Michael von Prollius - Januar / Februar 2012

   
 

Gutes Geld kommt vom Markt,
nicht vom Staat

 
     
 

(D.K.) Den nachfolgenden Text habe ich der Internetseite  www.weissgarnix.de entnommen.

Dr. phil. Michael von Prollius ist Publizist und Gründer von Forum Ordnungspolitik, einer Internetplattform, die für eine Renaissance ordnungspolitischen Denkens und für eine freie Gesellschaft wirbt. Er ist außerdem Mitglied der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und leitet deren Wissenschaftskreis. Zuletzt von ihm erschienen: Thorsten Polleit und Michael von Prollius: Geldreform. Vom schlechten Staatsgeld zum guten Marktgeld biete ich in der beiliegenden Bestelliste an. Das zitierte Buch von Hayek ist nicht mehr lieferbar. Das Buch Ethik der Geldproduktion von Jörg Guido Hülsmann finden Sie ebenfalls in der beiliegenden Bestelliste.

„Der Vorschlag, der Regierung das Geldmonopol und die Macht zu entziehen, Geld zum ‘gesetzlichen Zahlungsmittel’ zu machen, mit dem alle vorhandenen Schulden zu tilgen sind, erfolgte hier in erster Linie, weil Regierungen diese Macht im Laufe der Geschichte ständig und unvermeidlich grob mißbraucht und dadurch den automatisch arbeitenden marktwirtschaftlichen Steuerungsmechanismus, nämlich das Preissystem, schwerwiegend gestört haben.“ urteilte Friedrich August von Hayek in „Die Entnationalisierung des Geldes“ (deutsch 1977). Mit dem schmalen Band sorgte der Nobelpreisträger nur einige Jahre nach dem Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods für Aufsehen.

Hayek spricht sich mit seinem Reformvorschlag für einen Wettbewerb der Währungen aus. Wie in jedem anderen Gütermarkt würde der disziplinierende Wettbewerb für gutes Geld sorgen. Auf dem Markt könnte nur der Geldanbieter verbleiben, der die Kundenwünsche dauerhaft zufrieden stellt. Wettbewerb würde Geld in einer besseren Qualität bereitstellen, als es Regierungen mit ihrem Monopol jemals möglich wäre. Am gewohnten Umgang mit Geld ändert sich für die Nachfrager kaum etwas.

Staatsgeld verursacht Krisen
Ausgangspunkt des radikal anmutenden Vorschlags ist die Erkenntnis, daß schlechtes Geld, im Mittelalter als Falschmünzerei bekannt, den Austausch von Gütern und Dienstleistungen beeinträchtigt und die soziale Ordnung untergräbt. Das Preissystem – Herzstück der Marktwirtschaft – wird durch eine permanente Inflationspolitik (im Sinne einer kontinuierlichen Ausweitung der Geldmenge) gestört und gerade die Zinsen können ihre Koordinationsfunktion nicht ausreichend wahrnehmen. Wir alle konnten in den letzten Jahren außer Rand und Band geratene Preise auf den Immobilien-, Rohstoff- und Aktienmärkten beobachten. „Vermögenspreisinflation“ lautetet das Stichwort. Tatsächlich führt das staatliche Geldsystem dazu, daß die Kreditmengen stärker ansteigen als die volkswirtschaftlichen Einkommen zunehmen. Das vorgegaukelte erhöhte Sparangebot verlockt zu Investitionen, die ohne die Manipulation nicht unternommen worden wären. Infolgedessen steigen Preise etwa für Rohstoffe oder Vermögensbestände wie Aktien, Häuser und Grundstücke in ungerechtfertigter Weise. Außerdem entsteht eine verzerrte volkswirtschaftliche Produktionsstruktur, die kapitalintensiver ist und von künstlich niedrigen Zinsen abhängt.

Die Ungleichgewichte werden jedoch aufgedeckt. Viele künstlich angeregte Investitionen erweisen sich als „Flop“. Unternehmen kürzen daraufhin Produktion und Beschäftigung. Es kommt zur Rezession, die ein Bereinigungsprozess ist. Produktions- und Beschäftigungsstruktur können wieder in Einklang mit den Konsumentenwünschen gebracht werden. So gesehen ist der Aufschwung, angeheizt mit aus dem Nichts geschaffenem Geld, die Phase, in der Fehlinvestitionen auflaufen, und der viel gescholtene Abschwung bereinigt als „Krise“ die Fehlentwicklungen. Ohne Bereinigung steigt der Verschuldungsgrad der Volkswirtschaften immer weiter an und führt letztlich zum Bankrott oder zur (Hyper-)Inflationspolitik.

In dieser Perspektive bildet schlechtes Geld die entscheidende Ursache der aktuellen Finanz- und Weltwirtschaftskrise. Ohne die staatliche Geldproduktion, die einer monetären Zentralplanwirtschaft nahe kommt, wären die Verwerfungen nicht möglich. Allein seitdem US-Präsident Nixon am 15. August 1971 die verbliebene Gold-Teildeckung der Weltleitwährung US-Dollar aufgehoben hat sind weit mehr als 100 gravierende Finanzkrisen zu beklagen. Weltweit gibt es nur noch ungedecktes, beliebig vermehrbares „Fiat Money“. Hayek urteilt zurecht: „Keine Behörde kann im Vorhinein feststellen, sondern nur der Markt kann entdecken, was die ‘optimale Geldmenge’ ist.“

Geldreform: Gutes Geld kommt vom Markt
Die Alternative zum destruktiven Staatsmonopol unterscheidet sich im Grunde nicht von der Auflösung anderer Staatsmonopole: Die Geldproduktion wird marktwirtschaftlichen Regeln und damit dem Wettbewerb unterworfen, die Banken verlieren ihre Sonderprivilegien. Schließlich ist Geld ein Gut wie jedes andere Gut auch. Es zeichnet sich lediglich dadurch aus, daß es dasjenige Gut ist, das sich am besten für Tauschzwecke einsetzen läßt.

Geldreform bedeutet im Sinne Hayeks „Freihandel mit Geld“ und „Freihandel bezüglich der Bankgeschäfte“. Da Geld keine staatliche Erfindung ist, sondern in einem sozialen Evolutionsprozess spontan entstand, liegt die Entnationalisierung des Geldes nahe. Jörg Guido Hülsmann hat in „Die Ethik der Geldproduktion“ zudem aufgezeigt, daß eine Geldreform nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus rechtlichen und ethischen Gründen erforderlich ist. Ohne das Staatsmonopol wird gutes Geld schnell schlechtes ersetzen. Das Greshamsche Gesetz gilt nicht: „Geld ist die einzige Sache die durch Wettbewerb nicht billiger würde, weil seine Attraktivität gerade darauf beruht, daß es ‘teuer’ bleibt.“ urteilt Hayek. Das Publikum würde schon deshalb besseres Geld wählen, weil es ein zuverlässigeres Handeln in die Zukunft ermöglicht, da wenigstens eine stabile, verlässliche Größe für die Kalkulation zur Verfügung steht.

Private Geldproduktion würde das Ende der Zentralbanken bedeuteten genauso wie das Ende der nationalen Währungs- und Geldpolitik. Das Bruchteilreservesystem würde verschwinden und die Zinsen würden nicht mehr manipuliert werden, sondern sich auf natürliche Weise bilden, in Abhängigkeit der Zeitpräferenz durch Angebot und Nachfrage. Folglich würde es weder den „Lender of last resort“ noch „Bailouts“ noch monetär bedingten „Moral hazard“ geben. Auch für die Geldproduktion gilt: Der Wettbewerb zwingt die Emittenten, den Wert ihres Geldes konstant zu halten. Damit wäre die Gefahr stärker als heute gebannt, daß die Geschäftstätigkeit das Ausmaß eines privaten Unternehmens übersteigt.

Es muß hier nicht betont werden, daß es nicht um mehr Geld geht, sondern um werthaltigeres, knapperes Geld. Ziel sind gerade nicht möglichst viele billige Kredite, sondern deren Eindämmung – im Gegensatz zu einigen Freigeldbewegungen.

Hayek formulierte seinen Vorschlag zur Geldreform wie folgt: „Der konkrete Vorschlag für die nahe Zukunft … besteht darin, daß sich die Länder des Gemeinsamen Marktes … gegenseitig durch formalen Vertrag binden, weder dem Handel in ihren gegenseitigen Währungen (inklusive Goldmünzen) noch einer in gleicher Weise freien Ausübung von Bankgeschäften seitens jeder in einem ihrer Territorien gesetzlich niedergelassenen Bank irgendwelche Hindernisse in den Weg zu legen.“

Die Entnationalisierung der Währung schließt die uneingeschränkte Freiheit Münzen zu prägen und Handelsfreiheit mit Edelmetallen bei gleichzeitiger Besteuerungsfreiheit ein, etwa durch Abschaffung der Mehrwertsteuer für den Handel mit Edelmetallen oder Abschaffung der Kapitalertragssteuer für Kursgewinne. Das historisch bewährte Ergebnis sind Münzen in besserer Qualität, besserem Aussehen und in der erforderlichen Stückelung, wie George Selgin in seinen Studien zu Schottland um 1800 aufzeigt. Auch der Kauf und Verkauf von Währungen darf nicht behindert werden, insbesondere nicht aus dem Ausland. Dem Staat käme die Aufgabe des Markenschutzes zu, die Durchsetzung von Verträgen über das Privatrecht und die Anwendung des Strafrechts.

Geldreform ist keine Idee eines skurrilen Einzelgängers, noch dazu aus der Sektion der neoliberalen Weltverschwörung. Tatsächlich ist eine Gesellschaft freier Menschen dauerhaft mit einem staatlichen Geldmonopol nicht vereinbar. Zugleich sind gutes Geld und ein gutes Finanzwesen nicht unmöglich, sondern derzeit lediglich verboten. Warum sollte gutes Geld nicht in Konkurrenz zum Staatsgeld treten dürfen?

 
     
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