Dieter Kersten - November / Dezember 2010

   
 

„Mit Allianz in den Ruin"

 
     
 

(D.K.) Mit diesem Schriftzug auf einer halbmannshohen Tafel stellt sich der Arzt Jaroslaw Wegner vor die Hauptverwaltungen der Allianz in München und Berlin. Er wurde von einer Allianz-Agentur in Leipzig ruiniert und hat wie Frank Heinze auf der Hauptversammlung der Allianz am 5.5.2010 eine Rede gehalten.

Die Allianz ist neben der Deutschen Bank ein gleichwertiger monolithischer Block der Geldkriminalität. Das Versicherungs- und Bankunternehmen hat, genau wie die Deutsche Bank, die letzte Geld- und Wirtschaftskrise scheinbar besser überstanden, als andere internationale und nationale Geldhändler. Das heißt keineswegs, daß die Allianz ihre Kunden nicht gleichermaßen über den Tisch gezogen hat bzw. zieht.

Wenn Sie eine Bank (oder auch Versicherungsbüro) betreten, dann wissen Sie hoffentlich, auf was Sie sich eingelassen haben. Eine Bank ist schon lange nicht mehr nur ein Dienstleister zwischen Sparer und Wirtschaft. Eine Bank handelt nicht nur mit Geld, sie spekuliert mit Geld; (fast) jede Bank tut das. Die Banken spekulieren mit dem Geld ihrer Kunden gegen ihre Kunden. Nur so kommen hohe Renditen und damit auch die hohen Gehälter und Provisionen für die Banker zustande. Wie gesagt, es ist keine produktive Tätigkeit, die Banker ernten das, was andere mühsam gesät haben. Wir müßten das alle wissen, aber - auch ich vergesse es manchmal auf dem Weg zwischen dem Eingang einer Bank und dem Besprechungsraum.

ALLIANZ

Vertrieb baut 500 Stellen ab

Europas größter Versicherer Allianz streicht seinen Deutschland-Vertrieb um 500 Stellen zusammen. Betroffen seien die angestellten Bezirksleiter, die bisher die nebenberuflichen Allianz-Vertreter betreuen, sagte ein Sprecher. Die Arbeit dieser Bezirksleiter soll künftig statt von 1300 nur noch von 800 Mitarbeitern erledigt werden, nachdem die Zahl der Nebenberufs-Vertreter wie auch deren Kundenstamm in den vergangenen Jahren geschrumpft sei. Die Allianz verkauft ihre Versicherungen hierzulande vor allem über hauptberufliche Vertreter. Dpa

Aus der Berliner Tageszeitung DER TAGESSPIEGEL vom 27. Oktober 2010


Die Allianz ist noch effizienter als irgendeine Bank in diesem Land.  Sie ist nicht nur ein Versicherungsunternehmen gegen z.B. die Schäden des Alltags, sondern sie ist Bank („Geldhandelshaus“), Investor, Lebensversicherer, Vermögensverwalter, Immobilienhändler, Privater Krankenversicherer, ja, ich weiß nicht, was sonst noch alles. Die Allianz demonstriert Bürgernähe und inszeniert „gegenseitiges“ Vertrauen, weil sie von den Erlösen aus einer Miniversicherung für ein Kinderfahrrad bis zu den Erlösen (Provisionen ect.) aus den Geldanlagen der fleißigen Mittelständler lebt.

Hinter dem Logo ALLIANZ steckt die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG, in der alle Verkaufsinteressen für alle Geschäftsbereiche („Artikel“) der Allianz gebündelt sind.

In fast jeder Einkaufsstraße einer deutschen Stadt, groß oder klein, bedeutend oder nicht, finden Sie ein Ladengeschäft oder ein Büro mit dem Logo ALLIANZ. Sie betreten das Büro in dem Bewußtsein, Sie sind bei der Allianz. Das sind Sie mitnichten!

Allianz Martin Müll-Braun, Rastatter Str. 18, 76470 Ötigheim, Baden-Württemberg, T: 07222/156622; Webseite - nicht verfügbar; E-Mail - nicht verfügbar -  immer noch in der wiedergegebenen Textform im Internet als Allianz-Repräsentant vorhanden, hat im Jahr 2006 29 Kunden um ihr Gespartes erleichtert. Die Kundschaft bestand aus ganz einfachen Menschen, die ihr gesamtes Geld hergegeben und aus fleißigen Mittelständlern, die ihr Geld mit Mühe erarbeitet haben. Müll-Braun hat den Allianzkunden vorgegaukelt, das Geld als Mitarbeiter der Allianz für eine besondere Allianz-Anlage für gute Kunden anzunehmen und es dann in der Spielbank Baden-Baden verloren. Müll-Braun ist zahlungsunfähig und sitzt inzwischen im Gefängnis.  Die Allianz erklärt sich für nicht zuständig, da der Mitarbeiter Müll-Braun nach Auffassung der Allianz als „Agentur“ selbständig, „auf eigene Rechnung“, gehandelt hat.

Alle 29 Kunden waren schon vor dem Betrug Allianz-Kunden.

Ein Geschädigter hat vor dem Landgericht Baden-Baden gegen die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG. geklagt und den Prozeß verloren. Das Gericht ist in einem Ruckzuck-Verfahren der Auffassung der Allianz gefolgt, daß sie nicht der Vertragspartner war. Der Prozeß ist so abgelaufen, daß der Geschädigte den Eindruck hatte, daß der Richter absolut nicht gewillt war, die Argumente des Geschädigten zur Kenntnis zu nehmen, weil er auch nicht gewillt war, der Allianz an den Kragen zu gehen.

Das Büro bzw. die Agentur des Herrn Müll-Braun ist dem Vernehmen nach von der Allianz aufgelöst worden, bevor die Staatsanwaltschaft für den Strafprozeß die Unterlagen „gesichtet“ hatte. Schriftstücke, die die Allianz unter Umständen in dem noch laufenden Schadenersatzprozeß belasten könnten, befinden sich also in den Händen der Allianz. Herr Müll-Braun hat übrigens seine Berufsausbildung bei der Allianz erhalten.

Der Geschädigte hat beim Oberlandesgericht Karlsruhe Berufung gegen das Urteil des Landgerichtes Baden-Baden eingelegt. Die Berufungsverhandlung wird im Jahr 2011 stattfinden.

Die  Stiftung Warentest hat in ihrer Zeitschaft  finanztest 04/2009 folgenden Bericht unter der Überschrift Abgezockt vom Allianz-Vertreter veröffentlicht:
Mehrere Geldanlagen und Versicherungen hatte ihm der Allianz-Vertreter bereits vermittelt. So schöpfte der Berliner Frank Heinze keinen Verdacht, als der Mann 40 000 Euro für ihn anlegen wollte, als „Agenturdarlehen“ zu 6 Prozent Zinsen im Jahr.

Der selbstständige Handelsvertreter gehörte zur „Allianz-Spezialorganisation“, einer Eliteeinheit des Personenversicherungsgeschäfts. Die Korrespondenz trug den Briefkopf der Allianz. Im Vertrag hieß es, das Geld werde „über meine Agentur“ angelegt, und der Vertreter verpfändete seine Lebensversicherung an Heinze. Das wirkte allianzmäßig solide.

Doch der Vertreter legte das Geld nicht an, sondern trug es in die Spielbank. Er brachte 29 Menschen um mehr als 1 Million Euro, indem er das Vertrauen ausnutzte, das sie zu ihm als Allianz-Vertreter gefaßt hatten.

Den Konzern ficht das nicht an. Schadenersatz? Fehlanzeige. Für die Privatgeschäfte ihrer Vertreter sei die Allianz nicht verantwortlich, heißt es aus der Zentrale in München.

Das sieht Heinzes Anwalt anders. Die Allianz habe aus früheren Vorkommnissen von der Spielsucht des Vertreters wissen können, sagt Andreas Mayer von der Kanzlei Mayer & Mayer in Freiburg. Die Abtretung der Versicherung „zur Sicherung einer Anlage“ hätte bei der Allianz alle Alarmglocken schrillen lassen müssen.

Das Landgericht Baden-Baden verurteilte den Vertreter zu einer Haftstrafe und sprach der Allianz eine Mitverantwortung zu. Damit steigen Heinzes Chancen, sein Geld wiederzusehen.Http://www.test.de/themen/geldanlage-banken/meldung/Der-Fall-Abgezockt-vom-Allianz-Vertreter-1762349-2762349

Noch eine Anmerkung zu diesem Bericht in der Zeitschrift finanztest: Müll-Braun hat in den Verhandlungen  ein Paket aus drei Geldanlagen angeboten: Eine Allianz-Erbschaftspolice, ein Allianz-Rentenfonds und das besagte Allianz-Agenturdarlehen. Die Lebensversicherung von Müll-Braun war ein Schuß in den Ofen, er hat irgendwann die Prämie nicht mehr gezahlt.

Ist das nicht alles Beweis genug, daß die Allianz zumindestens den Betrug mit zu verantworten hat?

 
     
  Diesen Artikel als PDF-Datei herunterladen Download  
     
  Alle Artikel liegen als PDF - Datei zum herunterladen vor. Um PDF - Dateien zu lesen, benötigen Sie den "Acrobat Reader". Falls das Programm nicht auf Ihrem PC installiert ist, können Sie es sich hier kostenfrei herunterladen. Hompage_Acrobat