Dieter Kersten - Mai / Juni 2010

   
 

Afghanistan

 
     
 

(D.K.) Der Wochenzeitschrift DER FREITAG (Ausgabe Nr. 16 vom 22. April 2010) gebührt das Lob, in der Woche, in der mit großer medialer Begleitung in Deutschland die in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten zu Grabe getragen wurden, einige Zeitungsseiten mit den Portraits der afghanischen Opfer und deren Großväter, Väter, Brüder und Cousins der am 4. September 2009 in Kunduz/Afghanistan durch deutschen Befehl getöteten Menschen veröffentlicht zu haben. Sie können sich diese Portraits vom 24. April bis zum 13. Juni im Kunstraum Potsdam, Schiffbauergasse 4d von Mittwoch bis Sonntag  von 12-18 Uhr ansehen.


Einige Opfer sind 15, 17, 16, 11 und 13 Jahre alt. Keine Bundeskanzlerin und kein Bundesverteidungsminister waren zur Beerdigung der Kinder in Kunduz. Es wird über Geld, über „Entschädigungen“ verhandelt (geschachert), als ob damit etwas wieder gut zumachen ist. „Blut“-Geld, mit der in unserer Gesellschaft viele meinen, fremdes Leid „wieder gut machen zu können“, weil wir ja fast alles über Geld definieren.


In Afghanistan tätige Soldaten erhalten zu ihren regulären Bezügen täglich 92,00 Euro netto, also 2760 Euro netto im Monat, unabhängig vom Dienstgrad. Laut SPD-Struck, der ja einmal Bundesverteidigungsminister war, wird die Bundesrepublik „am Hindukusch verteidigt“. Da die Verteidigung des Vaterlandes eine selbstlose und ehrenvolle Aufgabe  sein soll, sind 2760 Euro netto, bar auf die Hand, ein ganz schöner Batzen Geld. Es gibt sehr viele Menschen in diesem Vaterland, die für diesen Betrag sehr fleißig arbeiten müssen; es gibt sehr viele Menschen in diesem Deutschland, die bei aller fleißigen Arbeit diesen Geldbetrag als Lohn nie erhalten werden.


Wird Deutschland am Hindukusch verteidigt? Das würde bedeuten, daß wir uns wirklich im Krieg befinden. Es ist kein Verteidigungskrieg, denn wir sind von Afghanen nicht angegriffen worden. Selbst die von den US-Amerikanern zu Anfang finanzierten und ausgebildeten Taliban („Religionsschüler“) samt dem alten Bush-Freund Osama bin Laden und seiner al Quaida haben Deutschland nicht angegriffen. Wir verstoßen mit unserer Kriegsteilnahme gegen unsere eigenen Gesetze (und Interessen) und gegen den NATO-Vertrag.


Mit großem Medien- und Geldaufwand werden in Deutschland in Afghanistan gefallene Soldaten in Anwesenheit der Bundeskanzlerin und einige ihrer Minister bestattet. Verwundete und traumatisierte Soldaten werden entlassen, da man sie nicht mehr gebrauchen kann. Menschen, die bei dem täglichen Verkehrskrieg auf unseren Straßen ums Leben kommen, können mit Trauerbegleitung und Gebet der Bundeskanzlerin nicht rechnen.


Ich bin klar und eindeutig gegen unsere Kriegsteilnahme am Hindukusch. Ich nehme diese Meinungsäußerung zum Anlaß, die Bundesregierung aufzufordern, alle Stützpunktverträge mit den USA zu kündigen. Mir ist natürlich bewußt, daß Deutschland als Vasall keine Friedenspolitik betreiben darf. Deshalb ist es um so notwendiger, daß wir unser Wirtschafts- und Geldwesen neu ordnen und daß wir sichtbar und deutlich direkte Demokratie einführen. Ich bin kein Träumer und fürchte sogar, daß diese Vorschläge zu Rückschlägen führen können. Möglicherweise Sind die Bürger der BRD noch nicht so verantwortungsvoll und selbstbewußt, Frieden auf der Erde durchzusetzen.

 
     
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