Dieter Kersten - Juli / August 2011

   
 

Grenzregime

 
     
 

(D.K.) Das ständig gestörte politische Selbstbewußtsein der vergangenen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und vieler ihrer Bürger - gegenüber der Bundesrepublik Deutschland - trieb in der DDR die Blüte Weltniveau. Alles, was die DDR politisch und wirtschaftlich veranlaßte, hatte selbstverständlich Weltniveau. So auch die Grenzkontrollen, welche die „friedliebende“ DDR vor den schlimmen „(Al-Qaida)-Terroristen aus Bonn“ zu schützen hatte. Wer vor 1990 in Deutschland unterwegs war, konnte ein Lied von der DDR-Kontrollphobie singen. Die Grenzkontrollen waren willkürlich, weil sie in ihrer freiheitsraubenden Strenge und in ihrer gelegentlichen Harmlosigkeit nicht vorhersehbar waren. Die Verunsicherung der Menschen war das Ziel dieser „Kontrollen“, wie auch Demütigungen durch Machtdemonstrationen.

Weltniveau - das wird jetzt an den Grenzen der USA demonstriert. Jeder Slip und jedes Etui wird mit der Geste der Arroganz untersucht. Das „arme Hascherl“ Grenzpolizist(in) wird für sehr kurze Zeit Herrscher(in) der Erde, Ich proklamiere einmal mehr, die Vereinigten Staaten bei Privatreisen „links“ liegen zu lassen - solange ihr Regime undemokratisch und menschenfeindlich ist. Hinzu kommt die Rechtsunsicherheit in den USA. Ein Tourist kann locker für ein halbes Jahr im Knast - ohne Anwaltskontakt, versteht sich - landen.

Anlaß meiner „Philippika“ ist die nachstehende Nachricht aus der Berliner Tageszeitung DER TAGESSPIEGEL  vom 13. Juni 2011:

Die Herren der Stempel
USA-Einreise: Wer diskutiert, darf länger warten

Wer diskutiert, verliert. Zumindest dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wenn ein in die USA Einreisender einen Streit mit den Stempelherren und -damen vom Zaun bricht. Diese Erfahrung mußten jetzt etwa 2000 Kreuzfahrer der „Arcadia" im Hafen von Los Angeles machen.

Nach einem Bericht des „Daily Telegraph" mußten die überwiegend britischen Passagiere geschlagene sieben Stunden bei der Sicherheitskontrolle zubringen. Denn die verlief noch akribischer als sonst üblich: Abdrücke aller zehn Finger, Augen-Scans, Porträtfotos, penible Passkontrolle sowie detaillierte Befragungen zum Woher, Wohin, Warum der Reise.

Auslöser für den besonders ausgiebigen Sicherheitscheck soll eine Meinungsverschiedenheit zwischen einigen Kreuzfahrern und den US-Sicherheitsangestellten gewesen sein, berichteten Passagiere gegenüber der Zeitung. Dabei hatten die Kreuzfahrer während der Reise zuvor keinerlei Probleme mit den US-Einwanderungsbehörden gehabt: Bevor sie in Los Angeles ankamen, waren sie bereits neun Mal in US-Häfen von Bord gegangen, hatten die Einreiseformalitäten jeweils zügig und ohne Beanstandung hinter sich bringen können.

Zunächst sei auch in Los Angeles alles reibungslos gelaufen, wird zitiert. Dann jedoch zettelten offenbar einige der Reisenden eine Diskussion mit dem Grenzpersonal an, fragten nach dem Sinn einer zehnten Sicherheitskontrolle für eine Gruppe hauptsächlich älterer Personen. Daraufhin durften alle Passagiere,  auch die bereits abgefertigten, zum kompletten Sicherheitsprogramm antreten.

Sieben Stunden bei Hitze, ohne Wasser, Essen oder Zugang zu Toiletten empfanden die Reisenden dann doch als irgendwie unzumutbar und beklagten sich bei der Reederei, P&O Cruises. Als nun wirklich nicht zuständige Stelle gab sich eine Unternehmenssprecherin diplomatisch: „Die Verzögerungen bei der Einreise waren zum großen Teil auf Computerprobleme der Customs and Border Protections (CBP) zurückzuführen. Sie hatten nichts mit dem verbalen Angang des Sicherheitspersonals durch eine Minderheit unserer Gäste zu tun, die von den Verzögerungen klar frustriert waren. Die Vereinigten Staaten haben die strengsten und genauesten Sicherheitskontrollen der Welt und sie hatten den Eindruck,  diese Kontrollen weiter verstärken zu müssen, was eindeutig in ihrer Macht steht.“                 gws

 
     
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