Januar / Februar 2011

   
 

An alle Freunde und Mitglieder
der Bauernschule Hohenlohe Weckelweiler!  
(leicht gekürzt)

 
     
 

Im Juli 2010.
Die sich immer mehr zuspitzende Entwicklung im Bereich der Gentechnik nimmt unsere Aufmerksamkeit zunehmend in Anspruch, leider hat darunter auch die Weiterführung der „Weckelweiler Gespräche" Schaden genommen.

Aber es kamen immer wieder neue Termine mit Demonstrationen in verschiedenen Landschaften auf uns zu. Dazu der Kampf gegen die Zwangsimpfung gegen die Blauzungenkrankheit und die Schweinegrippe......

Tatsächlich spitzt sich die Lage der bäuerlichen Landwirtschaft immer mehr zu.

Der Milchpreis bleibt trotz erheblicher Bemühungen von verschiedenen Seiten für die Bauern unbefriedigend. Von Seiten des Bauernverbandes sind nur sehr schwache Hilfen zu erhalten, die Regierung unterliegt allerlei Zwängen, vor allem auch seitens der EU, die Politiker bringen, unter der Beeinflussung durch die Lobbyisten der Industrie, nur wenig für die Bauern zustande. Tatsächlich ist die Lage der Weltfinanzen aber noch viel schlechter, als uns vorgegaukelt wird. Wenn fast überall in der Welt die Währungen nur dadurch noch einigermaßen die nötigen Umsätze finanzieren können, weil die Notenpressen auf Hochdruck Geld ausspucken, dann kann sich doch jeder Laie sagen : das kann nicht mehr lange so weitergehen.

Also wird die Welt erst mal weiter betrogen. Die Lobbyisten wissen, wie man die Entscheidungsträger für sich gewinnt, da ist ja inzwischen jedes Mittel recht, die politische Kaste möchte natürlich die Vorteile des Amtes genießen, nur wenn es klar wird, daß es bald schiefgeht, verläßt man seinen Posten und genießt die reichliche Pension. Nicht so der kleine Mann. Er darf von Jahr zu Jahr den Gürtel enger schnallen, um sich und seine Familie über die Runden zu bringen. Im Zusammenleben ist jeder sich selbst der nächste.

Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen ist meist lästig, also läßt man alles so laufen wie es eben läuft.

Wir in der Bauernschule haben da meist eine andere Grundeinstellung. Wir sehen die Welt aus einer Sicht der Verantwortung für das Ganze, sei es für den Bauernstand, oder für das Volkswohl, oder auch das Wohl der ganzen Erde, der ganzen Schöpfung...

Da tut sich ja im Hintergrund allerhand, vor allem wenn man die weitere Ausbreitung der Gentechnik anschaut. Die EU hat mal wieder einen Schachzug gemacht, indem man jetzt den Regionen gestattet, sich „Gen-frei" zu erklären. Gleichzeitig erklärt man, daß in allen anderen Regionen zügig Gentechnik eingesetzt werden kann Diese Art der Handhabung der Gentechnik ist natürlich der letzte Hammer! Ein weiteres Beispiel ist die Freisetzung von Versuchspflanzen wie z.B. Genweizen in Gatersleben, der Genbank im ehemaligen DDR-Gebiet, im jetzigen deutschen Osten. Die dortige Befreiungsaktion durch die Gruppe „Gendreck - weg" hat nun ein juristisches Nachspiel (siehe umseitiges Flugblatt). Da werden die Verursacher des Schadens an der Natur zu Klägern, obwohl sie gegen das Gesetz verstoßen haben und können mutige Kämpfer für den Erhalt der Natur verklagen! So erleben wir inzwischen eine verkehrte Welt! Aber wir haben auch andere mutige Beispiele im eigenen Land: Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Deren Gründer und 1.Vorsitzender Rudolf Bühler zeigt uns durch sein Vorbild, wie es laufen kann. Wir freuen uns, ihn als Mitstreiter im Kampf gegen die Gentechnik an der Seite zu haben und werden die Zusammenarbeit so eng wie möglich gestalten.

Mit den besten Grüßen verbleibe ich heute Ihr/ Euer Alfred Colsman, Hergertswiesen, Vorsitzender des Schulvereins der Bauernschule Hohenlohe, Kirchberg/Jagst- Weckelweiler

Der Gatersleben-Skandal

Verhängnisvolle Abhängigkeiten
Wie kann es sein, daß dicht neben dem Hort der Vielfalt auf dem Gelände der Genbank Gatersleben ein Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertem Weizen (gv-Weizen) genehmigt wird? Das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) erwarb sich zu DDR-Zeiten Anerkennung vor allem durch eine der weltweit umfangreichsten Genbanken für Kulturpflanzen, speziell für alte Weizen- und Gerstensorten und die kostenlose Abgabe der Saatgutmuster an jedermann, sowie eine enge Zusammenarbeit mit Pflanzenzüchtern und Erhaltungsvereinen.

Auch aufgrund der Förderpolitik des Landes Sachsen-Anhalt und des Bunderforschungsministeriums entwickelten sich neue Abteilungen des IPK, die sich mit Molekularbiologie und Genetik befassen, während die wichtige Genbank ohne finanzstarke Drittmittelgeber innerhalb des IPKs geradezu ein Schattendasein führt. Gentechnik-Experimente statt Erhaltungsarbeit beförderte auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Horst Rehberger, der Millionen in die Gründung des „Biopark Gatersleben" gab. Auf dem Gelände des IPK wurden gezielt biotechnologische Firmen angesiedelt, die ihrerseits Freisetzungsversuche durchführen. Schlagzeilen machte auch ein Versuch der inzwischen insolventen Firma Novoplant mit gv-Erbsen sowie die 30 Millionen Euro schwere Beteiligung der katholischen Kirche an einem Gentechnikprojekt in Gatersleben.

2006 beantragte dieses "neue" IPK einen Freisetzungsversuch mit gv-Weizen und erntete einen Sturm an Protesten und Einwendungen von über 30.000 Bürgerinnen und Bürger, sowie über 100 Lebensmittel- und Verarbeitungsunternehmen, Bauern-, Saatgutzüchtungs-, Umwelt- und Ärzteorganisationen. Dennoch wurde der riskante Freisetzungsversuch durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) unter dem damaligen Landwirtschaftsminister Horst Seehofer genehmigt. In einem Begleitschreiben des BVL an das IPK hieß es, daß das BVL es mit Bezug auf die räumliche Nähe zur Genbank für geboten hält, die Vermehrung der Genbank-Erhaltungssorten an einen anderen Standort zu verlagern. Das ist jedoch nie geschehen.

Fragwürdige Genehmigung
Die Genehmigungspraxis des BVL ist seit einiger Zeit in der Kritik. Denn die Experten des BVL forschen selbst im Bereich Gentechnik oder pflegen enge Verbindungen zur Gentechnik-Industrie. In der an der Genehmigung beteiligten Zentralen Kommission für Biologische Sicherheit (ZKBS) saßen 2006 zahlreiche Gentechnikbefürworter:

Prof. Uwe Sonnewald hatte bis 2004 beim IPK gearbeitet, Prof. Gerhard Wenzel betonte im Laufe des Genehmigungsverfahrens: „Ich halte das Weizenprojekt für ungemein prioritär." ZKBS-Mitglied Anja Matzk ist bei dem Saatgutriesen KWS Saat AG beschäftigt, der ebenfalls mit Gentechnik experimentiert.

Im Gaterslebener Fall hatte das Bundesamt für Naturschutz gewarnt, daß nach dem Stand der Wissenschaft im Verhältnis zum Zweck der Freisetzung unvertretbare schädliche Einwirkungen auf die im Gentechnikgesetz genannten Schutzgüter nicht auszuschließen seien. Die Genehmigung wurde dennoch erteilt.

Die Risiken selbst vermeintlich kleiner Versuche waren hinlänglich bekannt. Im Genehmigungsjahr des Gentechnik-Weizens wurde weltweit gentechnisch verunreinigter Reis zurückgerufen. Ökonomischer Schaden: 1,2 Milliarden US-Dollar. Der Übeltäter: Gentechnikreis LL601 der Firma Bayer Crop Science. Der gv-Reis war auch „nur" in Freisetzungsversuchen angebaut worden und gelangte dennoch 2006 in europäische Lebensmittelregale. Bis heute sind gerade mal drei der über 1.000 betroffenen Reisfarmer entschädigt worden.

Kalkulierte Risiken und fragwürdige Versuchspraxis
Das Versuchsfeld befand sich nur etwa 400 Meter von den Vermehrungsflächen der Genbank entfernt. Zwar beriefen sich die Wissenschaftlerinnen immer wieder darauf, Weizen sei ein Selbstbefruchter, doch es gibt Studien, nach denen gerade bei älteren Sorten bis zu 10% Fremdbefruchtung möglich ist. Zudem wurde 2007 veröffentlicht, daß Weizenpollen über wesentlich größere Distanzen fliegen können, als in den Antragsunterlagen der Freisetzung angegeben und der Genehmigung zugrunde liegt. Aus diesem dann bekannten höheren Risiko wurde jedoch weder vom Antragsteller, noch von der Genehmigungsbehörde oder der Landesaufsichtsbehörde die gesetzlich notwendigen Schlussfolgerungen gezogen.

Bei der Vorbereitung auf den Schadensersatzprozess kamen weitere Mängel an das Licht: Es wurden eine Reihe von Untersuchungen und Analysen, die nach guter wissenschaftlicher Praxis geboten gewesen wären und für die Geld beantragt war, nicht vollständig durchgeführt. Die Auswertbarkeit der Versuche ist nicht zuletzt weiter in Frage zu stellen, da die Aussaat im ersten Versuchsjahr zwei Monate später erfolgte als sonst bei Winterweizen üblich.

Ein weiteres Detail: Als Sicherheitsvorkehrung gegen Auskreuzungen sollte eine Mantelsaat mit Phacelia ausgebracht werden. Bei der Feldbefreiung im April war aufgefallen, daß diese fehlte. Aus dem Bericht der Aufsichtsbehörde ging später hervor, daß die Aussaat erst im Mai stattfand - viel zu spät, als daß die Pflanzen bis zur Blütezeit des Weizens ihre Funktion hätten erfüllen können. Davon abgesehen halten Fachleute die Phaceliapflanzen als Pollenbarriere bei Winterweizen für ungeeignet.

Wer zahlt und wer kassiert?
Das IPK kassierte öffentliche Fördermittel in Höhe von 398.500 Euro für die „wissenschaftliche" Entwicklung und Freisetzung des gv-Weizens. Die Akten des Fördergeldantrages und des Zivilprozesses gegen die Aktivistinnen zeigen aber: Hier wird kommerzielle Sortenentwicklung vom Steuerzahler subventioniert. Obwohl in der Antragsprosa von Grundlagenforschung gesprochen wird, geht es offensichtlich um die Entwicklung einer vermarktungsfähigen Weizensorte. Im Fördermittelantrag heißt es unter anderem: "Mögliche Einnahmen würden sich dann aus den Züchterlizenzen ergeben und entfallen sowohl auf den Kooperationspartner Nordsaat als auch auf das IPK". Kommerzielle (gv-)Pflanzen zu entwickeln ist eindeutig nicht die Aufgabe eines öffentlich finanzierten Institutes.

Allerdings ist die Sortenentwicklung unter dem Deckmantel der (Sicherheits-) Forschung durchaus üblich und für die beteiligten Firmen sehr attraktiv: Sobald eine öffentliche Forschungseinrichtung Versuche mit gv-Pflanzen zur Genehmigung anmeldet, entfallen die nicht unbeträchtlichen Genehmigungsgebühren. (Sicherheits-)Forschung wird mit immensen Summen vom Staat gefördert, während  für nachhaltige, ökologische Forschung wenig Geld bereit steht. Das ist der „ganz alltägliche" Skandal des gv-Weizenversuchs. Außerdem werden bei jedem dieser Versuche Risikopflanzen freigesetzt; bei evtl. eintretenden Schäden für Umwelt, Gesundheit oder Bauern entziehen sich Gentechnikindustrie und Biotechnologen ihrer Verantwortung.

 
     
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