Henning Frost - Juli / August 2009

   
 

Über bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) und Geldsystem

Unser Geldsystem macht ein BGE unsozial -- Das Geldsystem muß geändert werden

 
     
 

Henning .Frost@gmx.de: Andersenstr. 12; 30827 Garbsen

Der Verfasser (geb. 1943) hat mehrere Berufe ausgeübt: Zeitsoldat; Computer im Bildungswesen: EDV-Systemberater (Industrie), Referent Kultusministerium Hannover. Danach Schule und Forschung: Gymnasiallehrer (Mat,Che,Inf); statistische Untersuchungen der Entwicklung von Schulzeugnissen verschiedener Schularten (Uni Hannover); wieder Gymnasiallehrer. Seit 2006 im Ruhestand: Thema: „Geldsystem“.

1. Bemerkungen zum bedingungslosen Grundeinkommen - BGE
Vorstellungen über ein „Bedingungsloses Grundeinkommen" (BGE) haben inzwischen schon weitere Kreise der Bevölkerung erreicht. Eine online-Petition an den Deutschen Bundestag für die Einführung eines BGE hat kürzlich über 50.000 Unterstützungsunterschriften erhalten, ein ungewöhnliches Ereignis. Diese Petition wird - unabhängig vom Wahlausgang der bevorstehenden Bundestagswahl - auch in der nächsten Legislaturperiode im Petitionsausschuß behandelt werden.

Wenn ein BGE eingeführt wäre, würde jede Deutsche und jeder Deutsche vom Tag der Geburt bis ans Lebensende ohne Verpflichtung zu einer Gegenleistung monatlich einen festen Betrag vom Staat ausbezahlt bekommen. Ein solches Geschenk ohne Probleme annehmen zu können, fällt nicht unbedingt jedem leicht. Es ist aber z.B. jedem unbenommen, diesen Betrag zu spenden. Andererseits äußern in Gesprächen viele die Sorge, daß dann keiner mehr einer Erwerbsarbeit nachgehen würde, wobei aber so gut wie immer erklärt wird, man selbst werde selbstverständlich seine Arbeit fortsetzen. Ohne eine hinreichende Wirtschaftsleistung ist in der Tat kein BGE möglich.

Die Grundabsicht ist, jeder Staatsbürgerin, jedem Staatsbürger ein freies Leben in Würde zu ermöglichen, ohne Sorge um die eigene Existenz - und die der Familie. Eine Teilnahme an Kultur und Gesellschaft wäre auch wünschenswert. Mit einem solchen BGE würde der Mensch unbezahlte Arbeit leisten können, die er für notwendig und wichtig hält und dazu gehören nicht zuletzt Kinder großziehen und umgekehrt für Eltern und andere alte oder hilfsbedürftige Menschen da zu sein, politische Arbeit auch. „Ehrenamtliche" Arbeit wäre immer möglich, nicht nur „am Rande" und nicht nur dann, wenn jemand anders für einen mit-sorgt oder erst nach dem Ende des Arbeitslebens. Auch heute wird solche familiäre und gemeinschaftliche Arbeit in erheblichem Maße geleistet (insbesondere von Frauen) und von den direkt Betroffenen dankbar angenommen; sie wird aber von der Gesellschaft nicht angemessen gewürdigt. Ein Problem ist dabei natürlich die grundsätzliche Schwierigkeit, derartige Leistungen, die insbesondere auch von so immateriellen Dingen wie sozialer und moralischer Pflicht und von Liebe getragen werden, ökonomisch zu messen. - Das Hauptproblem ist, die volkswirtschaftliche Machbarkeit sicherzustellen.

2. Bemerkungen zum Umlaufgeld (Freigeld)
„Umlaufgeld", auch „Freigeld" genannt, ist noch immer weitgehendst unbekannt. Es handelt sich dabei um ein Geldsystem ganz anderer Art als unser heutiges. Die Bezeichnung „Freigeld" rührt daher, daß diese Art von Geld frei in der Wirtschaft zirkuliert und nicht ohne Verluste des jeweiligen Besitzers zurückgehalten werden kann. Beide Systeme - Umlaufgeld und heutiges Geldsystem - seien hier kurz vorgestellt.

Geld dient dem Warentausch, Ware gegen Geld und umgekehrt, Verleih von Geld (Kredite), insbesondere an Unternehmen, aber natürlich auch an Konsumenten sind unverzichtbare Vorgänge in der Wirtschaft. Wenn das Geld nicht ausreichend schnell in der Realwirtschaft fließt, treten Probleme auf (z.Zt. speziell die „Kreditklemme" bei gleichzeitig überbordendem Geldvermögen).

Im jetzigen System wird dem Geldbesitzer durch ein Angebot von Zinsen nicht sofort benötigtes Geld entlockt. Der Geldbesitzer hat aber die Macht - z.B. wenn ihm der Zinssatz nicht hoch genug ist - sein Geld zurückzuhalten und die Wirtschaft gerät dann, wie schon erwähnt, ins Stocken. Während ein nicht verkauftes Warenangebot ständig Kosten verursacht, bei verderblicher Ware z.B. bis zum völligen Verlust führen kann, ist bei Geldvermögen nur die Inflation einzukalkulieren. Der Geldbesitzer ist also dem Warenbesitzer überlegen (anders ausgedrückt: Die Nachfrage beherrscht das Angebot).

Bei Umlaufgeld ist es anders. Wenn ein Geldbesitzer Geld nicht sofort ausgeben oder verleihen kann oder will, dann muß er eine Geldrückhaltegebühr", freundlicher Umlauf-Impuls" (kürzer auch „Umlaufgebühr" oder einfach „Geldsteuer" genannt) an den Staat zahlen. Nicht benötigte Geldbeträge unterliegen also einem hohen Umlaufdruck. Gibt der Geldbesitzer aber sein Geld einer Bank, dann fällt für ihn keine Umlaufgebühr an. Denn die Bank würde sein Geld als Guthaben buchen und als Kredit wieder ausgeben. Für den Kreditnehmer fallen dann auch keine Geldsteuern an, weil er das geliehene Geld ja zum Ausgeben braucht und deshalb nicht lange in Besitz haben wird. Wer also auf etwas sparen will, der kann das beruhigt tun, sein Guthaben auf der Bank bleibt ungeschmälert. Zinsangebote, um dem Geldhalter das Geld zu entlocken, wären in aller Regel nicht notwendig. Und auch der Kreditnehmer würde keine Zinsen bezahlen. Lediglich die Kosten der Bank (Gehälter, Gebäude, Computer, Risikoprämie etc.) muß er tragen und in die Preise seiner Produkte einkalkulieren - wie im heutigen System auch. Die Geldvermögen auf der Bank behalten ihren Wert, werden aber nicht wie bisher automatisch mehr. Eine systemimmanente Inflation wäre nicht vorhanden.

Umlaufgeld ist ein völlig anderes Konzept von Geld und würde die Wirtschaft vom Kopf auf die Füße stellen.

Es verlangt ein schwieriges Umdenken bei den Menschen, wobei es die systemimmanent denkenden Manager - insbesondere bei Banken und in der sonstigen Finanzwirtschaft - aber ganz besonders auch die Wirtschaftswissenschaftler und die Politiker am schwersten hätten.

3. Der Zinskreislauf - Die meisten zahlen ihre Guthabenzinsen selbst.
Zurück zum heutigen Geldsystem. Üblicherweise freut sich jeder, wenn er am Jahresende eine Zinszahlung von der Sparkasse oder Bank gutgeschrieben bekommt. Daß dieser Vorgang für gut 90 % der Bevölkerung in Wirklichkeit gar kein erfreulicher Vorgang ist, das wissen die allerwenigsten. Wieso?

Dazu sollte man sich zunächst überlegen, woher die Bank die Zinsen hat. Die Antwort ist klar: Sie verleiht den Geldbetrag des Guthabens an einen Kreditnehmer. Die Masse der Kredite fließt in die Unternehmen, z.B. um eine Maschine zu erneuern oder anderweitig zu investieren und der Unternehmer/Produzent zahlt natürlich die Kreditzinsen mit höherem Zinssatz. Und der Produzent, woher hat er die Zinsen? Er kalkuliert sie selbstverständlich in seine Preise ein, denn woher sonst kann er Geld bekommen. Seine Vorproduzenten machen es genauso, der Spediteur hat sein neuestes Fahrzeug auch nicht bar bezahlt und der Supermarkt als Abnehmer der Waren muß beim Einkaufen alle diese Zinsen mit bezahlen. Auch der Supermarkt hat zumeist Kredite laufen (Vorräte müssen vorfinanziert werden, eine neue Heizung ist mal fällig, und schon sind nicht nur die Zinsen seiner Einkaufspreise, sondern auch noch seine eigenen Zinsen in den Verkaufspreisen. Diese Preise bezahlen wir Konsumenten beim Einkaufen. Und dabei bezahlen wir also dann auch gleich alle aufgelaufenen Zinsen mit.
Berechnungen ergeben, daß im Durchschnitt erstaunliche 30 % der Endverbraucherpreise Zinsen sind. D.h., wenn für 1000 € in  einem Monat konsumiert (Essen, Trinken, Kleidung, Benzin, Miete, Anschaffungen), dann sind 300 € davon Zinsen, die an die Geldbesitzer gehen. Erhält man selber etwa 300 € Zinsen am Jahresende für sein Sparguthaben, dann hat man diesen Betrag im Januar schon selber bezahlt und die anderen 11 Monate zahlt man 3300 € an andere Geldbesitzer. Jeder zahlt also Zinsen, auch wenn er gar keine Schulden hat!

Nebenbemerkung: Gäbe es keine Zinsen, wären alle Preise im Durchschnitt vergleichsweise 30 % niedriger. Man hätte statt 300 € Zins-Einnahmen 3600 € Ersparnis. Was wäre da günstiger?

Helmut Creutz kommt sogar auf 40 % Zinsanteil. Der Prozentsatz ändert sich im Laufe der Zeit und in Abhängigkeit verschiedener Parameter, von den Zinssätzen aber auch von der Sparquote der Wohlhabenden und Reichen.

Und je größer die angesammelten Geldvermögen insgesamt sind, desto größer wird der Prozentsatz. Wenn die Realwirtschaft die notwendigen Zinserträge nicht mehr erbringen kann, gibt es Probleme. Die Finanzwirtschaft erweitert sich zu einem Wasserkopf oder besser ausgedrückt Krebsgeschwür. Das ist kein guter Weg, sondern die Gefahren wachsen exponentiell an. Und in dieser Lage sind wir schon länger, aber heute - 2009 - ist es nicht mehr zu übersehen.

4. Die Vermögensverteilung in Deutschland und „Die Geldpumpe von Arm nach Reich"
Es wurde eben schon angedeutet, daß wohl für die Mehrzahl der Menschen die Zinseinnahmen aus Geldguthaben eher kleiner sind als diese Zinspreisanteile, die sie im Laufe eines Jahresbezahlen. In den Vermögensanteilen sind alle Arten von Vermögen enthalten, also nicht nur Geldanlagen und Immobilienbesitz, sondern auch andere Sachwerte wie wertvolle Kunstgegenstände, so daß nicht alles auch Zinserträge einbringt. Aber wenn die Hälfte der Bevölkerung nur 0,1 % (das ist ein Tausendstel) des Vermögens besitzt, so wird doch sehr deutlich, daß die Zinseinnahmen dieser ärmeren Hälfte bedeutungslos sind. — Dagegen sind die Zinsausgaben dieser ärmeren Hälfte über die Preise keineswegs bedeutungslos: 30 % ihres Konsums!

Tatsächlich zahlen gut 80 % der Bevölkerung mit den Preisen mehr Zinsen, als sie Guthabenzinsen kassieren. Wirkliche Nutznießer sind weniger als 10 % der Bevölkerung. Sie kassieren mehr Zinsen als sie bezahlen. Das sind zwangsläufig die Reichen und Superreichen. Die Zinserträge werden ihnen zugereicht: Ein leistungsloses Einkommen ohne Arbeit.

Und wer bezahlt dieses Einkommen? Die Masse der Bevölkerung bezahlt es aus ihren Lohn- und Gehaltseinkommen, aber dafür muß sie erst einmal arbeiten. Es ist wie eine Geldpumpe, denn auf Konsum kann niemand verzichten, auch wenn er sparsam lebt. Und diese Pumpe pumpt Tag für Tag von Arm nach Reich oder anders formuliert von den Arbeitenden zu den Besitzenden. Und dieses Wirtschaftssystem nennt man „Soziale Marktwirtschaft". In den letzten Jahren sind da Zweifel aufgekommen, ob diese Bezeichnung gerechtfertigt ist. Sie ist es nicht.

5. Die „Schere zwischen Arm und Reich" geht immer weiter und immer schneller auseinander: Eine mathematische Zwangsläufigkeit - Ergebnisse eines Computermodells
Noch klarer werden die Verhältnisse mit Berechnungen eines Computermodells des Verfassers. Darin sind alle Haushalte Deutschlands nach Höhe ihres durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens in fünf Gruppen zu je 20 % aufgeteilt. Sie werden der Einfachheit halber mit „Arme, Untere, Mittlere, Obere, Reiche" bezeichnet. Die Armen haben dabei ein Nettoeinkommen von rund 800 €, die Reichen von 4200 €, die anderen drei Gruppen liegen entsprechend dazwischen. Das Modell läuft über 50 Jahre und berechnet die je nach Sparquote angesammelten Vermögen und die daraus resultierenden Zinseszinserträge.

Aus den berechneten Daten läßt sich dann relativ einfach der jeweilige durchschnittliche Zinsanteil der Preise ermitteln. Er steigt von Jahr zu Jahr durch die zunehmenden Sparvermögen an.

Beim Zinssaldo werden dann von den Zinseinnahmen die über den Konsum und die Preise erfolgenden Zinszahlungen abgezogen. Zu Beginn der Laufzeit geht das Modell für alle Haushalte von einem Sparvermögen von Null aus, der Zinsanteil in den Preisen ist dann zunächst Null.

Die 20 % Reichen kassieren monatlich 1517 €, die Oberen zahlen 420 €, die Mittleren zahlen 454 €, die Unteren zahlen 363 € und die Armen zahlen 280 €. - Wenn man die (negativen) Zinssalden der Oberen, Mittleren, Unteren, Armen addiert, kommt man auf 1517 €, den (positiven) Saldo der Reichen.

Zusammengefasst: 80 % erarbeiten und bezahlen das leistungslose Einkommen von 20 %, Monat für Monat. Hier bestätigt sich über 50 Jahre hinweg die Entwicklung dieser „Geldpumpe von Arm nach Reich" zu immer größerer Stärke ganz deutlich.

Die Grafik sieht wie eine Schere aus, die sich immer weiter öffnet. Eine solche „Schere zwischen Arm und Reich" hat sich auch in den 60 Jahren seit der „Währungsreform" 1949 in der BRD entwickelt. Sie kann heute nicht mehr übersehen werden und wird auch ständig in den Medien angesprochen, wobei der Grund jedoch im Dunkeln bleibt.

Und das wirklich Verblüffende sei hier noch einmal betont: Die Schere entsteht nicht durch mangelhafte Leistungsfähigkeit bestimmter oder unbestimmter Teile der Bevölkerung oder durch wirtschaftliche Probleme: Das Modell zeigt, daß eine mathematische Zwangsläufigkeit in dieser Entwicklung steckt. Sie ist systemimmanent und zinseszinsbedingt. Sie wächst durch die immer größer werdenden Geldvermögen.

Dieser Mechanismus läuft von Beginn an, wie man bei genauem Hinsehen schon für die ersten Jahre erkennen kann, wird aber erst später spürbar. In der Realität wird diese Entwicklung verschleiert, insbesondere durch ein permanentes Wirtschaftswachstum (im Modell nicht einbezogen). Ein Wirtschaftswachstum ist sogar zwingend erforderlich im heutigen Geldsystem, sonst würde sich die Unbrauchbarkeit sehr viel schneller erweisen (man bedenke, daß die „Endzahlen" nach 50 Jahren für die Gruppe der armen Haushalte ein von 800 € auf 520 € reduziertes Arbeitseinkommen bedeuten. Auf Dauer aber „siegt" der mathematische Mechanismus (exponentielles Wachstum) auch bei Wirtschaftswachstum und die Öffnung der Schere wird schließlich unübersehbar.

6. Fast ein Viertel eines BGEs wird von Arm nach Reich weitergereicht
Der beschriebene Zinskreislauf läuft auch ab, wenn es ein BGE geben würde.
Das BGE würde im heutigen System aus Staatsmitteln bezahlt werden müssen. Bei z.B. 500 € pro Monat und 82 Millionen bezugsberechtigten Einwohnern würde es sich um einen Betrag von 492 Milliarden jährlich handeln. Es dürfte nicht schwer fallen, zuzustimmen, daß dieses BGE als Konsumbasis verwendet und davon nicht gespart wird. Von diesen 492 Milliarden würden dann 30 %, das sind 148 Milliarden, in die Taschen der Geldbesitzer fließen (hauptsächlich der besonders Reichen wie erwähnt). Allerdings: Seit 2009 gibt es die „Abgeltungssteuer" von 25 % auf Kapitaleinnahmen, das wären 40 Milliarden. Dieser Betrag würde wieder der Staatskasse zufließen, und somit den Anteil, der in den Taschen der Geldbesitzer verbleibt, auf 111 Milliarden reduzieren. Das wären aber immer noch 22,5 % der Gesamt-BGE - Summe.

Im Ganzen gesehen würde über das BGE eine spezielle „Geldpumpe von Arm nach Reich" institutionalisiert werden: Fast ein Viertel der BGE-Summe würde permanent in die Taschen der Geldbesitzer fließen. Das ist - ohne weitere Begründungen anführen zu müssen - unakzeptabel. Das kann nicht der Sinn eines BGE - für alle und gleich - sein.

7. Ein BGE fördert den Gedanken eines zinsfreien Umlaufgeldes
Die Aussagen des vorigen Kapitels sind Dank der einfach berechenbaren Beträge und der Klarheit des BGE-Geldflusses: Auszahlung - Konsum - Produktion/Kapitaleinnahmen - einfacher zu verstehen und darzustellen als es in der allgemeinen Komplexität des Wirtschaftsgeschehens ansonsten möglich ist. Daß diese Geldpumpe von Arm nach Reich (unter Zinsgeld) auch für den weiteren Konsum aus Lohn/Gehalt und Unternehmereinkommen gilt, wird dadurch leichter begreifbar.

Da in einem Umlaufgeld-System Bankguthaben keine Zinsen erzielen, können sich auch keine Zinsen in den Preisen niederschlagen und die oben dargestellte „Geldpumpe von Arm nach Reich" würde nicht existieren. Der BGE-Betrag von 492 Milliarden jährlich würde somit nicht zu erheblichem Teil in die Geldvermögen durchgereicht werden, sondern vollständig in das Wirtschaftsgeschehen einfließen und die Produktionsprozesse in Gang halten. Das BGE wäre also unter Freigeld wirksamer. Geldvermögen würde sich wegen der Geldsteuer auch sonst nicht aus der Wirtschaft zurückziehen können. Die Verstetigung des Geldflusses (der Nachfrage) würde im übrigen die im heutigen Geldsystem sich ständig wiederholenden Konjunkturzyklen und Krisen verhindern.

Ergebnis: Es wäre für ein BGE von Vorteil, wenn es im Rahmen eines Umlaufgeldsystems eingerichtet würde.

Die Machbarkeit eines BGEs unter sicherer Konjunktur deutet z.B. folgende Zahl an: Im Jahr 2003 belief sich der durchschnittliche Sozialtransfer in Deutschland pro Einwohner und Monat gerechnet auf 508 Euro. Es gibt derzeit ganz aktuelle Vorschläge für eine monatliche Grundsicherung von 500 Euro für Kinder bis zum Alter von 27 Jahren mit Finanzierungsvorschlägen über den Fortfall des Ehegattensplitting, Einbezug des Kindergeldes u.a.

Ein Umlaufgeld muß nicht schlagartig allgemein eingeführt werden und das heutige Geldsystem ersetzen.

Es kann zunächst als ergänzende Zweitwährung (Komplementärwährung) geplant werden und regional beginnen. In über 30 Regionen Deutschlands laufen bereits solche Versuche (Regionalwährungsinitiativen). Man kann aber durchaus auch an nationale Zweitwährungen herangehen, wobei ein Staat den Vorreiter machen könnte. Die Menschen würden dadurch Zeit zum Umdenken erhalten, ein solches fremdes System kennen zu lernen, seine Vorteile und Nachteile zu erfahren. Es ist ja nicht einfach, lebenslang eingeübte Gewohnheiten umzuändern. Es wäre sogar ein völliges Neudenken erforderlich.

Weiterhin würde es sich anbieten, Umlaufgeld und BGE zu kombinieren. Dabei könnte man sogar mit der Kindergrundsicherung (s.o.) starten: Die Eltern würden z.B. monatlich staatliche Wertscheine als allgemeine Zahlungsmittel erhalten. Diese Scheine funktionieren wie Geld, stünden aber unter Umlaufzwang, indem für jeden Monat der um einen Prozent erniedrigte Wert in Euro aufgedruckt wäre. Mit ihrem Ablauf nach einem Jahr würden sie als Steuergutschrift von dem Unternehmer, bei dem zuletzt damit bezahlt wurde, beim Finanzamt eingereicht werden müssen. (Dies wäre eine hervorragende Konjunkturmaßnahme, zumal sie ohne Schuldenaufnahme durch die Einnahme der Mehrwertsteuer bei jeder Transaktion finanziert würde.) Auch für Zweitwährungskonten dürfte die technische Seite der Umlaufsicherung bei der heutigen Computertechnik kein Problem mehr sein.

Zusammenfassung
Von der heute etablierten mainstream-Wirtschaftswissenschaft wird das Konzept eines Umlaufgeldsystems ignoriert. Die archaische Vorstellung, daß Geld (Gold) einen irgendwie materiellen, stapelbaren Wert hat, sitzt zu tief. Es ist sehr bedauerlich, daß es nur sehr wenige Wirtschaftswissenschaftler gibt, die bereit sind die Dogmen ihrer Wissenschaft kritisch zu hinterfragen anstatt sie kritiklos weiterzugeben. Wäre es doch eine hervorragende wissenschaftliche Aufgabe, ein alternatives Geldmodell in allen möglichen Aspekten zu durchdenken, zu konstruieren, zu modellieren und zu analysieren.
Die Verbreitung der Erkenntnis des Werts eines BGEs für Mensch und Gesellschaft würde die Einsicht in die Notwendigkeit von Umlaufgeld fördern. Durch den Fortfall der Geldpumpe, die Berechenbarkeit des Geldkreislaufs, die Nichtnotwendigkeit von Wachstum (wobei aber Wachstum keineswegs ausgeschlossen wäre), die Stabilisierung von Wirtschaft und Gesellschaft würde ein BGE unter Umlaufgeld dauerhaft geleistet werden können. So ergänzen sich beide Konzepte. Sie helfen eine menschenwürdige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung aufzubauen.

In einem Umlaufgeldsystem würde Geld aus sich selbst heraus kein „Mehr" erzeugen können; ein „Mehr", das in Wahrheit wertlos, ja gefährlich ist, wie sich heute überdeutlich zeigt. Geld hätte seine derzeitige, Jahrtausende alte Macht verloren, es würde nur noch ein Tauschinstrument, ein Hilfsmittel sein, der Ware gleichgestellt.

Geld hätte eine wirklich dienende Funktion und die Menschen könnten sich um wichtige Dinge kümmern.

 
     
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