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Glosse
ist laut Etymologischen Wörterbuch von Kluge ein > prägnanter
schriftlicher Kommentar, Randbemerkung <. Darf man über
einen deutschen Professor eine Glosse schreiben? Natürlich, man darf,
und auch mit Spott.
Die Herkunft des Wortes Spott ist laut dem gleichen Wörterbuch
unklar. Es stammt aus dem Mittelhochdeutschen und ist seit dem 8. Jahrhundert
gebräuchlich.
Ein Professor war in der Antike der Titel der Grammatiker
und Lektoren, im Mittelalter (ab 16. Jahrhundert) gebräuchlicher
Titel von Hochschullehrern. Das Wort wird aus dem Lateinischen abgeleitet
und mit > laut und öffentlich erklären
< und gar mit > bekennen, gestehen, an den
Tag legen, kundtun < in Verbindung gebracht.
Am 7. März d.J. erhielt ich folgenden Brief:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Im Namen von Herrn Professor Dr. Eykmann danke ich Ihnen für die
Übersendung Ihres Kommentar- und Informationsbriefes. Bei dieser
Gelegenheit ist mir aufgefallen, daß die Adressierung nicht korrekt
ist. Bitte fügen Sie der Anschrift von Herrn Eykmann den Professoren-Titel
hinzu.
Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen!
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Christa Moritz
Kein Witz, liebe Leserin, lieber Leser. Der fehlende Professoren-Titel
führt zu einer unkorrekten Adressierung.
Laut Briefkopf, mit dem Bayrischen Wappen verziert, ist Herr
Professor Dr. Walter Eykmann, CSU, Abgeordneter
des Bayrischen Landtages, Vorsitzender des Ausschusses für Fragen
des öffentlichen Dienstes, Vorsitzender des Bayrischen Bibliotheksverbandes.
Laut Internet ist er außerdem noch Vorsitzender der Katholischen
Elternschaft Deutschlands und Mitglied des Fraktionsvorstandes
der CSU im Bayrischen Landtag. Mehr nicht, oder? Na klar, der Herr
Professor Dr. Eykmann hat sogar eine eigene Web-Adresse.
Sie bietet neben vielen Wiederholungen, Bildern und Parteipropaganda unter
Persönliches folgenden Text: > Studium der
Fächer Latein, katholische Religionslehre und Sozialkunde in Freiburg/Breisgau
und Würzburg. Nach dem 1. und 2. Staatsexamen in Würzburg am
Riemenschneider-Gymnasium tätig, zuletzt als Studiendirektor und
Seminarleiter und -lehrer für die Ausbildung von Studienreferendaren.
<
Es ist wohl mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, daß
Herr Professor Dr. Eykmann
Beamter ist. Woher der bayrische Volksvertreter seinen Professoren-Titel
hat, auf dem zumindest seine Sekretärin Christa Moritz sehr stolz
ist, geht weder aus dem Briefkopf noch aus dem Internet hervor.
Zum Schluß noch ein nettes Bild von Herrn Professor Dr. Walter Eykmann
aus seiner Homepage mit dem originalen Untertitel:
Prof. Dr. Walter Eykmann, MdL, wird zusammen mit den Schauspielerinnen
Evelyn Hamann und Hannelore Elsner zu Ehrenkommissaren(innen) der Bayerischen
Polizei ernannt.
Ja, weiter so, Herr Professor!
Das sind die Sorgen unserer Volksvertreter und der bayerische Polizei!!
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Es kommt wie gerufen, obwohl es mir schon öfters in der ein oder
anderen Variation passiert ist. Am 11. April klingelte mal wieder mein
Faxgerät und spuckte folgenden Text aus.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe von Ihnen weder kostenlos drei Ausgaben des Kommentar- und Informationsbriefes
NEUE POLITIK erhalten noch bin ich an einem derartigen Brief oder gar
einem Abonnement interessiert.
Ich bitte, von weiterer Korrespondenz Abstand zu nehmen. Ich müßte
Sie ansonsten gerichtlich auf Unterlassung in Anspruch nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. unleserlich Rechtsanwalt
Absender bzw. Briefkopf ist Simon, Evers & Dr. Klimsch, Anwaltssozietät
in 79104 Freiburg, Burgunder Straße 20. Der Fettdruck stammt von
mir.
Was war passiert? Ich hatte Patrick Evers unter seiner Adresse Marienstraße
2, 79098 Freiburg in meine Werbeaktion einbezogen. Bekannt war mir die
Adresse durch eine Wahlliste. Er ist Mitglied der FDP, Mitglied des Stadtrates
und hat bei der letzten Bundestagswahl kandidiert. Wenn Sie im Internet
den Namen Patrick Evers eingeben, gibt es zahlreiche Propaganda-Web-Nachrichten
über diesen Mann. Er ist also eine Person der Öffentlichkeit
und muß es ertragen, Zusendungen zu erhalten - mal abgesehen davon,
daß er die Deutsche Post beschuldigt, Postsendungen nicht ordentlich
zugestellt zu haben. Was ja auch schon ganz interessant ist.
Deutschland braucht einen echten Politikwechsel.
Nur die Zweitstimme für die FDP sichert eine Veränderung für
alle Bürger. Eine große Koalition bedeutet Stillstand.
heißt es in der noch von der Bundestagswahl übriggebliebene
www.wen-waehlen.de.
In den Bundestag gewählt worden ist der Herr Patrick Evers nicht.
Was für arme Hascherls sind Parteipolitiker!
„Ich müßte Sie ansonsten gerichtlich auf Unterlassung
in Anspruch nehmen.“
Jeder hat ein Recht darauf, zu schreiben, daß er/sie den Kommentar-und
Informationsbrief NEUE POLITIK nicht lesen will. Ich weiß nicht,
ob in anderen Kulturen ein solcher Schritt mit Drohungen versehen werden
muß. Es wäre sicher sinnvoll, wenn wir etwas lockerer miteinander
umgehen würden.
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