Dieter Kersten - Januar / Februar 2010

   
 

Dienstleistungen

 
     
 

(D.K.) Mein letzter Beitrag unter dieser Überschrift erschien Oktober 2008 und kann in der Rubrik Politik im Internet unter www.neuepolitik.com nachgelesen werden. Auch in diesem Beitrag ging es u.a. um die Deutsche Post als Brief - und Paketzusteller.

Der Schlußsatz meines damaligen Beitrages lautete: >Es scheint so zu sein, daß hinter der mangelnden Dienstleistungsbereitschaft auch sehr viel Menschenverachtung steckt, die von den Führungsetagen hinunter bis zum einfachen Mitarbeiter signalisiert wird.< Diese im Konjunktiv formulierte Meinung scheint sich als Tatsache immer mehr zu erhärten.

Die ursprüngliche Information, die ich erhielt, war die, daß ein  Paketzusteller eine Zeitvorgabe von 20 Sekunden pro Kunden hat. Ich hatte in meinem ersten Textentwurf geschrieben, daß eine solche Zeitvorgabe für ein Berliner Mietshaus von vier Etagen, ohne Fahrstuhl, nicht akzeptabel ist. Inzwischen habe ich unseren zuständigen Paketzusteller gefragt und erfahren, daß er (möglichst) 20 Kunden in 60 Minuten bedienen soll. Das „möglichst“ steht für einen Zeitausgleich zwischen den Arbeitsstunden. 60 Minuten = 3600 Sekunden geteilt durch 20 Kunden = 180 Sekunden = 3 Minuten pro Kunde, das ist die reale, vorgegebene Zeit für den Paketzusteller.

Drei Minuten pro Paketkunde sind nicht gerade komfortabel, aber ausreichend, da ja nicht alle Kunden im vierten Stockwerk ihre Wohnung haben. Es gibt dennoch Empörung bei den Postkunden, weil sich die Zahl der Kunden, die abholen müssen, drastisch erhöht hat. Es wird nicht an den Sekunden, sondern an Zahl der Paketzusteller gespart. Da relativiert sich die Sekunden-Rechnerei ganz erheblich.

Die Empörung der Postkunden hat einen realen Hintergrund: Es wird so getan, als ob der Postkunde nicht zu Hause war. Dann wird Parterre in die vorhandenen Hausbriefkästen der Benachrichtigungszettel für die Abholung des Paketes eingeworfen.Mir ist schon berichtet worden, daß diese Benachrichtigung an einen Klingelknopf geklebt wurden. Sie wurde dann fast zufällig, da vom Winde verweht, gefunden.

Der immer wieder öffentliche apostrophierte Postkunde muß die vom Absender bezahlte Dienstleistung selbst erbringen und das Paket abholen. Der Vorstand der Post erfreut sich über die jährlichen Bonuszahlungen und der „Investor“ über die Dividende.

Ich habe im Oktober auf eine Post-Wertsendung gewartet.  Nachdem ich sie beim Absender anmahnte, erfuhr ich, daß ich die Sendung, trotz Benachrichtigungsschein, nicht im Postamt abgeholt hatte. Ich hatte aber keinen Benachrichtigungsschein erhalten. Der Absender hat mir die Ware auf eigene Kosten noch einmal zugeschickt.

Die Konkurrenz von DHL schläft nicht. Der „Dienstleister“ GLS, der mir schon früher unangenehm aufgefallen war, warf eine Benachrichtigungskarte in meinen Briefkasten und verlangte eine Abholung. Die  Abholstelle war für mich als Nicht-Autofahrer schwer zu erreichen. GLS verweigerte eine erneute Zustellung und erklärte schließlich gegenüber dem Absender, ich hätte die Annahme verweigert. Der Absender des Paketes, eine niederländische Firma, bezeichnete diese Aussage von GLS als Frechheit und veranlaßte eine erneute Zustellung.

Ich bin der Auffassung, daß es in Zukunft in Tarifverhandlungen nicht nur um Lohnerhöhungen gehen kann, sondern verstärkt um Arbeitsbedingungen, die, genau wie die prozentualen Lohnerhöhungen, veröffentlicht werden müssen. Der gesamte Tarifvertrag gehört in das Internet! Das Vertragswerk muß für jeden Bürger frei zugänglich sein. Die Gesellschaft muß dann entscheiden, ob sie die Dienstleistungen oder deren Wegfall akzeptiert oder nicht. Für solche Entscheidungen brauchen wir die direkte Demokratie.

Seltsamerweise gibt es wenig Aufregung über die verweigerten Dienstleistungen, obwohl sie ja von uns allen bezahlt werden. Es gibt keinen Druck auf die Dienstleister Post, DHL und andere. Das Volk kuscht, schimpft bestenfalls in der Schlange vor dem Postschalter bei der Abholung und „kühlt sein Mütchen“ an den Postmitarbeitern. Wenn alles so ruhig bleibt, sehen die Dienstleister auch keinen Handlungsbedarf, ihr Geschäftsgebaren zu ändern.  Der Versandhandel scheint so viel Geld zu verdienen, daß er es gerne auf sich nimmt, eine Sendung zwei-dreimal auf eigene Kosten zu verschicken. Eine merkwürdige Liaison zwischen den Dienstleistern zu Ungunsten der Verbraucher.

Ich fordere die Bundesregierung auf, durch entsprechende gesetzliche Maßnahmen den Abbau von Dienstleistungen bei der Deutschen Post (und der Deutschen Bahn selbstverständlich auch) zu stoppen. Dazu gehört auch der geplante Abbau von Postämtern im Jahr 2010, die es in Berlin noch gibt. Mit Grauen sehe ich mich in einer langen Schlange in irgendeinem Discounter stehen, bei einem Mitarbeiter, der ansonsten Bananen verkauft und keine Ahnung von den Postbestimmungen hat (noch weniger, als manche Postangestellten  heute schon haben).

Trotz Email, Handy und Telefon hat die gute alte Post mit ihrem Transport des geschriebenen Wortes immer noch eine soziale und wirtschaftliche Aufgabe. Diese Aufgabe kann nicht nur privatisiert werden. Eine Privatisierung  darf nur erfolgen, wenn die Gemeinschaft der Bürger, der Staat, einen strikten sozialen Rahmen für die Mitarbeiter der Postdienste vorschreibt, auch zum Wohle der Postempfänger, des Bürgers.

Die Banken, die sich ja auch gerne als Dienstleistungsunternehmen darstellen, haben einen „europäischen Coup“ gelandet, der einem Bankraub durch Banker durchaus ähnlich sein könnte. Die Banken sind im innerdeutschen und innereuropäischen Zahlungsverkehr nicht mehr verpflichtet, die Übereinstimmung von Kontoinhaber und Kontonummer zu überprüfen. Das Risiko einer Banküberweisung trägt alleine der Bank“kunde“. Nicht nur ältere Menschen haben bei der Nennung und Länge der International Bank Account Nummer IBAN und Internationalen Bankidentifikation ihre Schwierigkeiten. Dies ist eine „europäische“ (Brüsseler) Regelung, eine Fleißarbeit der Banklobby. Vielleicht ist auch Bestechungsgeld geflossen, denn die Banken sparen Personal und technische Einrichtungen.

Eine ganz andere, als eine in „Überwachung“ mutierte „Dienstleistung“, können wir die Kontrolle des internationalen Zahlungsverkehr durch die us-amerikanischen Geheimdienste bezeichnen. Kein Krieg wird durch eine solche Kontrolle durch Geheimdienste verhindert. Im Gegenteil! Es wird Mißtrauen gesät, weil subalterne Leute mit niedrigen Instinkten eine abartige Herrschaft installieren. Früher hatte ein solches Verhalten einen heißen Krieg zur Folge. Was sagt der Friedensnobelpreisträger Obama dazu?

Die Zustimmung zu der „Überwachungs-Dienstleistung“ ist eine europäische „Glanzleistung“. Wann treten wir aus diesem Europa aus? Wir sollten es uns deutlich und gründlich überlegen!

 
     
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