort Gewerkschaften traditionellerweise so schwach? Es ist der Glaube daran, daß ein jeder sich aus seiner mißlichen Lage befreien könne. Auch wenn das am Ende für 90% nicht zutrifft, gibt es immer wieder in absoluten Zahlen eine Menge Individuen, denen genau das gelingt. Und der Staat setzt da kaum formal-administrative Hindernisse wie hier zu Lande. Es ist das „Prinzip Hoffnung“, welches verhindert, daß ein großer Teil der US-Gesellschaft auf die Barrikaden geht. Es ist dasselbe Prinzip, welches die Menschen in Deutschland Lotto spielen läßt. Und es wäre die Einführung dieses Prinzips für gebürtige und naturalisierte Deutsche, welches nach Logik und Erfahrung die meisten Angehörigen der heute hier lebenden jungen Generation unter ökonomischem Druck und Zwang zu wundersamen Leistungen bringen könnte. Freilich hätte das einen in vielfacher Weise zu entrichtenden Preis – darüber muß man sich im klaren sein – doch binnen wesentlich weniger Zeit als der veranschlagten dreißig Jahre hätten sich die meisten der eingangs genannten Probleme in Deutschland wahrscheinlich erledigt.

So weit, so gut die ersten Ergebnisse eines Brainstorming bezüglich bestimmter Probleme nach der Methode der RET. Noch einmal: Diese Zeilen sind nicht gemeint als Vorschlag, alle diese Dinge wirklich umzusetzen bzw. als umsetzbar zu bezeichnen oder auch nur für den Autor persönlich wünschenswert darzustellen. Sie sind lediglich das Ergebnis eines logischen Durchdenkens bestimmter Probleme, welches zum weiteren Nachdenken anregen soll. Andererseits: In Ansätzen wird manches davon gerade begonnen, und manche Ideen in so mancher parteipolitischen Schublade gehen durchaus in hier aufgezeigte Richtungen. Auch das sollte man wissen. Europapolitische Dimensionen wurden mit Absicht hier ausgeblendet; klar ist allerdings, daß viele Aspekte solch zukünftig möglicher Entwicklungen nach dem derzeitigen Stand nur dann verwirklichen lassen würden, wenn Deutschland oder EU-Europa mit dem Rücken zur Wand stünden. Aber wir kommen dem ja näher. Bereits um 2008 herum wird Deutschland nicht mehr die formalen Kriterien einer Mitgliedschaft in der Gruppe der G-8 erfüllen; China, Indien und vielleicht auch Brasilien aber schon. Deutschland ist nach weltweiter Einschätzung derzeit eine absteigende Macht. Was tut dieses Land, wenn das mit voller Wucht spürbar wird? Wie wird die Gesellschaft reagieren? Sie wird das hier vorhandene Arbeitspotential aller ihrer Teile soweit wie möglich zu nützen versuchen. Es darf nicht weiter alles hochtechnisiert wegrationalisiert werden; darüber sind sich Wirtschaftsexperten einig. Vonnöten scheint eine integrierte Arbeits-, Sozial-, Migrations- und Bildungspolitik, wenn Deutschland seine Position in der Welt behalten und ausbauen will. Science Fiction? Wer hätte denn schon 1996 die gesellschaftliche Lage von heute, nur zehn Jahre später, als Realität erwartet?

 
     
  Diesen Artikel als PDF-Datei herunterladen Download  
     
  Alle Artikel liegen als PDF - Datei zum herunterladen vor. Um PDF - Dateien zu lesen, benötigen Sie den "Acrobat Reader". Falls das Programm nicht auf Ihrem PC installiert ist, können Sie es sich hier kostenfrei herunterladen. Hompage_Acrobat