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(D.K.)
Den nachfolgenden Text habe ich am 12. August 2011 dem Internet den TV-News
von Yahoo entnommen. Ich habe zwar bei Yahoo manchmal auch den Eindruck,
wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, aber diesmal sollte
ich dem unbekannten Autor der Yahoo-“Nachricht“ zustimmen.
Ob „Frauentausch", „Mietprellern auf der Spur" oder
„Familien im Brennpunkt" - täglich erzählen Privatsender
uns Geschichten aus dem vermeintlich wahren Leben. Oder zumindest geben
sie das vor. Der geduldige Fernsehzuschauer kann im Abspann manchmal dezente
Vermerke „Scripted Reality" oder „Die handelnden Personen
sind frei erfunden" lesen - manchmal aber auch nicht. Es fällt
nicht immer leicht, zwischen ehrlicher Dokumentation und vorgegaukelter
Wirklichkeit zu unterscheiden. Nicht nur deshalb gerät das Format
immer wieder in die Kritik.
Die erste weitreichend bekannte Reality-TV-Sendung, die in Deutschland
über die Bildschirme flimmerte, war „Big Brother". Das
Format bildete den Alltag aus dem Container ab - bereits hier war unklar,
welche Szenen gestellt waren und welche sich wirklich zugetragen hatten.
Es folgten unzählige Gerichtsshows à la „Richterin Barbara
Salesch" oder „Richter Alexander Hold" mit Darstellern,
die von der Straße weggecastet worden waren. Irgendwann erzählten
auch in den meisten Talkshows nur noch Schauspieler von erfundenen Problemen.
Im Zuge der Ausstrahlung der Sat.1-Anwaltsserie „Lenßen &
Partner" erschien dann im Jahr 2003 zum ersten Mal „Scripted
Reality" auf der Bildfläche. Das in Deutschland erdachte TV-Format,
das sich auch international gut verkauft, hat ein feststehendes Drehbuch,
gibt jedoch vor, die Realität abzubilden. Schauspieler agieren darin
als „echte Menschen" und befinden sich meist in Lebenskrisen,
aus denen sie von gütigen Showmastern wie Vera Int-Veen oder Tine
Wittler gerettet werden.
Entzugsklinik, Frauentausch und Mietnomaden
Zappt man wochentags durch die Programme RTL, ProSieben oder Sat.1, nehmen
die „Scripted Reality"-Sendungen kein Ende. Da schlagen sich
in „Mitten im Leben" Laiendarsteller mit dem Alltag in der
Unterschicht herum. Bringen in „Die Autohändler" clevere
Verkaufstalente ihre Karren an den Mann, geht in „Familien im Brennpunkt"
eine alkoholabhängige Mutter ihrer Tochter zuliebe in die Entzugsklinik.
Kämpfen in „K 11 - Kommissare im Einsatz" vier Gesetzeshüter
gegen das Verbrechen, stehen Müttern beim Anblick fremder Haushalte
und Erziehungsmethoden in „Frauentausch" die Haare zu Berge
oder macht Vera Int-Veen in „Mietprellern auf der Spur" Jagd
auf ebensolche.
Schummel-Vorwurf an Vera Int-Veen
Veras Preller-Jagd machte kürzlich besonders negative Schlagzeilen:
Eine mitwirkende Familie berichtete der „Bild"-Zeitung, das
zuständige Produktionsteam habe vor Drehbeginn Müll und Dreck
in ihre Wohnung getragen, um sie vor laufender Kamera als Messies vorzuführen.
Der Sender RTL wies die Vorwürfe der Familie zurück. Im Mai
2010 wurden ähnliche Schummel-Vorwürfe gegen die Sendung „Unterm
Hammer" erhoben. In einer Sendung war gezeigt worden, wie das Haus
einer Familie versteigert und verkauft wurde - beides war jedoch nur gespielt.
Angeblich wusste das nicht einmal die Familie selbst. Als der Fake bekannt
wurde, setzte RTL die Sendung ab.
Bewusste Irreführung und Klischees
Sollte nicht jedem halbwegs vernünftig denkenden Menschen klar sein,
worauf er sich einläßt, wenn er in eine „Scripted Reality"-Sendung
zappt? Bei fehlender Kennzeichnung von erfundener Wirklichkeit ist das
gar nicht einfach. Darüber hinaus bedienen sich die meisten der gespielt
realen Formate gängiger Klischees wie das des Hartz IV-Empfängers,
der den ganzen Tag Dosenbier trinkt. Zudem kritisieren die Landesmedienanstalten,
die das Programm der Privatsender überwachen, daß die Drehbuch-Realität
selten gekennzeichnet wird - und damit nicht als Unterhaltung, sondern
Info-Sendung gilt.
„Wir können es uns nicht leisten, nur durch ein Schlichtprogramm
zu informieren", kritisiert der medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Wolfgang Börnsen in der NDR-Sendung „Panorama". Eine Kennzeichnungspflicht
soll das Problem lösen. „In unserer Demokratie brauchen wir
glaubwürdige Medien", bekräftigt Börnsen.
Neu: „Privatdetektive im Einsatz"
Bisher gibt es jedoch keine Einschränkungen in Sachen „Scripted
Reality". Und so ist derzeit kein schneller Wandel in Sicht: Die
Pseudo-Dokus der Privatsender erreichen Traumquoten und sind dabei auch
noch günstig produzierbar. Das nächste Format steht bereits
in den Startlöchern: Ab dem 15. August strahlt RTL II „Privatdetektive
im Einsatz" aus. Darin lösen sieben private Ermittler von Drehbuchautoren
erfundene Fälle und geben Einblick in ihre Arbeit. Die Protagonisten
sind selbst echte Ermittler - das behauptet zumindest der Sender.
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